Die Stimme war weder laut noch böse und das Mädchen hob ihre schmale Hand, langte erschöpft nach oben und drückte die Klinke herunter. Schon eine ganze Weile hatte sie mit sich gekämpft. Ihre Angst, ihre Hoffnungslosigkeit und die Erschöpfung hatten ihren Mut in den vergangenen Stunden immer wieder niedergerungen.
Die Erde schrie in stummer Qual...
Sie konnte es noch, im Gegensatz zu seinen Bewohnern. Diese hatten nicht mehr genug Kraft dazu. Das Leben im Schatten der schwarzen Berge war hart und der Herr dieses Landes unbarmherzig. Die Landschaft wirkte wie tot. Nur an wenigen Stellen schafften es ein paar braune, trockene Halme, sich ihren Weg durch Steine und Staub zu bahnen, doch sie waren kein Zeichen des Lebens. Das gesamte Land schien im Sterben zu liegen.
Die finsteren Berge waren voller Löcher und Stollen. Nicht wenige der Bergbaustollen waren eingestürzt und hatten jenen, die das Pech hatten, darin zu fronen, ein dunkles, staubiges Grab beschert. Die Sonne, die unbarmherzig auf die staubige Ebene schien, verbrannte die Leiber, wenn sie von Zeit zu Zeit ans Tageslicht kamen, denn die Haut der Menschen war das grelle Licht nicht gewöhnt. Die Menschen gruben nicht nur in den Stollen, sie lebten darin. Häuser zu bauen war nicht möglich. Weder hatten sie Zeit noch Material dafür. Sie schufteten den größten Teil des Tages, ohne jemals etwas anderes zu haben als die Aussicht auf eine Mahlzeit am Tag und eine Schale voll Wasser.
Hatte es in diesem Tal jemals Hoffnung gegeben, war sie vor langer Zeit geschwunden. Es gab kein Entrinnen, keine Träume mehr und nur selten wurde gesprochen. Das Lachen war verstummt. Die Hände der Menschen waren blutig und voller Schwielen, die Haut schmutzig und die Gestalt jedes einzelnen krumm. Schon die Säuglinge, wenn es denn welche gab, husteten und keuchten, denn der Staub und die Trockenheit quälte jeden. Es fiel allerdings nicht ins Gewicht, denn Säuglinge gab es selten.
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