Rezension: "Dein" von Lilly Grünberg
Sophie ist auf der Suche nach Ihrem Dom. Es prallen zwei Menschen aufeinander, die eigentlich beide stark sind. Wird Leo es schaffen, Sophie ihren Platz zuzuweisen? Er führt sie, lehrt sie Regeln, bestraft sie und ist trotzdem immer gerecht.
Ein Blogbeitrag von Ambiente.
Info: Veröffentlicht am 31.07.2012 in der Rubrik Gelesen.
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Als erstes fiel mir dieses ästhetische Cover auf. Wunderschön auf sanftem Braun ein goldener Ring, in dem anstelle eines Edelsteins eine Frau in sinnlicher Pose eingeschlossen ist.
Der Schreibstil des Buches ist sehr einfach. Kurze Sätze, die Story aufs Wesentliche beschränkt, trotzdem schafft die Autorin es, die Protagonisten gut herauszuarbeiten.
Die Story kommt in vielen Büchern auf die ein-oder andere Art immer wieder vor. Aber noch nie ist sie mir so an Herz gegangen wie in dieser Geschichte. Ich habe mitgefühlt, mitgelitten und mitgehofft. Ich gebe es zu, gegrinst habe ich auch, wenn Sophie sich mal wieder eine Strafe eingehandelt hat.
Sophie ist auf der Suche nach einem Dom, einem richtigen Dom, wie sie sich selbst vormacht. Bisher hat sie sich die Männer ausgesucht, mit denen sie spielte und es wurde gespielt, was sie mochte und wollte - Dom als Lusterfüller. Nach den Sessions fühlte sie sich nicht so erfüllt, es blieb immer ein schaler Nachgeschmack.
Dann erfährt sie von einem Dom, der anders sein soll als andere. Keiner kann ihr genau sagen, wer er ist und wo sie ihn finden kann. Eigentlich ist es da schon klar, sie wird nicht aufgeben, bevor sie ihn gefunden hat.
Durch den Dom ihrer besten Freundin Nadine wird Sophie die Möglichkeit beschafft, sich diesem Phantom-Dom vorzustellen. Vorzustellen ist das richtige Wort - denn er sieht Sophie, aber er selbst lässt sich nicht sehen. Er lässt ihr die Wahl: Entweder sie ordnet sich ihm voll und ganz unter, liefert sich aus, ohne ihn gesehen zu haben, oder sie geht nach Hause und vergisst ihn.
Sie geht das Risiko ein, unterschreibt einen Vertrag, stellt ihm Vollmachten für ihre Konten aus und übergibt ihm Schlüssel, Handy und Geldbörse aus ihrem früheren Leben und zieht bei ihm ein.
In den folgenden vierzehn Tagen (dafür musste sie sich Urlaub nehmen) wollte er sie unterrichten, ausbilden, strafen und belohnen. Sophie sieht Leo zum ersten Mal und ist begeistert. Gut aussehend, wohlhabend und mit Stil. Anscheinend hat sie das große Los gezogen, wenn da nicht ihr Dickkopf, ihr Trotz und ihre Lust ihr im Wege stehen würden.
Die Autorin lässt die Leser der Geschichte wirklich in den Kopf von Sophie hinein, die Wut ob des schäbigen Zimmers, welcher er ihr zuteilt, die Sehnsucht nach einem Orgasmus, den sie sich doch erst verdienen muss, die Strafe und die Gedanken, die darum kreisen. Der Leser ist dabei und mich hat es derart gepackt, dass es zum ersten Mal nach langer Zeit passiert ist, dass sich meinen Finger auf die Wanderschaft begeben haben, ob eines Textes, den ich da las.
Ich kann „Dein“ als sommerliche kurze Lektüre allen sehr ans Herz legen. Lasst Euch überraschen. Sophie wird durch eine harte Schule gehen, lernen müssen, dass nicht ihre Wünsche zählen, sondern dass es um das Wohlbefinden des Doms geht. Und wieder und wieder steht sie sich selbst im Weg.
Schade, dass das Buch so kurz ist. Das Ende? Lest selbst!