Die Kommentare zu dieser Geschichte waren genauso kontrovers, wie ich mir das beim/ nach dem Lesen vorgestellt hatte.
Ich mag es, wenn sich Erwartungen erfüllen, doch ich habe mich auch gefragt, woher das Unbehagen rührt.
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man sächsisch deshalb als lächerlich empfindet, weil es so dicht am Hochdeutsch ist. Dadurch klingt es wie schlechtes Deutsch. In der Tat entsprach das in Sachsen gesprochene Deutsch lange Zeit der gängigen Norm, Goethe zum Beispiel befleißigte sich zunächst der Meißner Kanzleisprache.
Was soll jetzt das? Naja, vielleicht ist die Art, in der die beiden Protagonisten ihr Machtgefälle ausleben, manchen zu dicht am Alltag. Zu viel Feng shui und Bonsai eben - und so forme ich dich nach meinem Bilde ... Mischung aus Therapie und Erziehung, nix mit Augenhöhe.
Wer mit sich rundherum zufrieden ist, wer nur ab und zu das Gefühl genießt, die Kontrolle abzugeben, für den ist das ok.
Wer sich immer schon unzulänglich fühlt, wer seit langem mit wenig, kaum oder keinem Erfolg den inneren Schweinebeutel bekämpft, der lässt sich gerne helfen. Dem is letztlich egal, ob in der Weightwatchers Selbsthilfegruppe oder mit einem aufmerksamen Partner. Wo ist der Unterschied! Warum soll man nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Ob der Partner jetzt anordnet, wann Sub ins Bett zu gehen hat (weil sie sich da auch nicht im Griff hat, sich im Chat vertrödelt und morgens nicht aus den Federn kommt, unausgeschlafen übellaunig ist und jammert ...) oder wie oft sie zum Sport geht? Wenn sie sich danach oder tagsüber besser leiden kann? Is doch fein.
Das Unbehagen hat natürlich auch seine Berechtigung. Machtgefälle im Alltag birgt immer die Gefahr der Grenzüberschreitung. Es ist das eine, dem Partner dabei zu helfen, selbstgesteckte Ziele zu erreichen oder sein Selbstbild zu verbessern. Die Grenze ist dann überschritten, wenn es nur noch um Formung geht. Selbstaufgabe kann kein Ziel sein. Also für mich nicht.
Ich hab dieser Tage im Radio "Tu t'laisses aller" von Charles Aznavour gehört. Da habe ich gleich an diese Geschichte gedacht.
Danke für Alleinsein - Stille - Nachdenken
hanne
die sich jetzt wieder in den Kampf gegen Brennnesseln und anderes Unbill im Garten stürzt