Sie starrt mich an, erst fragend, dann fassungslos und schließlich wütend. »Wie bitte?« Ich erhalte zwei Ohrfeigen, diesmal etwas stärker, spüre den Hacken ihres Stiefels auf meinem linken Fuß, der zudrückt. »Ich komme hierher, um einen Kaffee zu trinken und es gibt keinen Kaffee? Bist du komplett verblödet?«
Ich sitze auf meinem Fahrrad und denke an die Worte des berühmten Schneidermeisters, während mir die schlabberigen Hosenbeine um die Waden schlagen.
Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren, sagte er.
Der Schneidermeister ist tot, seine Worte leben. Ich sehe in Gedanken das unscheinbare Männlein vor mir, das er vor Beginn seiner Karriere war, und dann diese beeindruckende Kunstfigur, die er aus sich gemacht hatte und bei der alles, bis ins letzte Detail, stimmte.
Bei mir stimmt nichts. Ich radle auf der Straße entlang und habe noch fünf Minuten. Hat da eben jemand hinter mir her geschaut? Vielleicht liegt es an der lustigen Pudelmütze mit Bommel, die ich auf dem Kopf trage, so ein Ding, das sich manchmal junge Frauen auf den Kopf setzen, um niedlich zu wirken.
Wenn mich Leute in diesem Aufzug auf meinem Fahrrad sehen, müssen sie glauben, dass ich nicht richtig ticke. Ich habe meine Operettenschuhe an, schwarz, glänzend, geputzt. Als ich mich vor einigen Minuten eilig anzog und zum Fahrrad eilte, habe ich über mein Schuhwerk nicht nachgedacht. Joggingtreter schienen mir nicht angemessen. Mehr dachte ich in der Kürze der Zeit nicht. Vor ein paar Tagen war ich mit meinen feinen Schuhen im Theater und jetzt nehme ich sie zum Radfahren. Sie passen zur Jogginghose wie saurer Hering zu Milchreis.
Da vorn muss ich links rum.
Ich habe noch vier Minuten. Kalt ist es, deshalb habe ich die Jogginghosen aus dem dicken Stoff angezogen. Sie sind ein wenig zu kurz. Dazu trage ich meine gefütterte, etwas längere Winterjacke.
Ich halte die Hand raus, muss zwei Autos abwarten, biege ab. Die Zeit passt, Pünktlichkeit ist wichtig, auch in leichten Stresssituationen.
Ein feuriger Schrecken durchzuckt mich. Mist, ich habe den Kaffee vergessen! Wie kann ich das noch regeln? Schaffe ich es, in drei Minuten zurückzufahren, Kaffee zu kochen und dann bis zum Parkplatz zu radeln? Keine Chance. Ist ein Imbiss in der Nähe? Nein. Das Versäumnis kann ich nicht mehr geraderücken.
Hoffentlich sieht mich niemand, den ich kenne. Die Straße steigt leicht an. Ich radle mit einem Gesichtsausdruck, der Eile ausdrücken soll. Nicht ungewöhnlich will ich wirken, eine selbstverständliche Erscheinung will ich sein wie ein Radfahrer unter vielen, trotz meiner ungewöhnlichen Kleidung. Ich rede mir beruhigend zu. Manchmal zieht man sich schnell etwas über, wenn die Zeit drängt, achtet nicht zu sehr auf sein Äußeres. Vielleicht gab es einen Anruf, während ich unter der Dusche stand, etwas Wichtiges zwang mich, schnell die Jogginghose anzuziehen, die Jacke. Es sieht ja niemand, dass ich nichts drunter trage.
Noch zwei Minuten. Dort vorn ist das Gewerbegebiet, der Parkplatz. Mittags ist hier niemand. Die Leute stellen früh ihre Fahrzeuge ab, gehen arbeiten, kommen am Abend wieder und fahren nach Hause.
