Wer hat den Schlüssel zum Halsreif der Freundin? Andrea beginnt eine Suche, die sie zu einem Stammtisch führt. Dort trifft sie neue Entscheidungen für ihr Leben.
»Warte am besten im Auto. Je weniger Leute, je weniger Reize, desto besser.« Andrea schaut auf ihr Handy. Maria hat ihre Nachricht gesehen.
»Lange braucht ihr nicht, oder?«, fragt Julian. Er sitzt am Steuer und hat den Motor abgestellt.
»Nein, lange geht nicht.«
Andrea macht sich auf den Weg. Sie läuft zur Eingangstür des Mehrfamilienhauses. Ungeschnittene Sträucher und ein ungemähter Rasen zieren den Pfad zum Eingangsbereich.
Der Vorgarten ist ja eine Katastrophe. Maria hat ständig Ärger mit der Nachbarin, weil sie ihren Anteil nicht übernehmen kann. Vielleicht muss ich mal das Gespräch mit ihr suchen.
Sie wartet an der Tür. Die Nachricht hatte sie schon vor fünf Minuten abgeschickt. Die Lesebestätigung zeigt zwei grüne Haken.
So lange hat sie doch noch nie gebraucht.
Die Klingel ist abgestellt. Das laute Geräusch würde Maria überfordern.
So eine Scheißkrankheit. Wann war sie das letzte Mal außerhalb ihrer Wohnung? Vor zwei Jahren?
Maria weiß doch, dass ich komme! Wenn sie sechs Minuten braucht, die Tür zu öffnen, wie soll sie sich da noch um den verdammten Garten kümmern?
Endlich erklingt der Türöffner. Andrea fällt ein Stern vom Herzen. Sie greift nach der schweren Einkaufstüte und steigt die Treppe nach oben in den zweiten Stock. Der dünne Tragegriff bohrt sich in ihre Handflächen, die Oberschenkel brennen.
Maria steht an der Tür. Sie sieht schwach und erschöpft aus. Schlechter als letzte Woche.
»Hallo«, sagt sie. Ihre zerbrechliche Stimme hallt leise durch das Treppenhaus. Es ist wohl wieder kein guter Tag. Sie sprechen so wenig wie möglich.
Routiniert räumt Andrea die Lebensmittel in den Kühlschrank. Wie mit Samthandschuhen legt sie die histaminarme Kost in das Küchenregal. Nicht zu weit oben, Maria muss alles im Sitzen erreichen können.
Die Wohnung ist komplett still. Der Müll quillt wieder über.
Den darf ich auf keinen Fall vergessen! Und nicht zu laut! Maria erträgt es nicht.
Während sie im Schneckentempo ihre Tüte entleert und die Vorräte ihrer Freundin füllt, begibt die sich zurück auf die Reise in ihr Bett.
Fünf Schritte mit dem Rollator. Dann Pause. Dann wieder fünf Schritte mit dem Rollator. Dann wieder Pause.
Scheißkrankheit. Unfassbar, dass der Weg vom Bett zur Tür ein Marathon werden kann. Und das mit fünfundzwanzig.
Marias Bewegungen sind langsam. Wie eine Mumie schleppt sie sich durch den Gang. Sie ist wieder schwächer geworden. Das passiert immer, wenn sie zu viel will.
Andrea schaut nicht hin. Sie will auf Maria keinen Druck ausüben.
Sie muss keinen guten Eindruck machen. Nicht für mich. Wir sind doch beste Freunde. Wahrscheinlich hat sie wieder Schmerzen.
Marias Gesicht ist blass und ausdruckslos. Vorsichtig schließt Andrea die Kühlschranktür.
Das wird sicherlich bis nächste Woche reichen. Was, wenn sie es irgendwann nicht mehr allein in die Küche schafft? Wer hilft ihr dann? Sie hat noch ihre Eltern, vielleicht andere Freunde? Die garstige Nachbarin mit Sicherheit nicht.
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Ein Paar auf dem Absprung... voneinander. Eine gute Freundin, die das erkannt hat. Eine Aufgabe, die zu neuen Ufern führen kann, falls sie angenommen und gelöst wird. Ein feiner Stoff auf das Feinste gesponnen und gewoben.
Mag die Entscheidung für Jonas vielleicht ein wenig schnell gefallen sein, so hat die gegen Julian einfach zu lange gedauert. Aber die Gesamtsituation wirkt auf mich direkt aus dem Leben gegriffen und daher authentisch.
Der einzige Wermutstropfen, den ich für mich empfinde ist - anders als meist - nicht ein Zuviel an Kitsch, sodern einen kleinen Hauch zuwenig. Musste denn die Beschreibung des einen oder anderen Teilnehmers dieses Stammtisch denn so treffend ausfallen? Im realen Leben hätte Marco, der Antipath, sich vermutlich als Sub erwiesen oder doch als "Dom", der seit 100 Jahren keine Sub mehr hatte. Beim letzten Stammtisch, den ich besucht habe, es ist keine zwei Wochen her, trug niemand dieses typisch SMige Schwarz und auch niemand sonst irgendwelche auffälligen "Insignien". Wir BDSMer sind nämlich meist gar nicht so, sondern nur so. Also irgendwie total normal Gut, ich bekenne mich des Sarkasmus für schuldig ;).
Aber Marias Geschenk an ihre Freundin, das ist durch kaum etwas zu toppen: Eine neue Chance für zwei Menschen, die einander vielleicht zugetan werden könnten.
Das hat mich so mitgenommen was Maria durch macht.
Da ist es aber auch etwas sehr wertvolles, eine Freundin namens Andrea an seine Seite zu wissen.
Das hat mich sehr berührt.
Ja tatsächlich ist das Leben ein sehr authentischer Sadist, der nicht SSC und RACK konform spielt. Der keinen Fragt sondern sofort Handelt und im wahrsten Sinne zuschlägt.
Ich finde deine Geschichte gelungen.
Du hast es geschafft eine Geschichte zu schreiben die über ein ernsthaftes Thema handelt, dazu die Geschichte zum Halsreif und die Beziehung zwischen Jonas und Andrea. On Top vom ersten Stammtisch Besuch erzählt.
Das passte sehr harmonisch zusammen. Nein, ich möchte sagen, das es nur so zusammen passt.
Ich fand es dann sehr schön wie Andrea im Bad vor dem Spiegel stand und du, ihre Gedanken aufgeschrieben hattest.
Ich hatte Gänsehaut, tatsächlich und brauchte etwas länger um für mich aus der Geschichte heraus zu finden.
Lieber Obscurius Optissimus jetzt hoffe ich sehr auf eine Fortsetzung dieser Geschichte. Potenzial hat diese dazu auch wenn es nur meine eigene, innere Hoffnung ist.
17.02.2025 um 21:11 Uhr
Die Geschichte ist sehr angenehm zu lesen und wirkt auch sehr authentisch.
Vielen Dank dafür ☺️
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