BDSM
Sklavinnen und Sklaven, Doms und Dommen, Gerten, Peitschen, Handschellen und Seile: BDSM ist ein geheimnisvolles Thema. Wird es irgendwo erwähnt, erzeugt es unmittelbar Aufmerksamkeit - von vollständiger Ablehnung, Empörung bis hin zu leuchtenden Augen und wissendem Lächeln. Gelegentlich sorgen BDSM-Themen in den Medien für einen Hype und in Folge diskutieren dort Menschen, die sich am wenigsten über die tatsächliche Bedeutung bewusst sind.
Definition für BDSM - bitte ganz kurz!
Das Web ist voller Erklärungen, was BDSM ist und bedeutet. Sie überbieten sich in Umfang, Tiefe und Bebilderung gegenseitig. Selbst Wikipedia erläutert über so viele Zeilen, dass Neugierigen und Anfängern der Kopf brummt.
Wer du noch gar nichts mit BDSM zu tun hattest und dich auch nicht tiefer damit beschäftigen möchtest, genügt zu wissen:
BDSM ist eine sexuelle Spielart, bei der sich eine Partnerin oder ein Partner dem Gegenüber freiwillig unterwirft.
Der oder die sich Unterwerfende wird meist als devot und submissiv bezeichnet, der ihn beherrschende Gegenpart als dominierend.
Und für was steht die Abkürzung BDSM nun?
Na gut, du möchtest es genauer wissen.
Der Begriff BDSM setzt sich aus den jeweils ersten Buchstaben der englischen Bezeichnungen "Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism" zusammen.
Das geht auch deutsch, klingt dann aber nicht mehr so toll: Fesselspiele, Disziplinierung, Dominanz, Unterwerfung, Zufügen von Schmerzen und Erdulden von Schmerzen. FDDUZE. Ziemlich ungelenk. Und wie bei jeder Übersetzung trifft es einfach nicht das weite Spektrum all der meist sexuellen Verhaltensweisen, die unter dem Begriff BDSM zusammengefasst sind.
Ist das nicht Vergewaltigung?
Nein. Ist es eben nicht. Das, was der dominante Part mit seinem mündigen submissiven Gegenüber anstellt, erfolgt grundsätzlich in gegenseitigem Einverständnis und freiwillig.
Natürlich entsteht dadurch, dass der submissive Part auch schmerzhafte sexuelle Handlungen an sich zulässt, ein Machtgefälle. Bei dem der dominante Part sehr genau aufpassen muss, wie weit er gehen darf und ab welchem Moment er die Grenze des Einvernehmlichen erreicht. Um das einschätzen zu können, bedarf es vorheriger Kenntnisse, eindeutiger Absprachen und eines ausreichenden Vertrauens.
Wenn dir also jemand erzählt, dass er beispielsweise eine Frau gegen ihren ausdrücklichen Willen fesselt und missbraucht, zeige ihn an. Das ist kein BDSM.
Shades Of Grey ...
Du hast Bücher gelesen, die Bestseller sind und in denen unglaublich erfahrene Herren in unglaublich unerfahrenen Frauen unglaubliche Wünsche wecken? Du hast im Fernsehen Reportagen gesehen von glücklich gemachten Maso-Sklaven bei glücklich machenden Dominas? Vergiss das alles. BDSM wird nicht mal eben initiiert durch den erfahrenen Blick einer anderen Person. Und BDSM spielt sich nicht einfach nur auf der Haut ab, sondern vor allem erst einmal im Kopf.
Wenn du BDSM ausprobieren möchtest, nur weil du davon gelesen oder gesehen hast und es wohl gerade »schick« ist, kannst du das gern tun. Beschränke dich aber dann unbedingt zunächst auf einfache Dinge wie locker gefesselte Hände und fühle in dich, ob du wirklich mehr möchtest.
Wie werde ich BDSMler?
Du solltest dir bewusst machen, dass man sich nicht eben mal eine Neigung überstülpen werden kann. Zwar behaupten das viele von sich (und für Uneingeweihte erscheinen ihre Erzählungen ebenso schillernd wie für tatsächlich beteiligte Personen haarsträubend). Du kannst nicht einfach ein Seil oder eine Gerte in die Hand nehmen, losziehen und die Welt dominieren. Ebenso wird es dir keine Freude machen, dich versuchsweise auf den Boden zu werfen und hohe Stiefel zu lecken, wenn du dabei gar nichts fühlst.
