Tiefe Sehnsucht treibt ein Boot über den Tränensee. Es führt sicher über das zunehmend tiefe Wasser zur anderen Seite, wo ihr Herr wartet, und es wird sie schließlich auch sicher zurückbringen.
Info: Veröffentlicht am 05.05.2007 in der Rubrik BDSM.
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Bild: Schattenzeilen, Midjourney
Wie jeden Abend saß er auf der Couch, den Blick auf den Fernseher geheftet, tiefe Sorgenfalten auf der Stirn. Ich saß neben ihm in meinem Kleid, mit perfekter Frisur und geschminktem Gesicht. Als ich das Wohnzimmer betreten hatte, hatte er mich kurz angesehen und ich kniete mich vor ihn auf den Boden, um meinen Kopf in seinen Schoß zu schmiegen, doch er hatte nur unwillig gebrummt: »Lass den Quatsch …«
Auch heute Nacht wäre ich allein in meinem Bett. Mit gesenktem Kopf blieb ich brav eine Weile neben ihm sitzen, bis ich es nicht mehr ertrug. Ohne ein Wort zu sagen, ging ich in mein Schlafzimmer. Tränen, die ich die ganze Zeit zurückgehalten hatte, strömten über mein Gesicht.
Ich zündete die Kerzen an, ließ Musik erklingen und schloss meinen Schrank auf, um mir meine Fesseln herauszunehmen.
Die Verschlüsse klirrten leise, als ich sie umlegte, der vertraute Geruch tröstete mich ein wenig. Meine Fesseln gaben mir Halt, sie schmiegten sich an meinen Hals und meine Handgelenke.
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Selten lese ich hier Zeilen, aus denen so viel Verzweiflung klingt.
Da ist zunächst dieser Beginn, der eigentlich nur zwei Schlüsse zulässt. Entweder ist es pure psychische Erniedrigung. Missachtung, seelische Grausamkeit, die ich zutiefst verabscheue oder es ist tatsächlich einfach nur das Unverständnis ihres Partners, der nicht erkennen kann oder will, was sie ihm da schenkt.
Das sie sich dann in fast schon verzweifelte Sehnsucht zurückzieht, bewusst allein bleibt ist mehr als nachvollziehbar. Was bleibt ist ein Traum. Ein See, der sich mehr und mehr aus Tränen füllt, ein scheinbar unerreichbares Ufer, an dem Erfüllung wartet. Eine Welt, in die sie sich zurückzieht, vergräbt. In der sie sein kann wie sie will und was sie will.
Ein schöner Traum, der nur durch die bittere Realität möglich ist.
Jeder Tag voller Hoffnung und Enttäuschung füllt den See in der Nacht ein wenig mehr. Jede Nacht hinterlässt ein Gefühl der Geborgenheit, welches tagsüber nicht vorhanden ist, vielleicht nicht mehr oder noch nie war. Und doch klammert sie sich an der Ablehnung fest, weil sie nur so ihren See füllen, das Boot finden und zu ihrem Herrn gelangen kann.
Diese Form der psychischen Demütigung ist eine gefährliche Gratwanderung, trifft mitten ins Schwarze und kostet immense Kraft, man wünscht, dass der Traum irgendwann für sie zur Realität wird und der Alltag in Träumen verblasst.
traurig, voller Sehnsucht und sehr gefühlvoll... Auch wenn es gereicht hat, um das Kopfkino zum Laufen zu bewegen hätte ich mir mehr Details über die "Aufgaben" gewünscht...
23.12.2020 um 20:48 Uhr
sinna manchmal ist es beruhigend zu sehen, dass man nicht allein ist.
Schön, dass es das Boot gibt. Vielleicht brauchen wir es bald nicht mehr.
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