Im Grunde genommen kommt alleine die Frage mit den gegebenen Antwortmöglichkeiten bereits sehr nah an eine Suggestivfrage heran. Wenn man den letzten Punkt nicht mit zählt, gibt es genau eine Antwort, in der Fehler in Geschichten "zugelassen werden". Und diese Antwort umfasst noch nicht einmal alle Möglichkeiten, warum man Fehler in Geschichten als nicht all zu schlimm bewertet. Aber es gibt vier Antworten, in denen Fehler als etwas durchweg negatives dargestellt werden. Dabei finde ich die dritte Antwort bereits als ziemlich persönlich, den Autoren gegenüber.
- Mich stört das beim Lesen nicht, jeder soll schreiben, wie er mag.
Natürlich finde ich Fehler in Geschichten nicht schön. Aber sie kommen einfach vor und manche Menschen können einfach nicht besser schreiben.
- Ich teile dem Verfasser mit, dass er künftig auf seine Beiträge besser achten soll.
In vielen Fällen kann man das tun, aber einen Kommentar zu schreiben, nur um den Verfasser auf Rechtschreibfehler hinzuweisen und dessen Beitrag vielleicht noch bis ins kleinste Detail auseinander zu nehmen, ist oft einfach nur anmaßend und so ziemlich das Letzte, was ich mir vorstellen kann.
- Solche Beiträge sind für den Verfasser peinlich genug, ich sage dazu nichts.
Diese Antwortmöglichkeit ist für den Verfasser peinlich genug. Ich sage dazu nichts.
- Ich empfinde solche Beiträge als Zumutung und dulde sie nur widerwillig.
Wenn jemand einen Text mit Rechtschreibfehlern als Zumutung empfindet, sollte er am Besten ganz aufhören, zu lesen. Selbst in Bestsellern und sogar in Zeitungsartikeln finden sich immer mal wieder Fehler. Also am Besten das Zeitungsabo kündigen und alle Bücher im Regal an die örtliche Leihbücherei spenden.
- Ich ignoriere Beiträge von Personen, die nicht ordentlich schreiben wollen.
Wer behauptet denn, daß die Verfasser nicht ordentlich schreiben WOLLEN? Ich denke, niemand legt es darauf an, Fehler zu machen. Dieses "wollen" ist schon eine ziemlich freche Unterstellung.
- Keine Angabe oder keine passende Antwort.
Für mich ist das die einzige akzeptable Antwort bei dieser Umfrage, da alle anderen Antwortmöglichkeiten zusammen genommen, diese Umfrage in Richtung einer Suggestivfrage schieben.
Ich kenne genug Geschichten, die nur so vor lauter Fehlern strotzen und eigentlich unlesbar sind. Aber auch solche Geschichten können, trotz aller Schreibfehler, gut geschrieben und vom Inhalt her sehr gut sein.
Auf der anderen Seite gibt es auch genug Geschichten, die trotz nahezu perfekter Rechtschreibung vollkommen Inhaltsleer sind.
Eine meiner Lieblingsgeschichten stammt von einem Autor mit starker Rechtschreibschwäche und ist laut den hier gegebenen Antwortmöglichkeiten eine peinliche Zumutung für alle Leser und sollte deshalb einfach ignoriert werden. Trotz der vielen Fehler, die diese Geschichte enthält und über die ich regelmäßig stolpere, lese ich diese Geschichte sehr gerne. Dem Autor mitzuteilen, daß er doch besser auf seine Rechtschreibung achten sollte, würde nichts bringen, da ihm seine Schwäche bekannt ist. Im Gegenteil, würde es ihm seine Motivation, weiterhin zu schreiben, eher nehmen.
Natürlich finde ich es gut, wenn man sieht, daß der Autor sich Mühe gibt und es, am Besten, gar keine Fehler in einer Geschichte gibt. Aber das ist Wunschdenken. Ganz ohne Fehler wird wohl niemand schreiben. Wer das ohne Rechtschreibprüfung, andere Hilfsmittel und Lektoren hin bekommt, muss vermutlich erst noch geboren werden.
Viel schlimmer, als Fehler in Geschichten, finde ich Leute, die zwanghaft auf jeden Fehler hinweisen und den Autoren sagen, sie sollten besser etwas Anderes tun, als zu schreiben oder Leute, die auf die neuen "Recht"schreibung beharren.
Was mich viel mehr aus dem Lesefluss bringt, sind zusammen geschriebene Wörter, die eigentlich nie zusammen gehören oder das unsägliche "dass".
Zusammengefasst müsste meine Antwort wohl lauten:
- Ich akzeptiere, daß es Menschen gibt, die mit der Rechtschreibung Probleme haben und freue mich über gute Geschichten, freue mich aber auch, wenn diese möglichst wenig Fehler enthalten.