Hanna schien ihre Macht über mich zu genießen. Sie war allerdings immer nur bei ihr zu Hause die strenge Domina. Außer Haus schien sie fast devot. Es schien ihr nichts auszumachen, bei Überschreiten der Türschwelle ihre Macht an mich abzugeben. Ihr Herr war ich in den Momenten, wenn sie sich wie in einem Ritual mit dargebotener Peitsche mir völlig unterwarf. Dann gehörte sie mir, mit Haut und Haaren.
1.
Hanna, neunundzwanzig, sieht zwar jung aus, hat sehr lange dunkelblonde Haare, eine zarte und weibliche Figur, sehr feine Gesichtszüge, die einen Teil ihres engelhaften Wesens ausmachen, aber sie wirkt sehr reif und erwachsen. Vielleicht liegt auch eine Art Melancholie auf ihrer Seele, die sie älter scheinen lässt, oder es liegt daran, dass sie bereits zwei gescheiterte Beziehungen mit ausgesprochenen Machos hinter sich hat, oder dass sie bereits Mutter eines zehnjährigen Jungen ist, um dessen Entwicklung sie sich auf fürsorgliche Art kümmert. Sie hält sich selbst für eine strenge Mutter, wenngleich ihre Strenge wohl kaum vergleichbar mit der Härte ist, mit der sie selbst als Kind durch ihre Mutter konfrontiert war. Vielleicht kommt es aber auch daher, dass ich, vierundfünfzig, aus einer älteren Generation stamme - ich könnte ja ihr Vater sein, dass ich ihre Art der Erziehung nicht als zu streng ansehen konnte. Für mich schien sie nur die beste Ausbildung ihres Kindes im Auge zu haben und danach zu trachten, dass er ein wohlerzogener Junge würde.
Als sie mir vor einem Jahr eröffnete, wie alt sie wäre, hielt ich es für Koketterie und wollte ihr die damals angeblichen achtundzwanzig Jahre nicht glauben. Ich hielt sie für mindestens zehn Jahre älter, so erwachsen und reif wie sie sich benahm. Ich hätte mich nie für eine Frau interessiert, die meine Tochter sein könnte. All ihre Ansichten, ihre Weisheit, ihr Einfühlungsvermögen und Verständnis ließen viel mehr auf eine Person meiner eigenen Generation schließen. Mittlerweile, viele Gespräche und Beteuerungen später, muss ich ihr allerdings ihr wirkliches Alter glauben, auch wenn mich ihr Reifegrad nach wie vor in höchstem Maße verblüfft.
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