Hallo littlewonder,
nachdem nun so viel über meinen Text geschrieben wurde, muss ich einfach noch einmal selbst äußern, Da er sehr alt ist und zwar in einigen Teilen auf die neue Rechtschreibung editiert, doch inhaltlich bei der Veröffentlichung hier nicht verändert wurde, habe ich ihn nach langer Zeit erst noch einmal gelesen.
Ein wenig wundert mich schon die Interpretation des eigentlich eindeutig geschriebenen Inhalts des Textes.
Als erstes: "Als Dom würde ich mir da doch hinterher ein paar selbstkritische Fragen stellen. " Diese Fragen musste ich mir zuvor stellen, und sie waren gestellt und positiv beantwortet. Des weiteren mussten die Fragen auch während der Situation gestellt werden, das wurden sie ebenso, zum einen durch die Fragen an den Gegenpart, zum anderen durch das Lesen der Reaktionen. Wären das Zweifel gewesen, die in Richtung eines "Nein" gegangen wären, wäre die ganze Situation zu beenden gewesen. Solche Rektionen gab es, wie man eindeutig lesen kann, aber nicht. Und - dass beide Beteiligten im Nachklang einen intensiven Moment weiter reflektieren, ist wohl selbstverständlich.
"Also nimmt er ganz bewusst den unvermeidlichen Absturz in Kauf." Dieser Satz ist in Teilen richtig. Bei jeder Situation, sei sie so trivial wie sie sein mag, steht die Möglichkeit eines Absturzes im Hintergrund. Das kann ein Wort sein, ein Satz, eine Berührung, irgend etwas, von dem man niemals gedacht hätte, dass es überhaupt etwas bewirken kann. SMmer sind zum großen Teil sehr besondere Menschen, die unverarbeitete Erinnerungen oder Traumata in sich tragen, die man erst über eine sehr lange Zeit kennen lernt. Indofern ist es niemals möglich vorauszusagen, was einen Absturz einleiten kann. Wer darauf und auf eine Reaktion darauf nicht gefasst ist, ist im aktiven Part am falschen Ort.
In deiner Anmerkung stört mich das Wort "unvermeidlich". Ein Absturz ist - gegenseitiges Einverständnis vorausgesetzt - in einer definierten Situation niemals unvermeidlich.
"Und ich muss dabei also davon ausgehen, dass die beiden sich sehr gut kennen." Genau davon ist auszugehen, denn eine Situation derartiger Intensität wäre für mich - wie ich schon schrieb - unter Fremden unverantwortlich.
"Dann frage ich mich schon, warum Dom nicht diesen Absturz verhindert ? " Genau da liegt für mich der Hase im Pfeffer. Wer das Ende des Textes genau liest, kann leicht erkennen, dass es keinen Absturz gab. Es gab etwas anderes, nämlich den Moment des freien Falles, der hier mit allem in der Situation notwendigen Auffangen sehr genau - wie ich meine - beschrieben wurde. Und das ist ein riesiger Unterschied zu einem Absturz, zu dem auch ein ungebremster Aufschlag gehört. Hier ging der freie Fall in den freien Flug über, wenn ich es etwas metaphorisch schildern wollte. Auch das geht aus dem Ende sehr eindeutig hervor, auch durch die von dir zitierten Worte "brach für einen Moment meine Welt zusammen". Für einen Moment ...
Und zuletzt: dies ist - bis auf den in einer Erzählung notwendigen Zeitraffer - ein Text und keine fiktive Geschichte, erlebt vor über zwanzig Jahren und beiden Protagonisten noch in guter und intensiver Erinnerung.
Viele Grüße von Gryphon