Ekstatischer Tanz, betörende Trommeln und archaische Gesänge. Ein loderndes Feuer. Murmelnde Stimmen von ganz nah und tief aus dem Dschungel. Ein Opferritual? Oder ein Traum? Beiläufig flüstern ein Mann und eine Frau, dass es nun Zeit ist, zu sterben.
Langsam wiegen mich die Töne des Gesangs voran bis zu dem Feuer vor mir, dessen Wärme ich so wohltuend auf meiner Haut spüre. Wer singt denn da?
Es sind so viele, jeder singt ein bisschen anders. Seid Ihr meine Ahnen? Seid Ihr meine Schwestern, Brüder? Geliebte? Geliebte von einst und jetzt? Auch aus früherer Zeit?
Die Zeit ist nicht da.
Deshalb können sie wohl alle gleichzeitig anwesend sein.
Rechts und links sitzen sie neben mir. Um das Feuer mit mir im Kreis. Und nah und weit und hinter mir klingen ihre Stimmen aus dem Dschungel. Ja, ich singe mit. Ich kenne den Text. Es sind alte, archaische Silben. Magische Worte, die mich erschauern lassen und besänftigen.
Rings herum rauscht der dunkle Urwald. Habe ich mich jemals so geborgen gefühlt? Jemand trommelt zu dem Gesang. Ein anderer trommelt in der Ferne, auf einem hell klingenden Holz. Unser Gesang ist zwar leiernd, klingt aber angenehm. Sehr angenehm. Einmal wehmütig, schmerzvoll sich verabschiedend, um kurz darauf sich in ein Lachen zu verkehren. Dann klingt es so fröhlich, festlich und feierlich.
Ist meine Familie ein... Indianerstamm? Ich dachte, ich bin Europäer! Wo ist meine "Hochkultur"? Wo sind die vielen, ohne die ich nicht zu leben können glaubte.
Doch, ich kenne mich hier aus, war immer wieder einmal hier. Hier bin ich, wie ich bin. Ah ja... und wer bin ich? ... Bin ich eine Frau? Ich fühle mich weiblich, ohne sagen zu können, wieso, was das ist.
Ich dehne mich, strecke mich von meinem Fersensitz aus mit der Taille nach vorne, nach oben, bewege mich kreisend, schlängele mich fast aus den Fersen empor zum Feuer vor mir.
Das Feuer versengt mir fast die Brüste. Sie könnten noch mehr Hitze aufnehmen; ich spüre keinen Schmerz. Ich erschrecke, denn ich sehe, die Glut ist meinem Körper so nahe. Jetzt berührt mich das Feuer fast, es ist heiß, aber es schmerzt immer noch nicht. Ich weiche schnell zurück. Man weiß ja nie.
Hinter dem Feuer tanzt eine Frau. War sie da schon immer oder kam sie plötzlich?
Mallards Geschichten haben mich schon immer berührt, wir haben auch vor langer Zeit einmal eine gemeinsam verfasst. Also sollte ich wissen, dass mich etwas Besonderes beim Lesen erwartet.
Aber die hier?
Wow ... mehr fällt mir kaum ein.
ich habe das Gefühl, ich sitze mit dir am Lagerfeuer. Ich bin mittendrin. Kann es etwas Tolleres geben? Nein, für mich nicht.
Zeilen voller Inbrunst, voller Träumerei, voller Erotik. Zeilen, in denen man das Knistern des Feuers, den Schweiß der Tanzenden, den Duft der Geschlechter förmlich fühlen, spüren, riechen konnte.
Zeilen, die ich schon deswegen gern gelesen habe, weil sie so ganz anders waren, als die meisten Texte hier auf den Schattenzeilen. Sozusagen berauschend.
Puh, das war heiß, sehr heiß, vom Feuer, von Deinen durch Worten erzeugten Bilder, diesen Tänzen mit deren phantastischen Details und dann dieses Ende, ein wenig abrupt, aber auch so verständlich.
Wunderschöne Erzählung die einen förmlich mitreißt und ganz klasse beschrieben.
Ein berauschender Text, der einen mit in die Phantasie und die Erregung nimmt. Ein großes Kompliment! Unendlich viel schöner und reifer als die Geschichte "Get down on me" vom selben Autor. Am liebsten wäre ich beim Feuertanz mit dabei gewesen.