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Autoreninterview

Jona Mondlicht interviewte Ambiente am 19.09.2004.

Ein Blogbeitrag von Ambiente.

  • Info: Veröffentlicht am 25.09.2004 in der Rubrik Gefragt.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

  • Inhalt: Blogbeiträge bilden die Meinung der Autorin oder des Autors ab.

Text vorlesen

Jona Mondlicht führte dieses Interview am 19.09.2004 mit Ambiente.

 

 

Ambiente, wie kamst Du zu Deinem Nicknamen?

 

Ich habe damals schon viele Kurzgeschichten geschrieben, die von Gefühlen, Gedanken oder unverarbeiteten Geschehnissen handelten. Diese Geschichten habe ich unter dem Pseudonym TAROT veröffentlicht.

Als ich meine erste Story geschrieben hatte, die um Sex im Weitetesten und um SM im Besonderen handelte, hatte ich das Gefühl, diese nicht unter TAROT veröffentlichen zu können. Sie war anders, gehörte nicht in die Welt der TAROT.

Also suchte ich nach einem Namen, der sich so deutlich von TAROT unterschied, wie sich auch die Geschichten unterscheiden sollten. Während ich nachgrübelte - mehrere Tage - fuhr ich mit dem Auto an einem kleinen Bistro vorbei. Es hieß »Ambiente«. Der Name gefiel mir und so war er da, mein neuer Nick.

 

 

In welcher Stadt wohnst Du? Was gefällt Dir dort besonders?

 

Ich wohne in Gelsenkirchen. Einer Stadt im Ruhrgebiet, die so zentral liegt, dass man innerhalb kurzer Zeit in vielen anderen Städten sein kann.

 

 

Welcher Teil in Dir produziert mehr Geschichten - TAROT oder Ambiente?

 

Noch hat TAROT mehr Geschichten geschrieben, jedoch ist die letzte von 1994. Die erste Ambi-Story entwickelte sich 1990. Bis heute sind 32 Storys und ein Buch entstanden.

 

 

Wenn sich TAROT und Ambiente real gegenüber ständen, würden sie...

 

...sich sehr ähnlich sehen. Mein Sternzeichen ist Zwilling - TAROT und Ambiente sind wie Zwillingsschwestern. TAROT ist die helle der Beiden, verträumt, sensibel und fragend, wogegen Ambiente die dunkle der Beiden ist - wie auch auf meiner Website. Sie ist neugierig, fordernd, die dunkle Seite der Lust erforschend.

 

 

Hat Ambiente die Zwillingsschwester nach hinten gedrängt? Meinst Du, dass Du als TAROT irgendwann wieder Geschichten schreiben wirst?

 

Ambiente hat niemanden verdrängt, aber durch Cubi hat der Aspekt SM eine zentrale Bedeutung in meinem Leben bekommen. Es spielt sich in der Richtung sehr viel in meinem Kopf ab und nur, was in meinem Kopf ist, kann ich schreiben. Es ist ja nicht so, dass ich mich vor den Rechner setze und denke, so, jetzt schreibe ich mal wieder eine Geschichte. Es ist immer so, dass ich das schreibe, was mich gerade bewegt, womit sich meine Gedanken beschäftigen.

 

Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass auch TAROT wieder zu Wort kommt. Sobald etwas in meinem Leben geschieht, welches ich nicht einfach abhaken kann, sondern es verarbeiten muss, ist es durchaus möglich, dass ich TAROT dafür brauche und es wieder eine TAROT-Geschichte geben wird.

 

 

Sind BDSM-Inhalte immer die dunkle Seite der Lust oder können BDSM-Inhalte auch hell, verträumt und sensibel sein?

 

Ist denn dunkel wirklich als »dunkel« gemeint, oder eher als verbotenes oder außergewöhnliches?

Natürlich können BDSM-Inhalte sensibel sein - ich sage sogar - müssen sensibel sein. Von einem Top erwarte ich Sensibilität, er muss spüren, wie weit er gehen kann, muss spüren, wann seine Sub an ihre Grenze stößt, muss ein Gespür dafür haben, wie er ihr eine neue - auch schmerzhafte - Erfahrung schenken kann. Zu verträumt fällt mir nur die Erinnerung oder Vorfreude ein, das passt jedoch auch zu allen anderen Bereichen des Lebens und nicht nur auf BDSM.

