Anton beginnt zu referieren. Wie ein Dozent läuft er im Wohnzimmer auf und ab. Redet von subs, die immerzu ihre eigenen Wünsche voranstellen, von Doms, die auch mal ihre Ruhe haben wollen. Wenn er das alles nur aufschreiben könnte, denkt Berta.
Berta sitzt vor dem Computer, lehnt sich zurück und schließt die Augen. Was für eine schöne Geschichte, die sie dank der zufälligen Suche auf den Schattenzeilen gefunden hat. So romantisch, so leidenschaftlich. Wenn das wahre Leben doch wirklich so wäre. Sie blinzelt kurz und schielt zu Anton, der seit mehreren Minuten schlurfend im Wohnzimmer auf und ab läuft.
Der bemerkt ihr Blinzeln und hält missmutig inne. »Wieder wach? Wenn du schlafen willst, leg dich doch auf das Sofa...«
»Ich will nicht schlafen«, antwortet Berta trocken.
»Dann mach die Augen nicht zu« grummelt Anton und setzt seinen Weg durch das Wohnzimmer fort. Wie ein Tiger im Käfig. Hin und her.
Berta schaut kurz zu ihm. »Geh doch spazieren.«
»Ich will nicht spazieren gehen« sagt Anton, während er an der Fensterfront langsam wendet und längs des Sofas wieder den Raum durchquert.
»Dann laufe hier nicht immer Patrouille.« Berta schließt wieder die Augen. Doms, die einem nicht mitunter auf die Nerven gehen, gibt es wohl nur in Geschichten, denkt sie. In solchen Geschichten wie dieser einen, die sie eben gelesen hat. Sie seufzt. Versehentlich laut.
»Ist was?« Anton bleibt neben dem Wohnzimmertisch stehen.
»Nein«, beeilt sich Berta zu versichern. »Es ist nichts. Die Geschichte war eben so schön.«
Anton schnaubt verächtlich. »Alles weich gespülter Kram. Märchen. Kein Alltag.«
Berta lässt sich nicht beirren. »Selbst wenn. So schön muss man erst einmal schreiben können.«
»Frauen...« sagt Anton. »Die sollten mal mich schreiben lassen.«
»Dich?« Berta hält sich zurück, um nicht anzuecken, aber am liebsten hätte sie laut gelacht. »Du hast doch schon genug zu tun mit deinen vielen Kurznachrichten!« Das hat getroffen, denkt sie.
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