Eine fertige Geschichte muss immer von ihrem Autor getrennt leben. Bei Peter beispielsweise bin ich versucht, durch seine abgehobenen Bemerkungen, seine oberflächlichen Wertungen oder auch nur geschmacklosen Gedanken und Vergleiche mit dem Autor zu zürnen. Aber der Autor war es nicht, es ist Peter, der sich als Gast in eine andere Welt begibt und schließlich weder einen Entwicklungsprozess noch eine persönliche Reife erfahren darf. Es bleibt was er ist, kommt über oberflächliche Emotionalität nicht hinaus. Und weil ich Peter für einen arroganten und abgehobenen Typen halte und dieser unsympathische Mensch auch noch den Erzählfaden der Geschichte aus seinem Charakter heraus spinnt, halte ich den Autor für einen disziplinierten Menschen. Diesen Peter mit seinem zotigen, abwertenden Humor über 30 Seiten darzustellen und erzählen zu lassen ist eine Leistung. Ganz anders angelegt ist Anna. Sie wirkt klar, erdnah und lebensintensiv. Beide Darstellungen sind gelungen.
Beim Lesen hatte ich das Gefühl einer Drehbuchlektüre. Schnelle Wechsel, kurze Szenen, scharfe Darstellungen, geeignet für 90 Minuten. Im Film hätten die Schauspieler die Nebendarsteller durch ihr Spielen vertiefen können, der Kameramann die Handlungsorte lebendiger gezeigt. Das wäre sicher auch durch den Autor zu machen gewesen, es hätte die Geschichte beruhigt, weiter vertieft, aber auch verlängert.
»Das Mängelexemplar (Teil 6)«
von Mirador
Anna kommt aus dem Bad und trägt nur ihr Halsband. Leicht rosa gefärbte Striemen über ihrem Brustansatz sind immer noch zu sehen. Sie schüttelt ihre Locken in Form und schaut aus dem Fenster. Ihr Hintern hat sich schneller und besser von der Flagsession erholt. Endlich hat sie ihr Glück gefunden. Endlich.
Die BDSM-Geschichte lesen: »Das Mängelexemplar (Teil 6)« von Mirador