Devana führte dieses Interview mit Söldner.
In welcher Stadt oder welchem Ort wohnst Du? Was gefällt Dir dort besonders?
Alle paar Jahrhunderte wird Magdeburg komplett zerstört. Ich hoffe, dass sich das nicht wiederholt. Aber Sicherheit gibt es nicht und unsere moralische Evolution hinkt der technischen Entwicklung in immer größer werdendem Abstand hinterher. Vernunft fehlt. Und ob Selbsterhaltungstrieb ausreicht, uns zu erhalten, glaube ich nicht. Oder anders gesagt: Wir alle sind Bewohner eines Zoos und Affen sind Hüter der Atombomben. Mir gefällt an Magdeburg die Beharrlichkeit im Wiederaufbau, die gelungenen Werke kreativen Geistes wie das Hundertwasserhaus, der Dom, umgebaute Speicher, die Bauhaussachen. Dazu kommt die Lage an der Elbe.
Hast du an deinem Wohnort Kontakt zu anderen BDSMlern? Besuchst du Stammtische oder Veranstaltungen?
Ich habe oft darüber nachgedacht, warum die Auffassung so weit verbreitet ist, dass sich Freunde des BDSM häufig treffen, austauschen, Kontakt suchen, Stammtische betreiben, Sessions beobachten. Ich drehe die Frage. Ohne meine Neigung zu BDSM würde ich auch keine Stammtische oder Veranstaltungen besuchen, bei denen es um Liebe und Sexualität geht oder mich in Swingerklubs herumtreiben. Es bedeutet aber nicht, dass ich keinen Austausch suche. Mein Interesse konzentriert sich auf BDSM-Literatur, auf Lesen, Schreiben, Textarbeit. Da bin ich gern dabei und hier sind die Schattenzeilen das beste Portal, das ich kenne.
Was machst Du am liebsten in Deiner Freizeit?
Der Relevanz nach: Mit meinem Lebensmenschen reden, schreiben, lesen, kochen, gärtnern, sportliche Bewegung, Kaffee trinken.
Teilt dein Lebensmensch deine Leidenschaft für das Schreiben und Lesen?
Sie liest und ich bin froh, dass sie auch meine Sachen liest. Häufig erst, nachdem sie irgendwo veröffentlicht sind, also wenn alles zu spät ist. Das bringt Stimmung und intensive Diskussion.
Seit wann weißt Du von Deiner Neigung? Kannst Du sie ausleben?
Mit etwa zehn Jahren sprang mein Kopfkino an. In selbigem Alter begann ich mit dem Aufschreiben. Erst zwanzig Jahre später begann ein Ausleben, das über die Missionarsstellung hinausging.
Fantasien in diesem Alter zu Papier zu bringen ist außergewöhnlich. Weißt du noch, welche Fantasien das waren? Existieren diese Schriftstücke noch?
Ich erinnere mich detailliert an alle Fantasien. Sie waren Galaxien von dem entfernt, was ich über Liebe und Sexualität las, hörte oder gelehrt bekam. Wahrscheinlich können viele Freunde des BDSM den folgenden Einblick in meine Kinderseele nachvollziehen. Mir war klar, ich gehörte nicht zur Gesellschaft, war krank, pervers, musste meine Abseitigkeiten unbedingt geheim halten, denn wenn meine Fantasien herauskämen, könnte ich nie ein Leben im Kreise normaler Menschen führen. Meine sexuellen Träume kamen mir wie Aussatz vor. Sie waren Pest, widerliches, krankes Zeug, keinesfalls mit einer Partnerschaft vereinbar, denn dort herrschten Liebe und Zärtlichkeit. Alles von mir Geschriebene habe ich nach dem Schreiben vernichtet.
Wie ging es dann weiter? Wann kam die Erkenntnis, dass du nicht alleine mit deinen Fantasien bist? Wann konntest du sie für dich selbst akzeptieren?
In Aufklärungsbüchern wurden Sadismus und Masochismus als sexuelle Abarten gezeigt. Sie waren gefährlich, Zeichen psychischer Auffälligkeit. Durch das Lesen von Aufklärungsbüchern war mir schon klar, dass andere Menschen ähnliche Fantasien haben. Das hat aber nichts zur eigenen Akzeptanz in Form einer Suche nach solchen Menschen und damit einhergehendem Versuch des Erlebens zu tun. Die anderen Perversen haben ja ähnlich gedacht und ihre Neigungen versteckt. Die Sache blieb somit in meinem Kopf. Für mich akzeptiert hatte ich die Neigung in dem Moment, in dem sie auftrat. Ich schrieb mein Kopfkino ja auf, konnte es sofort erotisieren.
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