In Deutschland haben wir übrigens die soziale Marktwirtschaft, nicht die freie Marktwirtschaft. Der Staat greift bewusst in unterschiedliche Bereiche lenkend ein. Ob es allerdings sinnvoll ist, Pornohefte nur mit dem vermindertem Steuersatz zu besteuern, weil sie zur Grundversorgung der Allgemeinheit gehören, während Babywindeln voll besteuert werden, sei dahingestellt.
Ich denke, die Buchpreisbindung verlangsamt das Aussterben der Buchhandlung nebenan, kann sie aber sicherlich nicht aufhalten. Der Handel verändert sich, seit es den Internethandel gibt, rasend. Alle Branchen sind betroffen und müssen umdenken, wenn sie überleben wollen. Das gilt auch für Buchhandlungen. Eine Buchhandlung, die nicht auch parallel Bücher über das Internet verkauft, wird definitiv verschwinden, wie es bereits in anderen Bereichen passiert ist. Es hat im Einzelhandel eine neue Epoche begonnen. Manche haben das begriffen und nutzen Nischen, die das Internet nicht bedienen kann, andere haben das bereits verschlafen und bitten empört den Statt um Hilfe. Ich denke, die wenigen Buchhandlungen in meiner erreichbaren Nähe, die bis jetzt überlebt haben, werden das auch weiterhin tun, selbst wenn die Buchpreisbindung wegfällt. Sie punkten zum Beispiel mit Buchvorstellungen der Autoren, Autogrammstunden und Dichterlesungen, packen die Ware in Geschenkpapier ein oder sind in der Lage, Kunden hervorragend zu beraten, wenn ein Roman für den Urlaub gesucht wird. Ich kenne Spielzeuggeschäfte, die abends Herrenspielabende mit Carrera Bahnen, Modelleisenbahn und Kickerwettbewerbe anbieten, die gut besucht sind, weil der Mann hier wieder zum Kind werden darf. Eine tolle Sache! Andere mussten schließen. Es mag sein, dass das Geldverdienen der Einzelhändler schwieriger geworden ist. Wo früher Gewinnmagen von 100% üblich waren, haben Internethändler damit Schluss gemacht. Diese enormen Gewinnmagen der Einzelhändler haben die großen Internethändler doch erst stark gemacht. Ich gebe zu, ich habe kein Mitleid. Ich sehe nicht ein, weshalb ich die gleiche Waschmaschine im Einzelhandel für 1000€ kaufen soll, wenn ich sie im Internet für 500€ bekomme. Da kann doch etwas nicht stimmen! Genauso sehe ich es mit den Büchern. Ich denke, die Buchpreisbindung passt nicht in diesen neuen Markt und hilft lediglich den Händlern, die in den letzten Jahren den Wandel verschlafen haben. Warum sollte der Staat genau hier etwas regeln, andere Bereiche aber müssen sehen, wie sie klar kommen? Einen Strukturwandel löst man nicht Subventionen oder anderen Regeln. Das hat noch nie funktioniert. Es mag hart klingen, aber das muss der Markt ganz alleine regeln. Der Staat sollte sich stattdessen lieber mit den Arbeitsbedingungen und der Steuermoral des Onlinehandels beschäftigen und hier in diesem Bereich Chancengleichheit schaffen.