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Forum - Schreiben - Übungen

Blitzlicht (Staffel 6, Teil 1): Bunte Blätter im Wind

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Leo Me

Autorin.

12.11.2023 um 11:19 Uhr

Bunte Papierschnipsel kleben auf dem Asphalt. Durchgeweicht, vom andauernden Nieselregen. Er musste irgendwann im Laufe des Morgens eingesetzt haben, als ich noch schlief. Nun versuche ich, sie mit einem Besen zusammen zu fegen. Hartnäckig weigern sie sich. Verbinden sich mehr und mehr zu einer breiigen, bunten Masse. Dazwischen Scherben von zerbrochenem Porzellan. 

Mir ist heiß. Mein T-Shirt klebt nass an meinem Körper. In zwei Stunden müssen wir den Schlüssel übergeben. Besenrein muss alles sein. Alle Spuren der Feier müssen beseitigt sein.

Ich halte kurz inne und verfluche diese Papierschnipsel. Nichts ist ihnen von ihrer Anmut geblieben, mit denen sie gestern durch die Luft flogen. Wie buntes Herbstlaub, aus einer Märchenwelt.

 

Zunächst nahm ich dich gar nicht wahr. Zu fasziniert war ich von den bunten Schnipseln. Es wurden immer mehr, wie von einem Laubsauger aufgewirbelt. Dann endlich traf mich dein Blick. Insgeheim hatte ich gehofft, dass du auch kommen würdest. Ich wollte dich noch einmal sehen. Mir sicher sein, dass du mir nichts mehr bedeutest. Mir sicher sein, dass ich das richtige tat…

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12.11.2023 um 23:56 Uhr

Hier mein nächtlich-spontaner Versuch und gleichzeitig auch mein erstes Werk(schnippselchen) hier für euch. Ich hoffe, er erfüllt die Kriterien. :)

 

---

 

Mein Kopf zuckt zum Fenster. Ein Windstoß hat die Ausläufer des herbstlich-bunten Astwerks eines nahen Kastanienbaumes frech über das Glas schlagen lassen. Gelbe, braune und orangene Blätter wirbeln im tiefstehenden, goldenen Sonnenlicht wild durcheinander und scheinen sich noch tapfer gegen ihr vorbestimmtes Los zu wehren.

 

Vorsichtig genehmige ich mir einen kleinen Schluck aus der gelassen dampfenden Tasse in meiner Hand und verziehe leicht das Gesicht. Doch noch zu heiß, verdammt! Behutsam stelle ich den dunklen Früchtetee auf den Sims und lasse dabei das verzweifelte Zittern und Zappeln vor dem Fenster nicht aus den Augen. Gebannte Faszination verbindet sich langsam zu etwas Brodelndem tief in mir, das von diesem aussichtslosen Wackeln, Ringen und Flattern weiter angefacht wird.

 

Leicht unterdrücktes Stöhnen wirft meine Aufmerksamkeit zurück aufs Bett. Dort windet sich mein gut geschnürtes Päckchen hin und her. Ich kann nicht anders und muss unwillkürlich grinsen. Bedächtig schreite ich neben das Bett und streiche ihr das wilde dünne Haar aus dem schwitzigen Gesicht, das  unerschrocken und widerspenstig an mir vorbei starrt. Nimmt sie mich wahr?

 

Ihre Muskeln arbeiten unentwegt weiter, reißen und zerren an den Fesseln, doch hier gab es kein Entkommen, wie ich sehr wohl wusste. Auf meine Künste konnte ich seit jeher vertrauen. Ihr angestrengtes Fauchen, Zappeln und Winden bringt mein Brodeln zum Kochen und ich genieße für einen Augenblick in tiefster aufgewühlter Zufriedenheit ihr tapferes, wenngleich vergebliches Bemühen.

 

„Fünf Minuten noch.“, raune ich ihr zu, ganz leise, denn ich will sie nicht aus ihrer Welt herausholen.

 

„Mist!“, keucht sie hochkonzentriert ins Nichts, spannt ihren Körper auf ein Neues an und scheint mich dabei wieder ganz vergessen zu haben.

 

Mit einem herrlichen Wohlgefühl wende ich mich meinem Tee zu und beobachte gerade noch rechtzeitig, wie bunte Blätter von einer wütend rauschenden Böe schicksalhaft fortgerissen werden.

 

Freiheit? “, flüstere ich. „Was ist Freiheit? "

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Queeny

Förderer.

13.11.2023 um 21:02 Uhr

Hallo Rumsch, ich war von deinem Text beeindruckt, habe ihn gefühlt!

