Hallo Nubes,
bin heute auf deinen Text aufmerksam geworden, aber erst mal Happy Birthday!
Dieser interessante Schattenzeilen-Beitrag ist schon beinahe eine Aufforderung zur Diskussion!
Mit Metaphysik und ihren Thesen habe ich mich bisher nicht auseinander gesetzt, wohl aber mit Spiritualität und Religion. Und lange vor den Christen haben Menschen sich nach dem Sinn ihres Daseins gefragt, jede Religion versucht darauf Antworten zu finden. Deine Einlassung dazu scheint mir doch sehr das gängige Klischee zu bedienen. Auf welchem Weg dieses Ziel ‚Sinnfndung’ für den einzelnen zu erreichen ist, finde ich allerdings durchaus bemerkenswert:
Bei Juden und und Muslimen ist es die möglichst genaue Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften, im Hinduismus und im Buddismus die Selbstfindung und –vervollkommnung und im Christentum in Beziehungen (zu Gott und den Mitmenschen).
Deine Darstellung der SM-Paralellwelt erscheint mir doch außerordentlich idealisiert:
Wäre sie so erfüllt von Liebe und Vertrauen, müssten doch zwangsläufig Beziehungen in dieser Szene überproportional stabiler und tragfähiger sein als ‚normale’. Tatsächlich Und Spielbeziehungen bedeuten nicht, dass deshalb Liebe dazu gehört. Ist ‚Vertrauen’ tatsächlich der richtige Begriff, wenn zwei Menschen, die sich vielleicht nur aus dem Chat und ein paar Telefonaten kennen, miteinander eine Session beginnen?
Der professionelle Markt von Angebot und Nachfrage ist in der Szene ebenfalls bestens vertreten. Und auch das Schubladendenken, inclusive einer Vielzahl von Klischees sowie jede Menge Intolenanz sind mir ebenfalls schon öfter begegnet.
Auch in Vanilla-Partnerschaften können sich Menschen weiter entwickeln in Bezug auf Nähe und Intimität, BDSMler haben darauf sicher kein Monopol. Phantasien können durchaus auch in eine andere Richtung gehen; wie weit sie ausgelebt werden und ob sie dann in der Realität erfüllend sind ist immer eine andere Frage. In jeder Beziehung, auch in BDSM-Beziehungen, kann es zu psychischer Ausbeutung und ungesunder emotionaler Abhängigkeit kommen. Dass Frauen heute allgemein in Bezug auf ihre sexuellen Wünsche verklemmter sind als früher, habe ich auch noch nicht festgestellt. Was sehr gestiegen ist, ist die Erwartung an den potentiellen Partner auf persönliches Glück, und allzu oft wird dabei vergessen, dass man zuallererst selbst für sich, seine Zufriedenheit und sein Selbstwertgefühl verantwortlich ist.
Ich sehe auch den geschlossenen Vorhang nicht wirklich, er scheint mir zu sehr eine klare Grenze zu symbolisieren: Beginnt SM denn genau da wo sich jemand zur Szene bekennt?
So, jede Menge Fragen und Einwände, vielleicht mag ja noch jemand das Thema aufgreifen...?
Grüße,
Littlewonder