Die Geschichte beginnt um 24 Minuten vor sieben und endet um 24 Minuten nach sieben am Abend. Während morgens der Laptop-Akku leer ist, kommt er abends wieder an das Ladegerät.
Ein Tag eines Dom im Ruhestand verstreicht voller Nostalgie, als wäre die unausweichliche Zukunft schon Gegenwart, dann bringt ihn der Telefonanruf seiner deutlich jüngeren Frau wieder ins Hier. Die Geschichte ist mit Selbstbezug: Ein Schreiber auf den Schattenzielen, der nichts mehr mitteilen zu haben meint. Stattdessen reizt es ihn, die Hinterlassenschaften einer ja noch bestehenden Beziehung zu zerstören, bevor sie übrigbleiben. Welch destruktive Energie!
Der Titel: Staub. Am Aschermittwoch bekamen wir Knirpse ein Aschenkreuz auf die Stirn gemalt. Bedenke, dass Du aus Staub bist und wieder zu Staub wirst. Die Basis der D/s-Beziehung in der Geschichte ist die gegenteilige Formel: „Dieses IMMER war es, was zählte, was die Intimität schuf, was zwei Menschen zu einer unglaublich verschweißten Einheit werden ließ“.
Wie eine Kette, die sich quer über die Straße der Zeit spannt.
Die Utensilien, die er auf den Dachboden verfrachtet hat (während andere sie noch im Keller herumstehen haben *g), sind nur Hilfsmittel gewesen. Entbehrlich waren sie schon immer. Auf andere Symbole kam es an.
Der Telefonanruf, die Erkundigung und Ermutigung seiner Frau, bringt ihn zurück an den Laptop. Wohin sonst? Ist auch das Selbstbezug?
Jedem über 50 vielleicht wird die Geschichte mehr geben als nur Verstehen.
Sie ist überdies eine, die spannend ist ohne Handlungsspektakel. Tell, don´t show! Reminiszenz, Überlegung, Erinnerung, …, ohne 3d-Kopfkino. Es geht. In einer poetischen Epik geht das. Und liest sich so angenehm für mich.
Poet, Du schwimmst gegen den Strom und gehst desto eher ins Netz.