ich vermute manchmal, veröffentlichte Gedichte im Internet haben
den Charakter einer ganz persönlichen Botschaft für den Anderen, die Emotionen manifestieren, welche öffentlich bekundet - werthaltiger werden, für die beiden Menschen, die mit diesen Zeilen Verbundenheit demonstrieren.
Unter diesem Aspekt:
Gedichte, Verse, Dichtungen zu „kommentieren“ ist dünnes Eis. Die Wahrscheinlichkeit, die Intention des Autors nicht zu erfassen, liegt bei nahezu 100%.
Gehe ich von mir aus, und nur diese Basis habe ich, entstehen Gedichte in Phasen höchster Emotionalität von ‚besonders froh’ bis ‚besonders traurig’ unter Einsparung von Worten. Nur der Autor weiss, was er damit ausdrücken will, da er in sich behält, was die nicht geschriebenen Worte dem Leser sagen würden. Die Kunst liegt in der Verwendung der Gabe, unsichtbare Brücken zu bauen, über die der Leser gehen und hinab oder hinaufsehen kann.
Was mir hier sehr gefällt, ist der Verzicht auf das unbedingt erzwungene Versmass und die Reime.
ich finde kleine Splitter, die ich, so ich es will, zusammentragen kann zu einer Geschichte nach meinem Gusto. Das macht mich unsicher, schon beim Lesen, denn damit bleibe ich ganz auf meiner Seite beim Betrachten und nehme ausschliesslich eigene Erfahrungen mit. ich bin sozusagen befangen und somit ungerecht.
ich sehe zwei Frauen. Offensichtlich in Liebe gefunden, erleben sie, was, jedenfalls die Dominante, überwältigt, mitreisst.
Das Lesen und Verstehen solcher Abbilder der Freude ist ein wenig abhängig von Befinden des Lesers. Es gab Zeiten in meinem Leben, da habe ich diese Lektüre gemieden, nicht aus Neid oder dem selber-haben-Wollen, sondern weil mein Schmerz eine andere Heilmethode bedurfte.
Heute lese ich voller Verständnis, sehr gern, offen und in erkennender persönlicher Erinnerung und Erfahrung, nicht zuletzt auch durch die, andere Beziehungen mitgelesen (das macht das Internet), miterlebt (wir alle haben Freunde und Bekannte), gehört ( manches wandert eben doch von Mund zu Mund) zu haben.
ich glaube der Autorin jedes Wort. Würde ich es rein lyrisch betrachten, wäre mein Kommentar völlig anders.
So aber:
Der Beginn der Verse, die Frage, was man ohne den/die andere wäre, kommt mir beinahe regelmässig entgegen. Hätte, wollte, wäre, wenn begleitet den Menschen wohl unablässig. Beinahe ungebührlich erscheint es mir, die Antwort auf diese Fragen immer erst zu bekommen, wenn sie zu nichts anderem mehr gut sind, als eben die Vergangenheit zu sortieren.
ich verstehe (denke ich), was mit der Verlorenheit am Abgrund einer Seele gemeint ist, weiss aber ob der beidseitigen Verwundbarkeit, wenn es um vermutetes Verlorensein geht, da es dem, der damit für das Nichtverlorensein verpflichtet wird, eine ungeheure Verantwortung auf die Schulter legt.
Das Bekenntnis, von einem anderen im SEIN dominiert zu werden, halte ich für mutig und gleichzeitig (man möge mir verzeihen) für eine barocke Umschreibung. Jeder hat schon erlebt, wie alle Gedanken, jede Handlung und seien sie noch so banal alltagsfordernd, mit dem anderen Menschen verbunden sind und kein Instrument der Vernunft hilft, diese Verbindung zumindest in der Rationalität zu kappen. Alles, aber auch alles, wird als Farbpalette in diese Gobelins der Träume und Wünsche gewebt. Selbst die Vermutung, man könne übertreiben, lässt nicht zu, sich aus dem wundervollen Irrgarten der inneren Bilder zu entfernen oder wenigstens einen Moment zu verweilen, um eine Orientierung zu finden. Das nennt man, so glaube ich, Verliebtsein, vielleicht sogar auch Liebe. Die Definitionen sind so vielfältig, wie es Menschen gibt.
Das Ich als unwichtig zu nehmen, entfernt sich so weit aus der Möglichkeit, das eigene Leben dann noch zu leben, dass ich auch hier lieber von den Flügeln der Fantasie ausgehe, die oben Genanntes noch einmal bekräftigen wollen.
Wie das Nein eines Menschen das Ja eines Anderen wird, vermag ich leider nicht nachzuvollziehen. Weder im Sinne des BDSM, noch losgelöst davon, kann ich hier folgen. Damit sind meine Grenzen erreicht, die Intention des Autors nachzuempfinden. ich würde es gern verstehen, ohne über das Für und Wider von Inhalten einer Beziehung oder gar BDSM zu debattieren.
Die Frage, wer in einer Beziehung die sklavin/der sklave sei, ist mir sehr oft begegnet.
Weggenommen von allen romantischen Betrachtungsweisen, habe ich immer empfunden, dass Hingabe auf beiden Seiten die einzige wahrhafte Basis ist, für alles, was Zusammenleben ausmacht. Ist das von Liebe gekrönt oder auch „nur“ von Erotik, bekommt diese Hingabe eine andere Bedeutung, eine besondere Beachtung, wie ein Schmelz an Schokolade, die über den Kuchen gezogen wird, der nun nicht wie sonst nur lecker, sondern ganz besonders formvollendet aussehen soll.
Was ich schön finde, ist die Unterschrift, dieses ‚In Ergebenheit’. Ergebenheit ist für mich Hingebung, Ernsthaftigkeit, Bescheidenheit, Demut, Gehorsam. Mit dem einen Wort wird der Respekt vor allem, die beiden Verbindenden ausgedrückt, ohne solche Allgemeinplätze wie Respekt und Achtung zu belegen.
Was bleibt also?
Bestimmt lese ich einen sehr intimen Moment mit viel zu rationalen Sinnen. Die Zeilen lassen mich zuförderst verklärte Romantik erkennen und verführen mich, hinterfragen zu müssen, nicht mich, sondern die Autorin.
Ob das jedoch deren Intention ist, wage ich zu bezweifeln. Und gleichzeitig stehe ich vor der Entscheidung, so zu tun, als habe ich nicht gelesen. Da ich nicht lügen möchte, bleibt mir nur …wie bis hierher geschrieben.
ich danke Dir sehr für den Ausflug in einen Moment Deines Lebens und wünsche Dir von Herzen alles, was Du Dir wünschst.
@pursoumise
»Hommage an meine Sklavin«
von Madame Daria
Ein kleines, aber durchaus wahres Gedicht. Nachdenkens- und empfehlenswert auch für Doms.
Die BDSM-Geschichte lesen: »Hommage an meine Sklavin« von Madame Daria