Eine Episode im Liebesleben eines normalen Paares, vielleicht auch der Startschuss für eine neue gemeinsame Sexualität - und das ganze mit einem Augenzwinkern. Ist das SM, ist das Ds? Wo beginnt BDSM? Vielleicht um 22.15 Uhr zur wöchentlichen Triebabfuhr – weil er eigentlich schon längst keine Lust mehr hat darauf.
Es ging ihm nicht schlecht, nein, das konnte er wirklich nicht behaupten. Der Job lief gut, noch ein paar Jahre und er würde die Leiter hoch stolpern. Das Haus war schon fast zur Hälfte abbezahlt und der Kredit drückte nicht mehr so. Endlich konnte er es sich leisten, sich alle zwei bis drei Jahre einen Neuwagen zuzulegen, keine Oberklasse, aber immerhin! Die Kinder waren schon aus dem Schlimmsten raus, sein Ältester machte sogar schon Anstalten, flügge zu werden. Astrid war immer noch sehr sexy und zog die Blicke auf sich. Es ging ihm nicht schlecht, er konnte nicht klagen.
Trotzdem fühlte er sich hohl und leer – und dies nicht erst seit gestern. Was ist das für ein Leben? Geordnet, überschaubar, alles an seinem Platz. Montags und donnerstags ging er in den Schachverein, dienstags hatte Astrid ihren „Frauenabend“ und freitags hatten sie Sex. Um 22:15 Uhr, um genau zu sein, denn dann war Astrids Krimiserie zu Ende.
Seit ich die Zeilen gelesen habe frage ich mich, in wie vielen Familien es solch einen Alltagstrott wohl gibt. Wie viele wahrscheinlich nebeneinander statt miteinander leben. Ja, es stimmt, eingefahrene, meinetwegen liebgewonnene, Gleise zu verlassen, aus dem tagtäglichen Trott auszubrechen ist äußerst schwer. Vor allem dann, wenn man es nicht für sich selbst sondern auch noch gemeinsam versucht. Hier scheint ein Anfang gemacht. Zumindest hat er sich für kurze Zeit befreien können und sie auch noch mitgenommen. Vielleicht ein Aufbruch in eine neue Zeit, ich würde es ihnen wünschen.
Danke für Zeilen, die bestimmt vielen einen Spiegel vorhalten, die sicher voller (unangenehmer) Wahrheit stecken.
Gut geschildert fand ich den Alltag in so mancher Beziehung, schön das es hier jemand geschafft hat auszubrechen und doch zu sich selbst zu stehen. Wünschen müßte man den Beiden so die Beziehung aus " den alten Gleisen" zu holen.
Ja, ich kenne diese Abende in Kopie...nur nützt es manchmal nicht mehr, spontan zu sein. In diesem Falle jedoch war das ein fantastischer Plot! Genial!