Damals hatte sie die Wahl: Ausziehen und eintreten in das Leben der Mistress, Teil von dem hier werden. Oder gehen. Es war ihr bewusst, dass noch viel schwierigere und schmerzhaftere Entscheidungen auf sie zukommen würden. Heute steht sie an derselben Stelle - aber das Gefühl ist dieses Mal ein ganz anderes.
Das herrschaftliche Haus liegt dunkel und ruhig. Nur ab und zu knackt es im alten Gebälk, noch seltener und noch leiser das Plink eines Tropfens, der von der Regenrinne auf das Geländer der Veranda hinten tropft.
Genau dieselbe Stille und Dunkelheit herrscht in dem kleinen Zimmer, am Ende des Korridors im ersten Stock. Nur wer sehr genau hinhört und nahe genug ist, sich etwa über das Bett zu ihr hinunter beugt oder neben dem Bett kniet, könnte die sanften Atemgeräusche der jungen Frau hören. Ruhig und gleichmäßig, so wie nur ein Schlafender atmet. Das Weiß der Laken ist in der Dunkelheit kaum auszumachen, ein heller Fleck, unmöglich zu erkennen, wo die Baumwolle endet und nackte Haut beginnt.
Ein Rascheln, eine kurze Pause zwischen zwei Atemzügen; die Frau ist erwacht, liegt still im Bett auf dem Rücken, starrt in die Dunkelheit über ihr. Minutenlang ist nichts weiter zu hören, dann, plötzlich, schlägt sie die Decke zurück, setzt sich auf, streckt sich und gähnt. Niemand sieht, wie sich die kleinen, festen Brüste mit den in der Kühle des Zimmers gereckten Nippeln über ihren Brustkorb spannen, bis sie kaum mehr als Brüste zu erkennen sind. Die Frau schon gar nicht. Und selbst wenn es genügend hell wäre, würde es sie keinen Deut interessieren. Erstens trägt sie die Dinger schon seit gut anderthalb Jahrzehnten mit sich herum, zweitens hat sie sich schon Tausend Mal vor einem Spiegel gereckt, die Hände im Nacken verschränkt, die Brust herausgedrückt, die Beine gespreizt, ihren ganzen Körper sich selber - und noch viel häufiger anderen - zur Schau gestellt. Nein, nackt zu sein, und sei es inmitten fremder, bekleideter Menschen, macht ihr kaum mehr etwas aus.
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