Hoffe doch bald mehr von dir lesen zu können, ich freue mich schon sehr darauf, weil ich deinen Schreibstyl jetzt schon sehr mag! 

Dankeschön!

LG Queeny

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hexlein

Autorin.

14.11.2023 um 15:31 Uhr

Rumsch

 

ich mag Deinen Text..vielleicht auch deshalb, weil ich jetzt schon einige Zeit über die Gelassenheit einer dampfenden Tasse Tee grüble *sfg*

 

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hanne lotte

Autorin. Korrektorin. Förderer.

18.11.2023 um 22:01 Uhr

Ihr Lieben,

 

da ist ja doch noch einiges zusammengekommen

 

Bevor ich ein neues Blitzlich starte, möchte ich meine Leseeindrücke aufschreiben und vielleicht eine Diskussion anregen. Ich fände es cool, wenn wir hier einen Ort schaffen, an dem wir konstruktives Feedback bekommen. Ich werde deshalb versuchen, zu jedem Text ein solches Feedback zu geben, auch, um zu zeigen, was ich meine.

 

Wenn ihr darauf keine Lust habt, ist das auch in Ordnung.

 

LG hanne

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Schattenzeilen

Autorin. Teammitglied.

18.11.2023 um 22:01 Uhr

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hanne lotte

Autorin. Korrektorin. Förderer.

18.11.2023 um 22:29 Uhr

geändert am 18.11.2023 um 22:36 Uhr

Lieber Meister Y

 

Uwe und Karla kommen mir schon vor wie liebe alte Bekannte.

 

Der Einstieg gefällt mir gut, die Situation im Garten mit dem Laub und einer Ahnung von Peinlichkeit ohne zu wissen, welches Problem Karla hat und wer jetzt das Schaf ist ...

 

Den Mittelteil dagegen habe ich als sperrig empfunden, was zum Teil am Plusquamperfekt liegt, aber auch daran, dass da geballt Information drin ist und kaum noch Situation. Ich hätte mich gerne noch ein wenig hinhalten lassen. Da die Pointe schon raus ist, kann ich mir auch nur schwer eine Fortsetzung vorstellen, lasse mich aber gerne überraschen.

 

Ein Lob bekommst du für die Hege und Pflege des vom Aussterben bedrohten Konjunktiv 1

 

Liebe Grüße

hanne

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hanne lotte

Autorin. Korrektorin. Förderer.

18.11.2023 um 22:46 Uhr

Liebe Nora

 

ich mag deinen Papa.

Die Situation im Biergarten, die Erinnerungen - das kann ich gut nachvollziehen. Und ist auch gut  geschrieben.

 

Du hast viel reingepackt in deinen Text - Klimawandel, Trauer, Schuldgefühle und Marie ohne Höschen ... und ich bin mir nicht sicher, ob das schon eine abgeschlossene Geschichte ist, die ganz viel anreißt und am Ende den Gute-Laune-Deckel draufpackt. Oder es ist ein Anfang, der viel verspricht. Das fänd ich spannend, wobei du schon fast den Stoff für einen Roman hast. Ich gebe zu, ich bin gespannt.

 

LG

hanne

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hanne lotte

Autorin. Korrektorin. Förderer.

18.11.2023 um 23:12 Uhr

Liebe Diedie Nerin

 

das ist eine schöne Idee. Du hast die bunten Blätter ganz anders interpretiert und mich damit überrascht. Ich verstehe sie so gut, diese Ungeduld - warum warten bis zur Rückkehr nach Hause, wenn man sich so sicher ist. Die Situation ist reizvoll und lässt offen, wie sie sich jetzt entscheidet.

 

Wenn ich in Szenen und Situationen denke, würden mich die Minuten zwischen Abschied, Umschlag aufreißen und Windstoß interessieren, also der Blick auf den Moment ohne die Retrospektive. Ich glaube, das könnte den Text intensiver machen.

 

LG

hanne

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Diedie Nerin

Autorin.

20.11.2023 um 10:28 Uhr

liebe hanne, freut mich wenn es gefällt. aber tatsächlich bringt mich dein tipp weiter, stärker auf die situation, den augenblick zu fokussieren und nicht schon eine ganze story im hinterkopf zu haben ... danke dafür!

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Nora

Profil unsichtbar.

20.11.2023 um 11:09 Uhr

Liebe hanne lotte

Ich habe das genauso empfunden wie Diedie Nerin: Die Fokussierung auf eine einzige Szene - und was sie an Emotionen in mir auslöst, ohne die Absicht, daraus gleich eine komplette Geschichte zu machen (wohl aber vielleicht später mal die Möglichkeit weiter daran zu schreiben).

Ich finde diese Übung (wie alle anderen auch) großartig!

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