BDSM ist eine Leidenschaft. Und es gilt wie bei jeder anderen Leidenschaft: Entweder teilt man sie - oder eben nicht. Du solltest von innen heraus fühlen, ob dich BDSM fasziniert. Auf welche Seite du dich gezogen fühlst.
Hast du es beispielsweise als Kind genossen, wenn du beim Indianerspiel von anderen gefesselt wurdest? Hat es dir Spaß gemacht, bei Räuber und Gendarm jemandem Handfesseln anzulegen? Sprechen dich Bilder von gefesselten Menschen an? Wühlt es dich auf, wenn du daran denkst, ein Halsband zu tragen? Oder fasziniert es dich, jemandem ein Halsband anzulegen? Findest du ein streng geschnürtes Korsett erotisch? Wie empfindest du Bilder von durch Schläge geröteter Haut? Spürst du irgendetwas in dir, was dich glauben lässt, dass es erregend sein könnte, einen anderen Menschen zu dominieren oder von ihm unterworfen zu werden?
Wenn nicht: Lass es bleiben. Versuche es nicht. Mache nicht dich und Andere unglücklich.
Her mit den Handschellen und der Peitsche!
Bitte nehme Abstand davon, deine Fantasien sofort in die Tat umzusetzen. Du hast einen weiten Weg vor dir.
Wichtig ist zunächst, dass du ganz viel liest. Recherchiere im Web und finde heraus, was dich wirklich anspricht. Knüpfe Kontakte zu anderen Menschen, die mehr Erfahrungen haben als du. Tausche dich mit ihnen aus. Das kannst du auch in unserem Forum tun. Auch unter den Lieblinks findest du Informationsquellen. Und wenn du eher der audiophile Typ bist, informiere dich im BDSM-Podcast.
Sortiere genau, welche Fantasien überhaupt real umsetzbar sind. Es gibt zuhauf Geschichten und Filme, in denen sadomasochistische Praktiken beschrieben und gezeigt werden, die so gar nicht funktionieren. Und es ist auch nichts Ungewöhnliches, dass Kopfkino in der Realität frustrierend sein kann.
Unterschätze keine Gefahren. Oftmals entsteht der Eindruck, BDSM ginge ganz leicht. Tatsächlich aber bedarf es Erfahrung und auch dem Bewußtsein, welche Risiken lauern können. Ist eine Hand erstmal blau angelaufen und du bekommst den Knoten nicht auf, platzt Haut unter deinem völlig überzogenen und deplazierten Schlag auf oder röchelt deine Partnerin oder dein Partner in einer Seilschleife, die du unter Last nicht schnell genug öffnen kannst, ist es zu spät. Hinter mancher Ecke lauern erst Panik und gleich dahinter nicht mehr gut zu machende körperliche und psychische Schäden.
Insbesondere Neueinsteiger und Menschen, die keine oder wenige Erfahrungen mit solchen Praktiken haben, können schnell in für sie nicht vorhersehbare Situationen gelangen, die durchaus gesundheitsschädlich oder sogar lebensbedrohlich sein können! SM ist eine ernsthafte Sache, auch wenn oft von einem »Spiel« gesprochen wird. Lasse dich auch nicht von Anderen verleiten oder irritieren, die dir erklären, dass sie so etwas »schon seit Jahren« machen, dabei »noch nie etwas passiert« ist und solche Warnungen »etwas für Weicheier« sind. Wenn erst etwas passiert ist, dann ist es zu spät!
Und zu guterletzt: Tu es nie mit einer Partnerin oder einem Partner, solange ihr euch nicht ausreichend kennt. Redet viel miteinander. Vorher.
Irgendwann soll es dann doch real sein!
Wenn du dich auf erste Ausflüge in die reale BDSM-Welt begeben möchtest und dir sicher bist, dass du den Unterschied zwischen Kopfkino und Realität nicht nur erleben, sondern auch verkraften kannst, bleibt noch immer ein Restrisiko: Manche Partnerinnen oder Partner verhalten sich »in echt« plötzlich doch ganz anders, als es vornweg den Eindruck erweckte. Ganz gleich, ob die Ernüchterung nicht vorherzusehen war oder dir sogar absichtlich etwas vorgegaukelt wurde, können solche Situationen gefährlich werden. Nicht nur für deine Seele, sondern auch für deinen Körper. Entpuppt sich beispielsweise der angeblich sanft einweisende Dom als sexhungriger Hardcore-Sadist, während du auf der Suche nach ersten Erfahrungen gefesselt und geknebelt vor ihm liegst, ist es zu spät.
