Beste ungewiss,
Über die gelungene Geschichte ist schon viel gesagt, und sie gehört (nach meiner bisherigen, begrenzten Übersicht) zu den „Best-of“ der Schattenzeilen.
Die vier Worte „weil ich es sage“ als Erklärung für das geneigte Verhalten der Spielpartnerin erklärt in gleichem Maße seine Geneigtheit. Sie bringen ein Band auf eine einfache Formel, um das ansonsten viele Worte gemacht wird, und deshalb ist „Weil ich es sage“ geeignet zum Geflügelten Wort.
Die Dreieckskonstellation ist vielleicht gar nicht so selten. Ob sich jemand für diese Lösung oder dagegen entscheidet, entschieden muss werden.
Die Story an sich ist gut erzählt: Wie im klassischen Drama wird die entscheidende Situation herausgegriffen. Ja, und tragisch ist das Stück auch. Das offene Ende war für mich kein offenes. Das Licht ist aus. Und das ist der Punkt, an dem ich herumgrübelte: ist da noch etwas zu retten?
Grundsätzlich muss (oder könnte) in Lebenspartnerschaften immer wieder etwas verziehen werden. Und eine Partnerschaft kann auch Änderungen der Grundlagen überstehen, oder sich daran anpassen, um trotz Kränkungen und Mängeln weiter zu machen.
Die Kränkung, die er ihr in der Geschichte zufügte, zertrümmert jedoch das Fundament. Das Kaleidoskop ist ein gutes Bild dafür. Es ist nicht ein Fremdgang, es ist nicht mangelndes Engagement für Gemeinsamkeit, nein, es ist der Umstand, dass er sie in falschem Glauben ließ. Das ist mehr als eine überwindbare Enttäuschung, mehr als böses Erwachen anlässlich eines irgendwann geschehenen Vertrauensbruchs, das wäre mit Mühe alles noch verschmerzbar, sondern er stellt mit seinem Verhalten alle ihre Empfindungen von Nähe, alle Sinnlichkeit, die sie jemals zu teilen meinte, rückwirkend in Frage.
Es mag paradox klingen, aber für sie wäre der Weg noch offen, wenn er von Beginn an „genölt“ hätte; so dass sie sich der fehlenden Anteile in der Beziehung bewusst gewesen wäre. Er hat ihr keine Chance gelassen, sich näher mit ihm, mit sich, mit Intimität, mit Verschiedenheiten von Bedürfnissen, auseinander zu setzen. Die Austestungen ihrer Reaktionen (Erotik-Accessoires) waren nicht einmal halbherzig.
Wenn seine Dominanz „Nur-weil-er-es-sagt“ ein Gegenüber bedarf, das sofort hüpft, dann wäre sie nur eine Umschreibung von Beziehungs-Arbeitsscheu (grässliches Wort), oder einfach: Bequemlichkeit. Das reicht vielleicht für Sessions …
In einem Nachbar-Thread wird der Ideal-Dom gesucht. Dort müsste man vielleicht noch anfügen: Jemand, der sich die Arbeit macht und Zeit gibt, dass sich ein Gegenüber entwickeln kann. Sicher nicht immer zur Sub, oder zur Muster-Devoten, aber doch wenigstens akzeptierend und versuchend. Und ich frage mich, was liebt er überhaupt an seiner Frau? Dass sie ewig die Gleiche bleibt, ahnungslos um ihn und in falschem Glauben? Hat er Angst vor Veränderung? Das wäre aber eine blutarme Dominanz.