Die Darstellung submissiven männlichen Wünschens empfand ich als nachvollziehbar. Als Projektion nutzt du eine unnahbare, kalte Königin. Emotionale Tiefe entwickelst du mit Einsetzen des Tauwetters. Deine Hauptfigur ist ein Suchender, im Ende deiner Geschichte liegt tragische Hoffnung. Deine Wintergeschichte schwebt zwischen Dickens und Andersen. Ich freute mich über poetische Sätze, romantische Formulierungen, Stimmung in Worten. Die Selbstbeschenkung ist emotional großes Kino, fein.
Du arbeitest mit Hoffnungen auf Basis von Rückblicken, formst auf diese Weise deine Figur. Deine Erzählweise entspricht einem Märchen, das nutzt du zu freiem Spiel im Bereich zwischen Realität und Fiktion.
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Einige Kleinigkeiten? Schau mal auf Wortdoppelungen. „Hatte, hatte““ zu Beginn des dritten Absatzes. Im Anschluss zu viele „hätte, „würde“, „wäre“ im dritten und vierten Absatz. Für mich zu viel Konjunktiv, auch im weiteren Verlauf, in seinen Überlegungen, Gedanken und Annahmen. Konjunktiv könntest du vielleicht durch Handlung ersetzen?
Nach Herstellung des Eispalastes zeigt sich die Schneekönigin ungerecht. Sie hatte keine Treppe befohlen, sie hatte nicht befohlen, die Kanten abzutragen. Härte ist in Ordnung, aber keine ungerechte Härte. Das stört konsequente Dominanz und erforderliche Verlässlichkeit.
Ein Kommafehler „Von kurzer Dauer aber sie hatte mich angelächelt."
Ein Stolpersatz „Es war so warm, ich hätte in sommerlicher Kleidung umherlaufen können und dennoch würden sich Schweißperlen an meiner Stirn bilden.“ Hier würde ich Handlung in drei Sätzen wählen.
Persönlich mag ich folgenden Satz nicht „Sie war dünn geworden.“
Noch ein aus meiner Sicht nicht gelungener Übergang. „Sie schrumpfte und wurde immer kleiner. Nach wenigen Tagen war nicht mehr als ein Schneehaufen übrig.“
Was passiert in dieser Zeit? Wie fühlt er? Was versucht er?
Das Ende deiner Geschichte ist mir zu schnell. Hier nimmst du Konjunktive statt Gefühle.
Der letzte Satz ist Hoffnung.
Ich hoffe, ich bin hier nicht zu ausführlich. Gute Geschichte, klasse Märchen, ich habe den Mann, die Schneeköngin, die Gegend gesehen. Du hast eine schöne Sache gemacht und mir Freude bereitet.