Wir empfehlen dir daher grundsätzlich, dich bei ersten Begegnungen mit der realen BDSM-Welt covern zu lassen, so lange du deinem Gegenüber nicht ausreichend vertrauen kannst. Sei unbedingt dir selbst gegenüber ehrlich bei dieser Einschätzung!
Covern bedeutet, dass eine dritte Person mindestens zu Beginn zugegen sein wird, der du vertrauen kannst und die einschreiten wird, wenn sie bemerkt, dass etwas nicht stimmt oder du ein vereinbartes Zeichen zum Abbrechen gibst.
Aus der Natur der Sache heraus scheiden Verwandte und Bekannte als Cover meist aus. Daher ist es nicht einfach, jemanden zu finden, der sich zur Verfügung stellt. Wenn du keine Möglichkeiten siehst, kannst du dich gern auch an uns wenden. Wir können versuchen, dir eine aus unserer Sicht vertrauenswürdige Person zu vermitteln oder stehen gegebenenfalls selbst zur Verfügung.
Grundausstattung?
Es gibt keine Grundausstattung. Denn in erster Linie hängen die verwendeten Materialien und Accesoires von den Vorlieben deiner Partnerin oder deines Partners und von dir ab.
Du kannst in einschlägigen Online-Shops ein Vermögen ausgeben für einfache Dinge, die sich unter Umständen auch durch andere Materialien günstig ersetzen lassen. Plane für den Anfang keinen Großeinkauf. Und so, wie du nicht hungrig in einen Lebensmittelladen gehen solltest, beginne mit unbefriedigter Lust besser kein BDSM-Shopping.
Für den Anfang reicht zum Fesseln bestimmt schon ein Baumwoll-Seil, und bevor du dir zum Schlagen kostenintensiv Gerte oder Stock zulegst, genügen zum Ausprobieren zunächst auch Küchenbrett oder Holzlöffel. Das klingt vielleicht lächerlich, aber wenn du und deine Partnerin oder dein Partner die ersten BDSM-Erfahrungen sammeln wollen, werdet ihr ohnehin niemandem erzählen, was genau ihr getan habt. Später kannst du dich dann für BDSM-Utensilien entscheiden, die du für geeignet hältst. Denke aber weiterhin immer daran, dass du dich vor der ersten Verwendung neu gekaufter Spielzeuge informierst, was sie bewirken und deiner Partnerin oder deinem Partner antun können! Und: Tut es immer einvernehmlich.
Das ist alles ziemlich viel für den Anfang!
Auch (oder insbesondere?) für BDSM gilt: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Gerade BDSM-Neulinge fühlen sich oft völlig unsicher und angesichts der Flut an schlauen Ratschlägen überfordert. Mal eben Mutti fragen oder den Kumpel um Rat bitten ist in der Regel auch keine gute Idee. Und nun?
Du bist auf dem richtigen Weg. Auf seriösen Seiten findest du nicht nur ehrliche Informationen, sondern auch sehr viele Gleichgesinnte. In unserem Forum wird daher niemand verlacht, der Anfänger-Fragen äußert oder sich bei Unklarheiten Hilfe erbittet. Auf den Schattenzeilen sind sowohl Neueinsteiger als auch alte und erfahrene BDSM-Häschen unterwegs, und wir legen Wert darauf, dass ordentlich miteinander umgegangen wird.
Traust du dich trotz dieser Zusicherung nicht, kannst du dich auch direkt an uns wenden.
Wir bitten dich nur eins: Nutze die Möglichkeiten, bevor etwas schief geht. Fragen kostet auf den Schattenzeilen nichts - aber Unwissenheit bei BDSM-Erfahrungen kann dich nicht nur Geld kosten, sondern auch die Freude am Spiel, Nerven, den Partner oder die Partnerin, deren Gesundheit und im schlimmsten Fall sogar deren Leben. Das willst du ganz sicher nicht riskieren.
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