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Gestorben

Das Kind einer Frau verstirbt. Sie kommt aus der Kinderintensivklinik und findet Halt bei ihrem Dom. Kann BDSM als Heilungs- und Haltfaktor in schweren Zeiten eine Rolle spielen?

Eine BDSM-Geschichte von Chezjulia.

  • Info: Veröffentlicht am 08.02.2025 in der Rubrik BDSM.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

Bild: Schattenzeilen, Midjourney

 

»Fahren Sie bitte vorsichtig.«

Der besorgte Blick der Kinderkrankenschwester ruhte auf mir, als ich den Empfangsbereich passierte und sich die Türen zur Kinderintensivstation automatisch öffneten. »Fahren Sie bitte vorsichtig.« Wie dumm musste man eigentlich sein, um so unsinnige Worte zu wählen? Der Hauch von Zynismus brandete nur kurz auf. Bevor sich alles verdunkelte. Innerlich gestorben. Vor ein paar Augenblicken. Ihr Körper dürfte mittlerweile völlig erkaltet sein. Wie meine Seele. Nichts. Da war nichts mehr an Regung. Wie bei ihr. Kein Brabbeln, kein Glucksen, kein Herzschlag. Es war nichts mehr da. Sie war nicht mehr da.

So fühlte es sich also an, wenn man innerlich starb. Wenn man umherwandelt, gleich einem Zombie. Gleich einem Wrack. Gleich einem kümmerlichen Elend. Ein gebrochener Schatten einer Person, die einmal war. Das Lachen war schon lange fort. Wie die Lebensfreude. Leben, nein, Vegetieren, von einem Tag auf den anderen. Jederzeit wissend, der angekündigte Notfall könne eintreten.

Wann habe ich aufgehört, zu leben, um zu existieren? In Wahrheit zerriss meine Seele am Tag ihrer Geburt, die sie unbeschadet nur einem Großaufgebot an medizintechnischen Geräten verdankte. Stigmatisiert, zum Tode verurteilt, Pech gehabt. Oder wie es der Stationsarzt formulierte: »Eine Laune der Natur«. Wenn an einem Tag alles von einem weicht, wofür man lebt.

Und doch liebte ich sie über alles. Sie war für mich ein Engel auf Erden, das vollkommenste Wesen in all ihrer Unvollkommenheit. Die Allerwenigsten verstanden meine Gefühlslage. Behinderte Kinder, kranke, todgeweihte Kinder - sie müssen um ihre Berechtigung in der Gesellschaft kämpfen. Wie die Mamas und Papas, die sich für sie entscheiden.

»Fahren Sie bitte vorsichtig.« Dumme Gans, weißt du, wie es ist, sein Kind gehen lassen zu müssen? Halte doch deine Klappe! Ich will an den nächsten Baum fahren und zu ihr, damit sie auf ihrer Reise in den Himmel nicht alleine ist. Nur zu ihr. Alles in mir schreit danach!

Es ist seltsam, morgens um 6 durch Krankenhausgänge zu wandeln. Die stickige Kopfweh-Luft allgegenwärtig. Hervorragend, niemandem zu begegnen. So will ich das. Perfekt!

Das Wetter ist herrlich. Ein neuer Tag bricht gerade an. Geschäftiges Treiben um mich. Eine Kehrmaschine zieht ihre Bahnen, bemüht um Ordnung. Kannst du auch in meinem Herzen deine Runden drehen und mir Ruhe schenken? Wenn es nur so einfach wäre. Doch einfach war es schon Jahre nicht mehr. Genau genommen drei Jahre nicht mehr.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Queeny

Förderer.

14.02.2025 um 22:29 Uhr

Liebe Chezjulia!

Deine "Geschichte" hat mich total berührt, es ist immer schwer etwas loszulassen, dass man unendlich geliebt hat. Auch wenn es sich um einen fiktiven Text gehandelt hat, hat er einen realen Hintergrund. Nur wer so etwas tatsächlich erlebt hat, weiß vom Schmerz deiner Protagonistin, wie es in ihrem Inneren aussieht, wie sie sich fühlt, um es so beschreiben zu können.

Danke für deinen emotionalen, berührenden Text, der mich  sehr traurig zurück lässt.

Liebe Grüße Queeny

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Gasandra

Förderer.

13.02.2025 um 20:38 Uhr

Liebe Chezjulia, 

diese Geschichte ist so ergreifend, so nah und so real sie zu lesen. Sie nimmt einen leise mit und lässt einen mit Hoffnung zurück. Und einer kleinen Trauer im Herzen. Herzlichen Dank sie lesen zu dürfen.

Gasandra

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Meister Y

Autor. Förderer.

09.02.2025 um 15:04 Uhr

Liebe Chezjulia, mir ging es ähnlich wie hortensia, ich habe nach dem Lesen lange überlegt, ob ich diese Zeilen kommentiere.

