Ich finde das ein spannendes Thema und weil ich mich neu hier bei euch registriert habe, will ich mich hier quasi mal als Vorstellung beteiligen.
Erstmal die Frage, was bei mir zuerst da war, die Neigung oder das Ausleben: Das früheste an das ich mich erinnere, war das Nachspielen eines Actionfilms mit einem Schulfreund. Der "Held" des Films wurde an einen Baum gestellt, gefesselt und ausgepeitscht. Zu der Zeit war ich so 10 bis 12 Jahre alt. Aus meiner heutigen Perspektive gesprochen spielte ich den dominanten Part. Jedoch nicht (das finde ich in Bezug auf diese Frage für wichtig) aus eigenem Antrieb sondern auf Bitte meines Freundes hin. Ich hatte mich zuerst sogar dagegen gesträubt. Und dann, mitten im kindlich-jugendlichen Spiel, war da etwas neues. Ich würde heute sagen, der Anfang der Pubertät. Auf jeden Fall eine sexuelle Empfindung. Getriggert durch die Situation und mir bis heute in Erinnerung geblieben. Insofern würde ich diese Frage für mich so beantworten, dass die Neigung zuerst da war und das Ausleben hat sie mir zufällig bewusst gemacht.
In der Zeit danach ist BDSM für mich immer ein Thema geblieben. Einige Jahre später - das war dann so Mitte der 90er - war es schon in meinem Kopf recht weit gereift. Damals gab es noch kein Internet, zumindest nicht in der heutigen Form. Auf der Maimarkt-Messe in Mannheim, ziemlich versteckt und auf keinem Standplan verzeichnet, ein kleiner Verkaufsstand für allerlei digitales Erotikzeugs auf CD. Da habe ich schon gezielt nach BDSM-Content gesucht und in Form einer sogenannten "Grabber-CD" gefunden. Für die Jüngeren, die damit nichts anfangen können: Das war Content, der über die damals üblichen BBS-Einwahlsysteme verbreitet wurde. Weil der Zugang dazu sehr kompliziert und teuer war, machten das ein paar Nerds (die damals noch nicht so hießen), pressten das auf CD (also richtige Silberscheiben, keine gebrannten, weil CD-Brenner gabs auch noch nicht) und verkauften das für so 20 Mark das Stück. Grad mal seit ein paar Wochen volljährig, war mein Perso für sowas mehr wert als die Maimarkt-Eintrittskarte. Auf der CD befand sich ein wildes Sammelsurium an BDSM-Fotos, völlig ungeordnet. Beim Durchklicken fand ich manches mehr und manches weniger spannend.
Bei den ersten praktischen Versuchen fand ich mich interessanterweise auf der submissiven Seite wieder und blieb es auch für etwa 10, 15 Jahre. Weißgott es waren auch ziemlich harte Sachen dabei. Dann, eines Tages, war es vorbei. Diese submissive Seite war einfach tot in mir. Aber der BDSM hat mich nie los gelassen. Schwer zu erklären warum, aber bei mir begann diese suchende, orientierungslose Phase, mit der viele BDSMer beginnen, erst nachdem ich mich schon jahrelang ausgelebt hatte. Der dominante Teil von mir aber war schwierig, störrisch. Mit den Erfahrungen aus von "der anderen Seite" im Background war ich für die ein oder andere submissive Frau zu fordernd, zu hart.
Für mich ist das alles eine Reise. Heute, über 30 Jahre nach jener Initialzündung aus dem ersten Absatz, habe ich meine Balance gefunden und auch eine ganz wunderbare Sub an meiner Seite. Sie steht eigentlich noch ziemlich am Anfang. Zusammen verschieben wir Grenzen. Sie überrascht mich regelmäßig mit ihrer Aufgeschlossenheit für Neues, ich Sie mit dem dazu passenden Neuen.
Trotz alldem ist mein bzw. unser BDSM nicht das alles bestimmende Thema. Wir haben Hobbies, wir haben Jobs, wir laufen nicht den ganzen Tag im Szene-Look herum. Aber wenn, dann leben wir uns auch zu 100% aus