Beste(s) hexlein,
Manche Texte muss ich erst zerpflücken, um mich ihnen annähern zu können. Die sind so kompakt, dass ich nach dem ersten Leseanlauf neugieriger bin als vorher. Ich will verstehen, WIE mich die Geschichte anrührt. Zu dieser Kategorie von Texten, hexlein, zähle ich Deine hier.
Gute Texte sollten das schadlos überstehen. Die anderen verlieren dabei an Reiz.
(Ich meine, bei technischen Geräten ist das genauso; mal so am Rande angemerkt).
Die Annäherung ist dadurch erschwert, dass ein innerer Konflikt beschrieben wird, dem kaum ein nacherzählbarer Handlungsablauf zur Seite steht. Wie auch, der Ort der Handlung ist allein in der Innenschau. Da war ich jetzt neugierig auf Deine Lösung.
Zunächst mal: Die Überschrift kündigt schon die sprichwörtliche Blockade an. Ein gewünschter Ablauf in der Zweisamkeit stellt sich nicht ein. Alle Bedingungen sind zwar erfüllt, und doch „klappt es“ an diesem Abend der Ich-Erzählerin nicht sich fallen zu lassen. Immer wieder mischen sich Selbstbeobachtung, Assoziationen (sabbern -> Zewa -> Einkaufsliste) und Nachdenken über die Beziehung, sowie Bewertungen ein und bremsen. Die Erzählerin wünscht sich, dass der Verstand in den Hintergrund rückt. Gesucht wird: Mehr Empfindung als Wahrnehmung; mehr Selbstvergessenheit als Selbstaufmerksamkeit, mehr Sinnlichkeit als Reflexion. Eine nachvollziehbare Wunschliste.
Und alles scheint an diesem Tag auf eine kleine Enttäuschung hinauszulaufen. Und dann ist der Tag doch noch gerettet, denn der Partner hat bemerkt, dass sie (seine Partnerin) stagniert. Diese Sensibilität wiederum beweist ihr, wie gut er sie kennt und wie wichtig ihm ihr Wohlbefinden ist. Das wiegt eine einzelne missglückte Session mehr als auf. Was ihr zunächst Hindernis war, die Selbstbeobachtung, entpuppt sich am Ende als eine wertvolle Erfahrung, indem sie sich richtig beobachtet wusste.
Der Blickwinkel (die Perspektive der Beobachtung) bringt die Wendung in der Geschichte. So nebenbei beantwortet der Text etliche Fragen: Was sucht die Ich-Erzählerin im Moment (und umgekehrt: wie sieht das Kontrastprogramm im Alltag aus), und wer ist ihr Gegenüber, der ja beim subjektiven Erzählstil zwangsläufig weitgehend ausgeblendet bleiben muss.
Das finde ich sehr, sehr schön gemacht, hexlein. Das war das kleine Tränchen am Ende allemal wert. Und genauso wie die Beobachtung in zwei Bedeutungen daherkommt, so auch das Tränchen; als verzahnende Entsprechung. Das macht die Geschichte rund.
Manche Geschichten sind wie ein langer Bindfaden, an dem man einfach entlang zu laufen braucht, und andere sind wie ein runder Wollknäuel.