Hallo Nubes,
Dein Text ist gut lesbar und, wie Jona schreibt, eine gute Lektüre für jeden, der mehr Hintergrund sucht. Die Ausführungen im 2. Absatz zur Religion kann ich jedoch nicht teilen. Die Grundthese des 2. Absatzes, dass es zum Menschsein dazu gehört,über den Sinn und Zweck des eigenen Tuns zu sinnieren oder zu zweifeln, ist richtig, ebenso der Satz, dass wir unser Tun nach dem Sinn hinterfragen.
Dann folgt die These, dass die Arbeit dem Zweck dient, höhere Ziele anzustreben, um Dadurch Befriedigung zu erreichen. Das kann man so sehen. Da sich der Blickwinkel nun auf die Kirchen richtet, sollte man hier nicht verschweigen, dass die Bibel bereits bei Adam und Eva die Arbeit als Strafe für den Sündenfall ansieht.
(1. Mose 3, 17-19)
Beim Ablasshandel, der nun folgt, ging es niemals um Sinn, den man sich damit hätte kaufen können. Vielmehr wurde den Christen, die sich darauf einließen, eine Verminderung, bzw. ein Erlass der eigentlich verdienten Sündenstrafe versprochen (bei tätiger Reue). An dieser Frage entzündete sich die Reformation. Ihr widmeten sich die 95 Thesen Luthers.
Durch diese Fehlinterpretation des Ablasses, kommst Du auch zu einem falschen Urteil über den Protestantismus. Es gibt keine einheitliche protestantische Lehre. Man muss schon zwischen Lutheranern, Calvinisten, Zwinglianern und vielen anderen Richtungen unterscheiden. Es gibt durchaus bei den Calvinisten eine Richtung, die wirtschaftlichen Erfolg als Gabe Gottes sieht. Aber der von Dir angedeutete Schluss, dass die Früchte wirtschaftlichen Handelns im jüngsten Gericht gegen andere Dinge aufgerechnet werden, ist falsch. Ins Himmelreich kommt man nur allein durch Glauben, wie die Reformation sehr richtig erkannte.
Den weiteren Ausführungen Deines Textes kann ich durchaus folgen. Der Gedankengang wäre aber sauberer, wenn die Ausführungen über die Kirche sauberer recherchiert wären. Ich möchte Deine Veröffentlichung damit nicht herab ziehen, sondern ich will gerne in einen sachlichen Dialog mit Dir eintreten. Als praktizierender Christ fühle ich mich jedoch durch die Ausführungen zum Christentum angegriffen, was Du aber sicherlich nicht beabsichtigt hast.
Nichts für Ungut, ich lese ansonsten gerne weiterhin Deine Texte! Benny63