Tarantula und Testosteron
Sie bucht eine Erlebnis-Jagd und wird gehetzt.
Der Text wirkt tatsächlich Animalisch: Hilflos wie die Fliege im Netz verfangen, und so verletzlich die Haut.
Und da sind noch andere Mitspieler: die Mütterliche, und die nervöse Nägelkauerin, deren Rippen man zählen kann. Und dem Organisator quillt das Testosteron aus den Poren.
Wieder ist Dein Text fein abgeschmeckt mit einer Prise Humor. Wie in der Geschichte Das Halb Gefüllte Wasserglas höre ich im Hintergrund eine Autorin gelegentlich giggeln, während sie dem Papier ernst gegenüber tritt.
Eine Deiner Stärken ist nach meinem Empfinden das akkurate Beschreiben von Handlungen, ohne den Personen in den Kopf zu kriechen. Das, worüber die Protagonistin die meisten Gedanken verschwendet, bleibt entfremdet angesichts der Jagd und was darauf folgen mag. Unter wirklichem Stress jedenfalls steht sie nicht. Und mittendrin ist auch ihre eigene Erregung, wie aus dem Nichts.
Der Text hat Schmiss; zügig, ohne Längen und Hängebäuche im Lauf. Und da, wo Verhalt ist, dient es der Spannung, mit dem Abbruch an der spannendsten Stelle (für den Werbeblock *g). Die passende Bauart für einen Thriller.
Handwerklich find ich Deinen Text sehr gut gemacht. Diese Nonchalance angesichts der existentiell bedrohlich wirkenden Situation und das Händchen für Tempo! Beneidenswert.
Ich persönlich mag Thriller nicht. Eine Menschenjagd ist mir „zu nah“; aber persönlicher Geschmack spielt in meinen Bewertungen keine Rolle. Und die Story zu lesen war ein Gewinn für mich.