Der Text gefällt mir sehr gut, auch wenn mehr Fragen als Antworten bleiben. Von den Zeilen geht eine nachdenkliche Kälte aus - keine leichte Kost. Ob eine Klärung der vielen offenen Fragen, den Text verbessern würde, muss offen bleiben.
Der Leser erfährt Emotionen, aber nicht, was geschehen ist. Man kann gedanklich das einsetzen, was für jeden selber die schlimmstmögliche Zumutung wäre. Und schon ist man als Leser mitten drin im Text. Die Zeilen berühren, regen das Denken an. Aber es bleibt doch die ganze Begebenheit vage.
Ich sehe ein inhaltliches Problem. Die Frau durchdringt die Situation gedanklich und ist trotzdem von Klischees gefangen. So wie sie denkt, erscheint es mir unlaubwürdig, dass sie alle dominanten Menschen als souveräne Übermenschen in eine Schublade steckt. Sie hatte das Erlebnis mit einem Individuum, mit ihrem Partner, den sie kennt, den sie eben nicht nur als Massenware aus der Schublade Dom wahrnimmt. Da ist ein gedanklicher Bruch.
Eigentlich ist auch davon auszugehen, dass sie nicht denkt, ich bin sub, also muss ich meine Grenzen austesten und erweitern. Aber dieses Klischee stellt sie selber in Frage, was mir sehr gut gefällt. Die Begründung, warum sie sich auf das alles eingelassen hat, könnte individueller sein und damit eben nicht nur ein Abarbeiten an BDSM-Klischees.
Ich werde den Text öfter lesen, denn die Frage dahinter, was passiert, wenn ich mich auf zuviel eingelassen habe und der andere das nicht merkt, finde ich wichtig und diskussionswürdig.