Jetzt lassen Sie doch den Herrn Huber gehen, Wölfin!
Der Herr Huber ist zeitlos. Schauen Sie mal zurück, im März 38 auf dem Heldenplatz in Wien. Können Sie ausschließen, dass wir beide, Sie und ich, nicht auch neben dem Herrn Huber gestanden sind, dass wir uns nicht auch gefreut haben, über die neue Ordnung? Der Herr Huber hat ja danach auf dem Amt geschafft. Wissen Sie überhaupt, was Pflichterfüllung bedeutet, Wölfin? Persönlich hatte Herr Huber ja nichts gegen andere Leute, dennoch mussten die Transportlisten akkurat ausgefüllt werden, da hieß es die Backen auf dem Bürostuhl zusammenziehen, das Kissen zurecht rücken und dann zügig durcharbeiten.
Sie sollten den Herrn Huber nicht persönlich nehmen, es geht immer nur um die Pflicht, um das Ansehen in der Gegend, den guten Ruf. Der Herr Huber tut nichts Böses, das mag er nicht. Als er damals in der Wirtschaft war, als sie den Willi erschlagen haben, ist er schnell raus aus der Kneipe, als die Leute anfingen, so bös dreinzuschauen. Da hat er sogar sein angetrunkenes Viertel stehen lassen.
Heute hat der Herr Huber eine anständige Pension. Glauben Sie mir, bei ihm ist alles so, wie es sein muss. Die Straße ist gefegt, im Frühstücksraum stehen kleine Kunstblumensträuße auf den Tischen, und die blütenweiße Bettwäsche liegt in den Spinden des Magazins sauber auf Kante. Und Sie, Wölfin? Sie möchten da mit Ihrer 175er Truppe einrücken und denken vielleicht, dass sich der Herrn Huber darüber freut? Wissen Sie, Herr Huber hat seine Kunden, schauen Sie, den Jägerverein, die freiwillige Feuerwehr, Heimat- und Karnevalsverein, die vielen Jubiläumsfeiern, da huberts so richtig. Darum geht`s doch.