Am hinteren Rand des Parkplatzes, neben einer Hecke, stelle ich mein Fahrrad ab. Ich warte, drei Minuten, sieben Minuten. Vielleicht hätte ich doch noch die Zeit gehabt, einen Kaffee zu kochen, in meine Thermoskanne zu füllen und mitzubringen.
Ich schaue zur Straße. Einer dieser schrecklichen SUVs biegt auf den Parkplatz, fährt langsam neben mich, hält.
Sie steigt aus, kommt um das Fahrzeug herum. »Sag mal, wie siehst du denn aus!« Sie spricht betont langsam, schaut mich voller Unverständnis an, während sie mich in den kurzen Pausen zwischen jedem Wort ohrfeigt. »So traust du dich hierher?«
Du erhältst kostenlos Zugriff auf BDSM-Geschichten, Hörtexte und Podcasts. Du kannst im Forum und im Chat andere Mitglieder kennenlernen. Und wir bieten dir viele weitere Vorteile.
Auf jeden Fall eine sehr kurzweilige Geschichte. Noch bin ich mir nicht ganz sicher, wie ernst ich den Inhalt nehmen kann. Ich denke, es wäre nur menschlich und würde wahrscheinlich den meisten Leuten schwerfallen, sowohl die körperlichen als auch verbalen Ausbrüche der Domme einfach so und ohne Widerworte hinzunehmen. Egal, wie sub/maso man sein mag. Immerhin hat sie so ziemlich jede „Leistung“ zwar im Voraus befohlen, aber letztendlich eine nach der anderen selbst torpediert bzw. nicht mehr lösbar gemacht. Klar steht es jedem/r Dom/me wahrscheinlich frei, mal ein Scheitern auf diese Weise zu provozieren, aber in dieser Fülle erscheint es unangemessen und schlicht unfair. Man(n) hatte im Grunde nie eine Chance, es ihr recht zu machen. Dass er zusätzlich zum permanenten Einstecken schließlich auch noch einen Tribut finanzieller Art austeilen muss, setzt dem Ganzen schon eine kleine Krone der Unverschämtheit auf.
Mir geht es auch so, dass ich den vorletzten Satz nicht ganz zuordnen kann. Soll hier wirklich „nur“ mit einem Klischee aufgeräumt werden? Ich finde, die Liste an vermeintlich passenden Attributen ist schon wieder so ausführlich und detailliert, dass es auch ironisch gemeint sein könnte und der Held der Geschichte eben doch genauso aussieht. Da er sich offenbar selbst gerade nicht ganz versteht, könnte man es auch als eine Art Spott gegenüber sich selbst auslegen…
Wie auch immer: solange eine Geschichte gut geschrieben ist, mag ich Inhalte, die vielleicht mal etwas aus dem Rahmen fallen und mich überraschen, sehr gerne. Ganz unabhängig davon, wie man selbst zu einem bestimmten Thema stehen mag. Das hat es hier auf jeden Fall getroffen.
Danke fürs Lesen lassen!
P.S.: Wer wie ich in einer Großstadt arbeitet, würde sich nicht im Geringsten über so ein Outfit wundern. Hier ist das irgendwie normal...
Hallo Robert S, ich gestehe, dass mich die Geschichte nicht wirklich abgeholt hat. Ich versuche zwar immer, unvoreingenommen zu lesen, hier gab es aber zu viele Dinge, die mich wirklich gestört haben. Wahrscheinlich bewusst und gewollt, stellst Du Deinen männlichen Protagonisten als Schwächling dar. Ihr Verhalten hat für mich nichts mit Dominanz zu tun, es ist beleidigend, sexistisch und hoffentlich für niemanden ein Beispiel. Dass er ihr dann auch noch Geld gibt, setzt dem Ganzen die Krone auf.
Danke, dass ich die Story lesen durfte, gemocht habe ich sie nicht.
Sei mir nicht böse, aber ich bin beim lesen nicht aus dem Schmunzeln gekommen. Es ist nicht schön von mir über den armen Kerl zu lachen, aber ich konnte nicht anders. Du hast deinen Protagonisten so gut beschrieben und Devanas Bild von ihm war einfach nur perfekt. So wie ich deine Geschichte als perfekt empfunden habe. Ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen, am Ende sogar etwas Mitleid gehabt.