Ich durfte eine (hoffentlich fiktive)hochemotionale, traurige und von mehreren Seiten belastete Geschichte lesen. Da ist auf der einen Seite der Tod eines offenbar schwerstkranken Kindes. Da sind die Gefühle, die Emotionen der Mutter, die die Welt nicht mehr versteht, die nicht verstehen kann, was da gerade passiert ist. Da ist ein (online)Dom, der sie auffängt, der an ihrer Seite ist und den man eigentlich bedauern muss, weil er die Wahrheit nicht kennt. Nicht kennt, weil die Protagonistin die Beziehung auf einer Lüge aufbaut, offenbar weil sie fürchtete, ihn zu verlieren.

 

In der Einleitung heisst es:

Kann BDSM als Heilungs- und Haltfaktor in schweren Zeiten eine Rolle spielen?

 

Ich kann diese Frage nur aus meiner Erfahrung beantworten, BDSM kann! Genau so, wie eine andere stabile Beziehung. Man kann füreinander da sein, kann zuhören, auffangen ab und an auch einfach nur anwesend sein. Gerade in so einer Situation ist es wichtig, sie nicht allein bewältigen zu müssen.

 

Eine kurze Anmerkung zu ausschließlich online noch. Wenn Beide das wollen, wenn sich Beide darauf einlassen und diese Art der Beziehung mit Leben erfüllen, kann sie genau so gut funktionieren, wie eine reale. Ich weiß wovon ich rede, ich habe lange und sehr glücklich eine ausschließlich online D/S-Beziehung geführt.

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hortensia

Autorin. Förderer.

09.02.2025 um 14:25 Uhr

Liebe Chezjulia,

 

ich habe lange überlegt, ob ich diese Geschichte kommentiere oder es doch lieber bleiben lassen. Wie man sieht, habe ich mich nun doch für "dafür" entschieden.

 

Hoffend, dass es sich nur um einen fiktiven Text handelt, ist es mir wichtig anzumerken, wie schade ich es finde, wenn jemand in solch einer Situation "nur" einen virtuellen "Herrn" als Halt und Trost hat. Dazu  noch  jemanden, der belogen werden muss, um eine andere, bereits gesagte Lüge, aufrecht erhalten zu können. Somit bleibt als Trost nur das Kopfkino, ohne jegliches reales Vertrauen.

 

DIe Gedankenwelt in Bezug auf das Kind , die du - wie ich meine - sehr gut beschreibst, die kenne ich sehr wohl und aus eigener, ähnlicher Erfahrung. Der Blick zurück tut nur weh und bringt wenig, also bleibt nur, stets nach vorne und vorwärts zu schauen. Und gerade weil ich eine ähnliche Situation erlebt habe, ist das, was ich wirklich zum Heulen finde, dass der Protagonistin nur dieser online Dom zur Seite steht, der wiederum selbst nicht einmal weiß, zu welchem Anlass er tatsächlich Trost spendet, weil er die Wahrheit weder kennt noch je erfahren wird.

 

Kurzum, für mich unbefriedigend, jedoch voll der Hoffnung für die Protagonistin, auch in der analogen Welt ihr Glück zu finden, mit jemandem, der sie versteht.

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08.02.2025 um 17:45 Uhr

Diese Geschichte geht mir sehr nah Chezjulia

Trifft mich und nimmt mich mit. Berührt mich mitten ins Herz.

Du hast das sehr gefühlvoll geschrieben und ich kann die selbstzweifel und Gedanken verstehen.

"Warum nicht ich gehen durfte?"

 

Schön fand ich es das du geschrieben hast, dass dein Dom für dich da ist, halt gibt.

Es sei nur online und doch ist er da, baut auf gibt halt.

Ja auch online geht das.

 

Sehr schöne Geschichte

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Obscurius Optissimus

Autor. Förderer.

08.02.2025 um 17:29 Uhr

Sehr schöne Bildsprache und ein sehr rührendes Thema. Danke dafür!

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08.02.2025 um 10:27 Uhr

Moin Chezjulia,

mich hat dein Text zum Weinen gebracht. Mir vorzustellen, eins meiner Kinder zu verlieren,... Es war immer meine größte Angst. Dazu kommt, dass ich den Kontakt zu meinem ältesten Sohn verloren habe. Seit einem Streit vor einigen Jahren spricht er nicht mehr mit mir. Ich erfahre immer noch einiges über ihn durch meine anderen beiden Kinder. Trotzdem ist das etwas, was unheimlich weh tut. Deswegen kann ich jetzt auch gar nichts zu der Dom sub Komponente der Geschichte sagen. Der Aspek in der Geschichte, ein Kind zu verlieren, haut mich einfach von den Socken. 

Du hast es aber sehr gut beschrieben. Die Gefühlswelt nach dem Tod des Kindes. Eigentlich will man dann nicht mehr. Wie gut, dass die Mutter in deiner Geschichte noch ein zweites Kind hat. Auch wenn es den Schmerz nicht auslöscht, es hilft, weiterzumachen. Weil da ja noch jemand ist, der einen braucht. 

Und definitiv ist es gut, auch ein Gegenüber zu haben, der merkt dass man gerade etwas Aufmerksamkeit braucht und wenn es nur eine Message ist und diese auch sende. Schade, dass sie es nicht geschafft hat zu ihrem Dom über ihre Kinder zu sprechen.

Verheulte Grüße 

Bibi

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