 

 

Was erzählt Dein Buch?

 

Es ist gerade in der Druckerei und wird im Charon-Verlag erschienen. Da der aber aktuell noch nichts davon angekündigt hat, weiß ich nicht, inwieweit ich hier etwas preisgeben darf. Vielleicht so viel - da es im Charon-Verlag erscheint, ahnt ihr sicher, dass es mit SM zu tun hat. In einem Flyer des Verlages steht Folgendes: »Entwicklungsroman um die Begegnungen zwischen einem Mann und seiner Sklavin während eines Wochenendes. Eine Parabel über die Lust an der Hingabe.«

 

 

Dann freue ich mich auf die Veröffentlichung! War das Buch, da es Dein erstes Buch ist, ein Experiment oder möchtest Du weitere Bücher schreiben?

 

Das Buch war eigentlich nicht als Buch gedacht. Zu Beginn war es ein Gedanke, den ich in eine Kurzgeschichte packen wollte, nämlich die Badewannen-Streichel-Szene. Dann verselbständigte sich die Story und es musste noch eine Szene rein, die mir einfiel, und noch eine und... Letztendlich waren es über 30 Kapitel.

 

Ich habe einen Gedanken für ein neues Buch, habe es auch schon angefangen, aber ob es jemals fertig wird, weiß ich nicht.

 

 

Wann hast Du Deine Neigung zu BDSM entdeckt? Lebst Du sie aus?

 

Oh, meine Neigung zu BDSM habe ich ziemlich spät entdeckt. Ich war damals dreiunddreißig und ein Mann, mit dem ich einige Tage Urlaub auf Norderney verbrachte, führte mich sehr behutsam in diese Welt der Gefühle ein. Ich habe eine Story darüber geschrieben: »Ein erregendes Erlebnis«, welche auf meiner Website www.starion.de zu lesen ist.

 

Mit meinem Liebsten lebe ich SM seit fast zwölf Jahre aus. Teilweise sehr intensiv - manchmal tritt jedoch der Kuschelsex sehr in den Vordergrund. Wer hat es noch nicht erlebt, diese Phantasien, die man sich beim Sex zuflüstert, die von Begierde, Macht und Unterwerfung handeln, aber man schafft es nicht, sich voneinander zu lösen, um diese Phantasien umzusetzen, weil man den körperlichen Kontakt lösen müsste?

Uns gelingt es manchmal einfach nicht. Aber - aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Diese Phantasien leben in uns und viele, sehr viele davon haben wir schon verwirklicht.

 

 

Wenn Ihr Eure Leidenschaft auslebt, wie viel ist dann geplant und wie viel spontan?

 

Zum größten Teil ist es spontan. Ab und an habe ich eine Grundidee, wobei es mir Spaß macht, diese Idee während des Szenarios auszuschmücken und zu verfeinern.

 

 

Findest Du, dass es - ganz allgemein - qualitative Unterschiede zwischen geplanten und sich spontan entwickelnden Spielen gibt?

 

Nein - ganz klar nein. Jede der beiden Spielarten hat ihren Reiz.

 

Nachdem ich nun länger über diese Frage nachgedacht habe und auch noch meinen Süßen befragt habe, fällt mir einfach keine bessere Antwort ein.

 

 

Glaubst Du, dass es erotische Phantasien gibt, die ihren Reiz verlieren, sobald sie ausgelebt sind?

 

Hm - ich erinnere mich da an eine einzige Situation, wo so etwas passiert ist. Wir befanden uns in einem Vierundzwanzig-Stundenspiel und die letzte Herausforderung für meinen Liebsten war eine Session in freier Wildbahn. Ich führte ihn ihm Halbdunkel in einen Park und leitete ihn zu einem Baum. Ich riss ihm das Hemd vom Körper - hat eigentlich einer eine Ahnung, wie schwer es ist, ein Hemd herunterzureißen? - und nahm ein Seil zur Hand, denn ich wollte ihn mit dem Bauch voran an einen Baum binden, um ihn dann zu peitschen. Gerade in dem Augenblick, wo er Kontakt mit der bloßen Haut an dem Baum bekam, sprang er wild umher und japste: ›Eine Spinne, eine Spinne‹ - und das Spiel endete genau in diesem Moment. Bei mir vor Lachen und bei ihm vor Entsetzen. Seine Phantasie, nachts in einem Wald an einen Baum gefesselt zu werden und dann gepeitscht zu werden, hat keinen Reiz mehr für ihn.

