Hallo Robert S,
genau über das, was Du hier schreibst, habe ich mir in der Vergangenheit auch schon den Kopf zerbrochen.
Dabei gehe ich zwar nicht soweit, um hinter jeder dritten Person einen BDSM-Hintergrund zu vermuten, ich hätte mal jede 10. Person als zumindest BDSM-affin angenommen. Aber das sind nur Zahlen, die mehr oder weniger richtig sind.
Du beschreibst drei Beispiele. Die liebevolle Erzieherin im Beruf und die sadistischen Domina im Privatleben, der Bauunternehmer, der sich in der Freizeit am Andreaskreuz fixieren läßt - noch dazu von einem Herrn in Leder und der Kinderbuchautor hat nur harten SM im Kopf.
Klingt doch dramatisch, oder? Oder soll ich sagen, daß es eher „reißerisch“ ist im Sinne der sensationslüsternen Berichterstattung a-la der Zeitung mit den 4 Buchstaben?
Ja, da haben es die Gleichgeschlechtlichen doch wirklich weiter gebracht. Zu meiner Jugendzeit (ich gehöre zu den Babyboomern, also ein Kind der frühen 1960-er Jahren) war „schwul sein“ noch ein Schimpfwort und der Paragraph 175 (StGB) stand noch in den Gesetzesbüchern (zumindest im westlichen Teil).
Aber ob wir BDSM-ler da jemals herauskommen? Ich habe Zweifel.
Ja, auch ich finde, daß die Menschen hier extrem zurückhaltend sind was jedwede Äußerungen hinsichtlich ihrer Sexualität anbelangt. Und ja, auch ich glaube, daß Sexualität schambehaftet ist.
Ja, es wurde schon viel erreicht hinsichtlich der Gleichgeschlechtlichkeit. Zumindest in den aufgeklärteren Nationen kann sich ein Paar in der Öffentlichkeit zeigen, ohne sofort angefeindet zu werden (zumindest hoffe ich, daß die überwiegende Mehrheit das inzwischen verinnerlicht hat).
Doch kommt es mir vor, als daß - wenn es dann um sexuelle Praktiken geht - die Scham wieder zurück ist. Ob Hetero oder Gay, kaum einer wird offen darüber reden was er/sie/es im Rausch der Sinne alles so treibt.
Zusammenfassend, alles was nicht vom Großteil der Gesellschaft als „normal“ deklariert ist bleibt nun mal „abartig“.
Schade, ist aber so.