Köstlich, dein Bild Devana, ich vermute, dass du das warst. Genau das ist er, mein Protagonist.
Ja, das Bild habe ich erstellt. Freut mich, dass es gefällt! Wenn man auf Bildern Personen darstellt, kann es immer geschehen, dass es nicht der Vorstellung des Autors entspricht. Schön, dass es hier nicht der Fall zu sein scheint.
Meine Güte, das möchte man nicht erleben. Für mich wäre es zuviel, trotzdem eine gute Geschichte, die mir sehr gefallen hat. Welche Grenze hat Devotion, und ab wann ist es schädlich? Das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden, hier ist mein Empfinden, dass es irgendwie ungesund ist.
Köstlich, dein Bild Devana, ich vermute, dass du das warst. Genau das ist er, mein Protagonist.
Ich möchte eigene Geschichten nicht kommentieren, aber die im Forum gelesene Diskussion über Klischees in Geschichten in Bezug auf typisches Verhalten submissiver oder dominanter Menschen, ob nun Mann oder Frau, hat beim Entwurf meines Textes eine Rolle gespielt. Kann ein Mensch, der sich für eine Session wie ein Clown kleidet, sich in ziemlich unerotischen SM-Praktiken lächerlich macht und erniedrigt, dazu die Gefahr auf sich nimmt, von einer der etwa 3 Millionen deutschen Überwachungskameras gefilmt zu werden, dennoch intelligent sein oder/und sympathisch dargestellt werden? Ich weiß es nicht.
01.04.2025 um 16:56 Uhr
Auf jeden Fall eine sehr kurzweilige Geschichte. Noch bin ich mir nicht ganz sicher, wie ernst ich den Inhalt nehmen kann. Ich denke, es wäre nur menschlich und würde wahrscheinlich den meisten Leuten schwerfallen, sowohl die körperlichen als auch verbalen Ausbrüche der Domme einfach so und ohne Widerworte hinzunehmen. Egal, wie sub/maso man sein mag. Immerhin hat sie so ziemlich jede „Leistung“ zwar im Voraus befohlen, aber letztendlich eine nach der anderen selbst torpediert bzw. nicht mehr lösbar gemacht. Klar steht es jedem/r Dom/me wahrscheinlich frei, mal ein Scheitern auf diese Weise zu provozieren, aber in dieser Fülle erscheint es unangemessen und schlicht unfair. Man(n) hatte im Grunde nie eine Chance, es ihr recht zu machen. Dass er zusätzlich zum permanenten Einstecken schließlich auch noch einen Tribut finanzieller Art austeilen muss, setzt dem Ganzen schon eine kleine Krone der Unverschämtheit auf.
Mir geht es auch so, dass ich den vorletzten Satz nicht ganz zuordnen kann. Soll hier wirklich „nur“ mit einem Klischee aufgeräumt werden? Ich finde, die Liste an vermeintlich passenden Attributen ist schon wieder so ausführlich und detailliert, dass es auch ironisch gemeint sein könnte und der Held der Geschichte eben doch genauso aussieht. Da er sich offenbar selbst gerade nicht ganz versteht, könnte man es auch als eine Art Spott gegenüber sich selbst auslegen…
Wie auch immer: solange eine Geschichte gut geschrieben ist, mag ich Inhalte, die vielleicht mal etwas aus dem Rahmen fallen und mich überraschen, sehr gerne. Ganz unabhängig davon, wie man selbst zu einem bestimmten Thema stehen mag. Das hat es hier auf jeden Fall getroffen.
Danke fürs Lesen lassen!
P.S.: Wer wie ich in einer Großstadt arbeitet, würde sich nicht im Geringsten über so ein Outfit wundern. Hier ist das irgendwie normal...
Zu diesem Beitrag im Forum.