Beste Hekate,
Ein Bauingenieur träumte vielleicht einmal davon, Brücken zu bauen und seine Arbeit besteht dann darin, Betonmischungen aus Tabellen zusammenzustellen. Ein Arzt träumte vielleicht einmal davon, Menschen zu retten und schlägt sich den lieben Tag lang mit Befindlichkeitsstörungen und Gebührenordnungen herum. Ein Bäcker kommt wenigstens bei Licht noch in den Garten, um Biomöhren zu ernten.
Was ich lese ist ein Bericht aus der Arbeitswelt. Lange Wege. Viel Aufwand um nichts, wenigstens die Kasse stimmt. Das Sympathische an der Hauptfigur ist, dass sie rechnen kann. Aber selbst das mündet in Zynismus. Der Fußabdruck ist nicht witzig. Die Figur ist ausgebrannt.
Sprachlich ist die Geschichte konsequent geschrieben. Nüchtern passt zur Leidenschaftslosigkeit. Aber nirgends Brüche, kein Hauch von Affekt. Nicht einmal Aversion. Ihr Handwerk versteht sie (zumindest klingt es so). Warum auch nicht. Wahrscheinlich denkt ein Handlungsreisender auf seinen Flügen auch so unbeteiligt, bis der Arbeitstag endlich vorbei ist.
Insofern kann ich auch nichts Erotisches finden. Sie liefert. Eine kleine Spontaneität gönnt sie sich oder ihm als Rabatt für Schnellzahler. Er hat´s ja, sie nimmt´s. Wunschzetteldominanz auf Rechnung.
Mir fehlt etwas in der Geschichte mit dieser Frau ohne Eigenschaften. Immerhin: Sie malt ihre Scheune. In Brandfarben. Das ist doch was. Ein Funkenregen könnte dieser grützefarbenen Lebenswelt guttun.
Diese Geschichte ist als bdsm-Story angekündigt. Warum ein ganzes S/M-Programm enthalten sein muss, leuchtet mir nicht ein. Bei einer Zimmermannsgeschichte wird auch nicht jede Dachlatte erwähnt. Ist das der eigentliche Inhalt? Dann habe ich mich verlesen. Merken werde ich mir: Ein kariertes Hemd, Wasser aus Pet-Flasche und Platz am Notausstieg. Und ich wünsche der Protagonistin einen Meteoriteneinschlag, oder einen Ausschlag (weil sie dann umschulen müsste).
Gefallen hat mir die Geschichte, weil sie konsequent durchgezogen ist. Und beeindruckt bin ich davon, dass man offenbar tatsächlich in Ich-Form schreiben kann und dabei die Gedanken Sprachlosigkeit transportieren, oder nur „zeigen“. Denn es sind ja keine ~loge. Das wäre mir nicht im Traum eingefallen, überhaupt mal zu versuchen. Und: Klasser Titel.
Fern von der Romance gefällt mir auch, aber das ist kein Beurteilungskriterium.
Eine Beurteilung muss ich noch aufschieben, oder ganz sein lassen, weil ich mir meiner Lesweise noch unsicher bin.