Nachtasou schafft es immer wieder mich gleich anfangs in seine Geschichten hineinzuziehen. Ich nehme daran teil. Ein Film im Kopf. Valentinas Weg wird atmosphärisch dargestellt. Keine zu ausschweifenden Begebenheiten werden dargestellt, sondern Wichtiges im Detail. Das kann nicht jeder und bedeutet für mich, mit wachem Geist bis zum Schluss gespannt zu bleiben. Der Satz, als sie in der Kirche ist: „Valentina meidet den Mittelgang zwischen den Bänken, denn vorne müsste sie einen Knicks machen“, hallt in mir nach. Sie kniet nicht einfach, es muss eine Bedeutung haben. Ein Fremder wird ihren Wunsch, denn sie der heiligen Jungfrau zuflüstert, erfüllen. Valentina gibt ihm dafür ihr Herz. Ein Versprechen, dass sie dem Fremden, der sie gehört hat, unbedarft gibt. Später, als sie zu Hause ist, glaubt sie an eine Einbildung, denn ihre Realität sieht anders aus. Prüde, bedeckt, mit ihrer Ehe geht es schon lange bergab.
In ihrem stressigen Job, kann sie nicht umhin, immer wieder an den Fremden in der Kirche zu denken. Als sie einen neuen Patienten besucht, öffnet ihr anstelle dessen ein stattlicher Herr. Sie weiß noch nicht um die Bedeutung dieser Feststellung. Und während sie mit dem Mann in der Küche sitzt und wartet, erfahre ich etwas über Valentinas Vergangenheit. Eine Fremde in der Heimat. Er hat so eine bestimmende, sanfte Art, die sie verwirrt. Es ist der Mann aus der Kirche. Er hat sie belauscht, weiß von ihren geheimen Wünschen. Auch ihr Ehemann ist bestimmend, aber keinesfalls sanft. Ihm muss sie gehorchen, weil es sich so gehört. Widerwillig lässt sie sich fotografieren. Was dann geschieht, will ich nicht Spoilern. Nur so viel: Sie wird zu seinem „Schweinchen“, ein Wort, das mir wohlig auf der Zunge klebt, denn sie wird zu seinem Besitz. Die Erotik zwischen den beiden träufelt praktisch aus dem Bildschirm (hrrr!).
Es gibt so Momente, da möchte ich den Autor oder die Autorin kennenlernen. Reden, oder auch mehr. Wer weiß das schon? Dies war so ein Moment. Alpha heißt Anfang, fragt Valentina, obwohl sie es weiß. Ich weiß es auch und mein Resümee ist: Leider kann ich nur fünf Sterne vergeben.