Ich glaube, ich fände es gar nicht schlimm, wenn jemand in meinen Geschichten etwas anderes oder mehr liest als das, was ich im Grunde genommen ausdrücken wollte. Und mein Beitrag zum letztjährigen Adventskalender lässt vieles zu, weil er diesbezüglich keine bestimmte Richtung vorgibt.
Ich finde es vollkommen legitim, wenn jeder Leser seine Erfahrungen und Wahrnehmungen in das Lesen, Auffassen und Kommentieren einbringt. Der Vergleich mit den Gerüchen gefällt mir als Nasenmenschen mit ausgeprägtem olfaktorischen Gedächtnis ausnehmend gut.
Vielleicht plaudere ich einfach mal ein bisschen aus dem Nähkästchen:
Getragen ist mein Wunschzettel zunächst einmal von der (nicht immer angenehmen) „Verpflichtung“, einen Beitrag zum Adventskalender auf den Schattenzeilen zu schreiben. Und das in einer Phase, in der mir Zeit und Muße für das Schreiben vollkommen abgingen. Für eine wirkliche Geschichte hatte ich keine Idee, das Buch, das zu rezensieren mir in den Sinn kam, hat mich zum damaligen Zeitpunkt nicht angesprochen, Gedichte kann ich nicht.
Dann warf ungewiss die Fisimatenten in die Reizwortübung. Ein Wort, das ich schon immer sehr mochte und das schon geraume Zeit in meinem „Daraus-mache-ich-mal-eine-Geschichte-Fundus“ schlummerte – zusammen mit anderen Worten, aber auch Fotografien und (Überraschung!!) Gerüchen. Ein TV-Bericht über die Weihnachtspoststelle und die Gespräche darüber, wer wann Weihnachten wo sein würde, das sind die weiteren Zutaten, um die herum ich – angereichert mit einem Hauch SM - den Wunschzettel geschrieben habe.
Woran ich überhaupt nicht gedacht habe, war das letzte Weihnachten das ich als (schon erwachsenes) Kind mit meinen Eltern verbracht habe.
Sehr wohl beschäftigt hat mich die Frage, wie gehe ich das erste Weihnachten ohne meinen Nachwuchs an. Will ich sentimental an leuchtende Kinderaugen denken, in denen sich der Glanz des geschmückten Baumes und die gespannte Erwartung spiegeln, was in den Päckchen sein mag. Oder ist das eine Chance für ein neues Durchstarten. Ich habe mich für Letzteres entschieden, ohne dass ich eine gewisse Sentimentalität leugnen will oder gar ausblenden wollte. Das ginge wohl auch nicht. Letztendlich muss die Beantwortung dieser Frage ohnehin warten, denn ein „Ach, Mama, Weihnachten nicht hier zu Hause zu sein, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Ich bringe meine Freundin mit!“ hat alles vereitelt (und die Mama natürlich riesig gefreut! Sentimentalitäten und Weihnachtssession im engeren Sinne vertagt!).
Ein Thema, das sich über 365 Jahrestage erstreckt, wenn es um das Zusammenleben in der Familie geht: Wann lässt man sein Kind ziehen und mit welchen Gefühlen? Wie viel Freiraum können und dürfen sich Eltern von ihrer Brut nehmen? Zu Weihnachten, dem Fest der Liebe in einem ganz weiten Sinn, verdichten sich diese Fragen durchaus.
Geschätzter Nachtasou, ich freue mich, wenn Dir meine Geschichte gefallen hat, und darüber hinaus sehr darüber, dass Deine Gedanken dazu auch mich noch einmal dazu „genötigt“ haben, mich mit dem von mir Geschriebenen auseinanderzusetzen.
Wölfin
PS: Hätte ich das in einer PN schreiben sollen?