Von SM und Liebe, Wunschzettel und Standardprogramm
Wer dominiert, hat die Freiheit, einzig dem aktuellen Eigeninteresse zu folgen, trägt aber andererseits die Verantwortung, dass auch Sub auf ihre Kosten kommt. Ein spannendes und lehrreiches BDSM-Dilemma.
Ein Blogbeitrag von Clu.
Info: Veröffentlicht am 26.10.2024 in der Rubrik Gedacht.
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Inhalt: Blogbeiträge bilden die Meinung der Autorin oder des Autors ab.
https://www.schattenzeilen.de/2260-bdsm-geschichten-Clu-Von-SM-und-Liebe,-Wunschzettel-und-Standardprogramm.html
Immer wieder taucht in den Foren und SM-Communities die Frage auf, wie sich denn Liebe in einer BDSM-Beziehung auswirkt: Kann der dominant-sadistische Partner noch wirklich »böse und gemein« sein, wenn er Sub doch liebt und ihr Wohlergehen ihm wichtig ist?
Ein anderer Dauerbrenner ist das sogenannte »Topping from the Bottom«, das auch oft unter dem Stichwort »Wunschzettelsub« verhackstückt wird: Dom hat schließlich das Sagen, Sub hat zu folgen. Da passt es einfach nicht und wirkt geradezu Lust-tötend, wenn Sub einen »Wunschzettel« mit womöglich auch noch sehr konkreten Vorstellungen herüberreicht, die Dom dann quasi »abarbeitet«.
Beide Themen kann man auch mal aus einem anderen Blickwinkel ansehen als aus der Sicht eingeschliffener SM-Traditionen, die oft nur dazu führen, dass sich die Diskutierenden immer weiter ins Paradox verstricken. Denn es ist ja gerade das bekannte SM-Paradox, das solche »Probleme« überhaupt erst aufwirft: In einer SM-Beziehung ist es liebevolle Zuwendung, wenn Dom auf kreative Weise »böse und gemein« ist – und dazu gehört es nun mal, Dinge zu tun und zu fordern, die für Sub im jeweiligen Augenblick nicht unbedingt willkommen sind. Gerade das ist ja die »Aufgabe«, die den Kick bringt: Kann ich als Sub die Zumutung erotisieren? Wer dominiert, hat die Freiheit, einzig dem aktuellen Eigeninteresse zu folgen, trägt aber andererseits die Verantwortung, dass auch Sub auf ihre Kosten kommt – sonst wird sie nämlich auf Dauer nicht die Seine bleiben!
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Kommentare von Leserinnen und Lesern
Es ist so, dass in den fünf Blogs von Clu mehr Substanz zum Thema BDSM enthalten ist, als in allen Ratgebern, die ich gelesen und allen Foren, an denen ich mich beteiligt habe. Das Spannungsfeld zwischen Kopfkino und Realität empfand ich als besonders gut ausgeleuchtet.
Wer sich auf die sehr konzentrierten, klar strukturierten, beinahe wissenschaftlich-akribischen Texte einlässt und sie langsam liest, profitiert von einem seltenen, umfangreichen Erfahrungsschatz.
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sehr gelungener beitrag. und zwar nicht nur zum thema sm. sondern wie es in der überschrift ja weiter heißt: zu liebe, wunschzetteln und stadardprogrammen. denn lässt man den besonderen bdsm-kink weg, wird ziemlich genau beschrieben, wie eine, wie jede beziehung im idealfall funktioniert. jede:r ist für das eigene glück selbst verantwortlich, der oder die partner:in kann das nicht übernehmen. und versucht frau zu beginn der beziehungen noch erwartungen zu erfüllen bzw. diese vom gegenüber erfüllt zu bekommen, löst sich das in einer wachsenden beziehung (hoffentlich) auf und beide können so sein wie sie wirklich sind, ohne angst haben zu müssen, deshalb nicht (mehr) geliebt zu werden. und standardprogramme sind eigentlich immer ein graus. man/frau merkt es oft nur etwas spät ...
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Dem kann ich nur voll und ganz beipflichten, da ich die gleichen Erfahrungen gemacht und die gleichen Veränderungen durchlebt beziehungsweise gefühlt habe. Auch eine Partnerschaft auf BDSM-Ebene ist und bleibt (hoffentlich) eine Partnerschaft.
Gregg
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