 

 

Richtig ausgelebt hat er die Phantasie dann wohl aber auch nicht... Wäre dieses lustige Erlebnis nicht eine Geschichte wert?

 

Nein, eigentlich nicht. Die vierundzwanzig Stunden hatten so viele intensive Momente, die eher Stoff für eine Story geboten hätten, als dieser lustige Abschluss.

 

 

Was fasziniert Dich an BDSM besonders?

 

Ups - ich denke es soll ein Kurzinterview werden und kein Roman?

Vielleicht eine Sache ganz besonders: Wenn ich meinen Liebsten toppe und ich spüre, wie er in mein Spiel fällt, wie er sich aufgibt und so intensiv fühlt, leidet und dabei glücklich ist, dass er manchmal danach zu kraftlos ist, um noch irgendetwas zu tun, dann breitet sich eine Wärme in mir aus, die unbeschreiblich ist.

 

 

Spielt Ihr in fest verteilten Rollen oder wechselt Ihr?

 

Als wir uns kennen lernten, switchten wir sehr häufig. Damals war das Verhältnis fünfzig zu fünfzig. Einige meiner intensivsten Erinnerungen stammen aus dieser Zeit. In der Zwischenzeit hat sich das Verhältnis geändert. Ich dominiere ihn zu fünfundneunzig Prozent.

 

 

Glaubst Du, es gibt eine hundertprozentige Dominanz? Hat nicht sub immer einen kleinen Prozentwert Dominanz in sich, ganz gleich, wie intensiv die Rollen ausgelebt werden?

 

Du hast aber auch eine Art Fragen zu stellen! Ich habe jetzt hin und her überlegt und glaube:

Ja, es gibt hundertprozentige Dominanz, aber nur unter der Voraussetzung, dass keine Liebe im Spiel ist. Wenn da ein Dom ist, der sich nur seine Bedürfnisse erfüllt, dann interessiert ihn nicht, ob es der Sklavin Lust beschert oder nicht.

 

Wenn ich spiele, achte ich die Wünsche und Vorlieben des Menschen, den ich liebe, gehe so weit, wie ich es verantworten kann, lasse Dinge, von denen ich weiß, dass er es nicht will, obwohl er weiß, dass es mich heiß machen könnte. Topping from the Bottom, bei uns gibt es das.

 

 

Wie entstehen Deine Geschichten? Schreibst Du eher spontan oder planst Du jeden Geschichtenverlauf im Voraus?

 

Spontan, absolut spontan. Meistens habe ich nur eine Grundidee, ein Bild, und male dann meine Worte darum. Einige Geschichten sind aber auch wahr. Ich habe sie erlebt und gefühlt und sie haben mich nicht losgelassen, waren so mächtig in mir, dass sie hinaus mussten, auf›s Papier - oder in den Rechner.

 

 

Wie viel Zeit nimmt das Schreiben einer Geschichte in Anspruch? Wenn Du spontan schreibst, bringst Du dann jede Geschichte in einem Rutsch zu Ende oder bist Du Etappenschreiberin?

 

Hm, bis vor einem Jahr hätte ich die Frage leicht beantworten können. Bis dahin habe ich die

Geschichten in einem Rutsch geschrieben. Aber im Augenblick habe ich vier angefangene Geschichten auf dem Rechner. Das gefällt mir aber nicht besonders. Ich mag den Flair, der mich beim Schreiben einer Ambiente-Story umspielt, mag da nicht raus, bin eigentlich erst zufrieden, wenn die Story beendet ist.

 

 

Sind die Geschichten eher niedergeschriebene Phantasien oder tatsächliche Erlebnisse?

 

Das hält sich in etwa die Waage. Ich mag es, die Leser im Unklaren zu lassen, ob die einzelnen Storys erlebt oder erträumt sind.

