Diese Geschichte hat mich unglaublich gepackt, in nahezu jeder Hinsicht. Natürlich ist da die Sprache, die so wunderbar schmeichelnd und unerbittlich klar dahinfließt, betörende Bilder vor meinem inneren Auge malt und intensive Gefühle zum Leben erweckt. Aber mehr noch ist der Inhalt, der so haarscharf an der Grenze der Einvernehmlichkeit entlang balanciert. Ja, sicher, es gibt das Codewort. Aber sowohl der Ich-Erzähler als auch ich als Leserin wissen, dass sie es nicht aussprechen wird. Niemals, nein. In diesem Machtkampf gibt es kein Entrinnen. Sie würde sich selbst beschneiden, sich selbst ihrer tiefsten Sehnsucht berauben. Denn was gibt es Betörenderes, als die Macht des Geliebten so eindringlich zu erleben? Eine Führung, die standhält, die sich nicht beirren lässt von Tränen, Flehen und Bitten, von wütendem Aufbegehren, von Schimpfwörtern und Trotz? Einen Herrn und Gefährten, der all das tragen kann, der all dem Halt und Raum gibt, der da bleibt und sich nicht beirren lässt in der Klarheit seines Willens? Ich kann ihren Kampf fühlen, sehe mich selbst in ihrem Trotz und ihrem Aufbegehren, in ihren Tränen und ihrem grenzenlosen Leid, das sie am Ende doch verwandelt und weich werden lässt. Beeindruckend, dass er sich nicht einmal von ihrem Köder beirren lässt, den leeren Worten ohne Inhalt.
Ganz kurz war ich irritiert, dass nicht enthüllt wird, was genau er von ihr verlangt hat. Mit allzu bohrender Wissbegier lässt du mich da zurück. Aber für die Dynamik, über die du hier sprichst, für das, was zwischen den beiden geschieht, ist es letztlich nicht wichtig, um was für eine Bitte es sich handelt. Es ist etwas, das auszusprechen ihr widerstrebt, und sie muss erst durch diesen Läuterungsprozess hindurch, bis sie es vermag. Und am Anfang und am Ende steht die Liebe. All das geht nur, weil ein tiefes Vertrauen beide trägt, ihn und sie, ein Vertrauen, das tiefer reicht als der Schmerz und die Wut und die Zweifel. Beneidenswert! Und wirklich hinreißend geschrieben!