Liebe Kaoru,
einen ungewöhnlichen Einstieg in eine Kurzgeschichte präsentierst Du uns da! Normal ist es ja charakteristisch, direkt mitten in der Handlung zu landen. Das ist hier ganz anders, Du zeigst uns erst einmal sachte, wo sich alles abspielt.
Noch viel ungewöhnlicher, ich habe trotzdem weiter gelesen, was nicht typisch für mich ist, ich bin ein Leseflittchen, dem man erst mal ein Stück Fleisch zum Fraß vorwerfen muss, damit ich mich festbeiße und dran bleibe. Aber der erste Abschnitt, die Beschreibung der Schneelandschaft war phänomenal.
Ich hasse Landschaftsbeschreibungen, überlese sie meist, denn sie langweilen mich. Aber diese war sehr plastisch, die Umgebung hat sich vor meinem inneren Auge ausgebreitet, wie von Zauberhand.
Dann wurde es mir leider zu kitschig. So ab: "Vom Schnee umschmeichelt lag ein weibliches Wesen auf dem harten Stein der Grabplatte." Das ist aber Geschmackssache. Wenn etwas in Richtung Mystik abrutscht, hat man mich leider verloren.
Ansonsten muss ich mich Patrizier anschließen, ich hatte auch den Eindruck, zwischen den Abschnitten wäre etwas in Zaubertinte geschrieben gestanden, das ich nicht lesen kann. Es sind wirklich Löcher entstanden, die den Leser verwirren.
Fazit, ganz starker Einstieg, später leider in ein Genre gerutscht, das ich nicht leiden kann, wofür Du ja aber nichts kannst.
Lieb gegrüßt von Mai