 

 

Gab es Meinungen von Lesern zu Deinen auf den Schattenzeilen veröffentlichten Geschichten?

 

Nun - ich bekomme öfters die Bewertungsstatistiken und da sehe ich schon häufig die ‹1', aber persönliche Mails habe ich wenige bekommen.

 

 

Würdest Du Dir mehr persönliches Feedback wünschen?

 

Ja, in jedem Fall. Ich würde ja auch Fragen beantworten oder über Storys diskutieren. Aber dazu ist es bisher noch nie gekommen.

 

 

Was macht Ambiente, wenn sie nicht schreibt?

 

Sie schreibt, denn beruflich habe ich auch mit Schreiberei zu tun. Ansonsten habe ich als weiteres Hobby die Musik, die ich selbst auch aktiv ausübe. Ich spiele ein Instrument und gebe mit unserem Orchester auch ab und an Konzerte.

 

 

Wenn Du an den Schattenzeilen etwas verändern könntest, dann würdest Du...

 

...deutlicher machen, was die Schattenzeilen alles zu bieten haben. Die Schattenzeilen sind nicht nur ein Portal, wo man heiße Geschichten saugen kann, da ist so viel mehr.

 

 

Ein letztes Wort...

 

Es hat Spaß gemacht, dieses Interview zu führen. Ich werde noch öfters bei den Schattenzeilen vorbei schauen als bisher, und wenn dann mein Buch »Die Begegnung« erschienen ist, werde ich Euch informieren und mich freuen, wenn ich auf Euren Seiten einen Hinweis darauf finden würde.

 

 

Gerne stellen wir Dein Buch im Medienbereich vor! Für das Interview bedanke ich mich herzlich bei Dir, es hat sehr viel Spaß gemacht und war, so meine ich, richtig interessant!

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Ambiente

Autorin. Förderer.

01.12.2014 um 14:23 Uhr

Hallo Sinika,

 

Jona hat da ein spannendes Frage und Antwortspiel mit mir gemacht. Über einige Fragen habe ich länger nachdneken müssen als über andere. Aber jede einzelne Frage habe ich versucht so zu beantworten, wie ich es gefühlt habe.

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Gelöscht.

30.11.2014 um 14:48 Uhr

Die Antwort , auf die Frage ...100%ige Dominanz ...trifft ins Schwarze ...

Danke Ambiente ...Gute Fragen ...tolle Antworten

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Rote Sonne

Profil unsichtbar.

16.06.2014 um 22:20 Uhr

Musste bei der ersten Frage schmunzel, in Deutschland soll es auch ein Restaurant geben das RoteSonne heißt.

Danke für dieses Interview, mit sehr spannenden Fragen und vor allem nachdenklich machenden Antworten.

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Gelöscht.

19.03.2014 um 22:26 Uhr

Habe das Interview mit Freude gelesen, es war sehr interessant. Danke

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Michelle

Autorin.

23.09.2013 um 10:49 Uhr

Vielen Dank für dieses ehrliche und sehr interessante Interview!

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Gelöscht.

23.09.2013 um 10:36 Uhr

Toll geführtes Inteview -tolle/interessante Fragen von Jona und ehrliche und tolle Antworten von Ambiente ,die mich neugierig auf Ambientes Geschichten machen.

 

lG bubbles

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Gelöscht.

21.03.2013 um 14:07 Uhr

Danke für dieses aufschlußreiche und ehrliche Interview. Es hat Spaß gemacht, es zu lesen und über die eine oder andere Antwort länger nachzudenken oder auch zu schmunzeln.

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dienerin

Autorin. Förderer.

21.01.2012 um 12:31 Uhr

Ein sehr interssantes Interview.

Fragen die mit Sinn und Verstand gestellt wurden und aussagekräftige Antworten.

Ich habe es gerne gelesen.

Danke

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Gelöscht.

17.12.2007 um 07:01 Uhr

Ein sehr ehrliches und fesselndes Interview! Bin gespannt auf das Buch

LG Serafina

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Gelöscht.

01.10.2006 um 01:40 Uhr

schön, etwas Einblick in Deine Persönlichkeit und Gedankenwelt zu bekommen

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