Ich hätte wohl kaum einen Bogen von den jüngsten Ereignissen in Frankreich zu den sexuellen Neigungen und Spielarten gespannt. Ich finde Jonas Gedanken dazu und das Thema spannend, kann aber dem Vergleich nicht wirklich folgen.
Zwar kenne auch ich die Situation, dass ich meine Neigung verberge, aber weniger aus Furcht vor irgendwelchen Ressentiments und/oder Repressalien, sondern weil: Wen geht es denn etwas an?
Zwar kenne ich mit Sicherheit „Menschen, die mit SM nichts anfangen können. Vielleicht auch solche, die SM für verwerflich, pervers und abartig halten“, aber das ist deren gutes Recht, solange sie anderen Menschen mit dieser Haltung nicht in rechtsverletzender Weise in die Quere kommen. Das schließt nach meinem Verständnis ehrverletzende Äußerungen ein.
Zwar ist es grundsätzlich denkbar, dass eines Tages eine Anti-SM-Bewegung entsteht und zweifelhafte Jünger sich zusammenfinden und uns den Krieg erklären, aber ich halte es für sehr, sehr unwahrscheinlich, dass die sexuelle Neigung die Bedeutung erlangen wird, dass in deren Namen Kriege erklärt und ausgefochten werden. Ich denke, hier fehlt das Potenzial zur Radikalisierung der Gegner (und bin natürlich froh darum!).
Ich weiß, dass im Dritten Reich Homosexuelle ihrer Neigung wegen in den Konzentrationslagern des NS-Regimes landeten. Ich weiß, dass Homosexuelle heute noch übelsten Anfeindungen ausgesetzt sind und brutalen Übergriffen. Ganz furchtbar für die Betroffenen und ein wirkliches Übel die Hetzer, Schläger und die staatlichen Organe, die offensichtlich immer woanders hinsehen.
Dennoch glaube ich nicht, dass das (für sich) jemals ein Politikum werden kann, das in eine Neigungskrieg mündet. Ich denke nämlich, dass die sexuelle Neigung schlicht nicht bedeutend genug ist, Gegenstand einer solchen Auseinandersetzung zu werden.
Religion wird in Gemeinschaften ausgeübt. Religiöse Vorstellungen sind häufig Grundlage der staatlichen Verfassungen und des gesellschaftlichen Miteinanders. Sie sind mit anderen Worten ein ganz anderer politischer Sprengstoff als sexuelle Neigungen.
Hier hinkt der Vergleich nach meiner persönlichen Einschätzung und vollkommen unbenommen davon, dass ich Taten wie den Anschlag auf die „Charlie Hebdo“-Reaktion verurteile wie jede Gewalttat.
Wölfin