Am interessantesten hier sind für mich die Kommentare, die nicht unterschiedlicher sein könnten, die von einem Extrem zum anderen schwanken. Den einen ist die Geschichte zu pornografisch, den anderen zu soft und nicht erotisch genug. Soviel also zum Thema, dass man über Geschmack eben nicht streiten kann. Denn um nichts anderes geht es dabei. Wer eine Masturbationsvorlage mit schnellem, harten Sex erwartet, wird enttäuscht, und wer ein romantisches Stelldichein, möglichst ohne direkte Worte und vielleicht nur mit Andeutungen versehen - sonst wäre es ja Pornografie - erwartet, wird genauso enttäuscht. Man kann es also nicht Allen recht machen, und so sind meines Erachtens nach auch die vorliegenden Kommentare zu bewerten.
Was für mich bleibt, ist eine nette Story mit nicht allzuviel Tiefgang, aber solide geschrieben. Wenn es auch nicht meiner Neigung entspricht, so ist für mich der Ablauf nachvollziehbar, die Protagonistin stellt sich mir lebendig dar und lässt einen detailliert an ihrer Gefühlswelt teilhaben.
Die ewige Diskussion, ob Abläufe und Personen "realistisch" seien, erzeugt bei mir mittlerweile nur mehr Kopfschütteln. Nur wenige Geschichten hier halten einer gründlichen Tatsachenüberprüfung stand. Es handelt sich meistens um Fiktion, um Tagträume, um mehr oder weniger gut wiedergegebene Phantasien. Sollen jetzt alle Autoren vor dem Schreiben einer Geschichte tatsächlich tiefgehende Recherchen unternehmen, um zum Beispiel zu wissen, wie sich skandinavische Sprachen unterscheiden? Ich kenne nicht wenige, die italienisch nicht von spanisch oder portugiesisch unterscheiden können. Oder wie der reale Arbeitsablauf einer Hotelfachangestellten aussieht? Manche der dahingehend gestellten Anforderungen halte ich daher für stark übertrieben. Ausgehend vom zufällig zur Geschichte passenden eigenen Wissenstand - oder auch nur von der eigenen Unfehlbarkeit überzeugt - wird Kritik formuliert, die nicht nur komplett überzogen, sondern schlicht unfair ist. Wenn ich Spezialist in einem bestimmten Punkt bin, und ich rede jetzt ganz bewusst nicht von Allgemeinwissen, und jemand zufällig in seiner Geschichte diesen Punkt aufnimmt und falsch wiedergibt, kann ich entweder "großzügig" darüber hinwegsehen oder aber freundlich, vielleicht mit einem Augenzwinkern, korrigieren - je nach "Schwere" der Verfehlung. Das hängt für mich aber tatsächlich vom Autor, von der Autorin ab, wie sich diese/r in seinen Kommentaren gegenüber anderen gibt. Und ob es sich um ein Erstlingswerk oder die soundsovielte Geschichte einer im Schreiben erfahrenen Person handelt.
Außerdem halte ich es für problematisch, eine Erzählung auf der Grundlage zu bewerten, ob ich genauso oder anders als die handelnden Personen agiert hätte. Den Protagonisten einer Geschichte die Glaubwürdigkeit abzusprechen, weil ich selber niemals so handeln oder alles anders = besser handhaben würde, halte ich für unpassend. Denn dann müsste ich zum Beispiel - aufgrund meiner Neigung - alle Geschichten mit submissiven Frauen grundsätzlich ablehnen, denn ich würde an deren Stelle nämlich einfach zurückschlagen )
Ich hoffe, liebe Zoe Stern, dass Du Dir die negativen Kommentare nicht allzu sehr zu Herzen nimmst und vor allem, dass Du Dich deswegen nicht entmutigen lässt. Ich würde mich freuen, auch in Zukunft etwas von Dir zu lesen.