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Die Schneekönigin

Der Heiligabend war vorüber, nun kamen die dunklen Nächte. Mir war bewusst, dass ich etwas tun musste, um meine Stimmung etwas aufzuhellen. Ich wanderte zwischen den schwarzen Tannen, da kam mir eine Idee. Mein Werk begann, wie man einen Schneemann baut. Aber das war nur der Anfang.

Eine BDSM-Geschichte von Treibholz.

  • Info: Veröffentlicht am 25.12.2018 in der Rubrik BDSM.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

Ein riesiger Garten mit hundertjährigen Tannen. Die drei Meter hohe Ligusterhecke schützt mich vor dem Blick neugieriger Passanten, falls sich jemand in diese Gegend verirren sollte. Mein Idyll befindet sich am Rand des Dorfes, das nächste Haus liegt eine Meile entfernt. Dahinter beginnen die Sümpfe, ein Naturschutzgebiet, in dem Frösche quaken und Grillen zirpen. Hier steht mein Wohnwagen, geschützt vor allem, was im Rest der Welt passiert. Man könnte kaum zurückgezogener leben. Ein friedlicher Traum zu fast jeder Jahreszeit, nur mit dem Winter konnte ich mich nie anfreunden. Es würde Unsummen verschlingen, diesen Wohnwagen zu beheizen.

 

Daher trage ich zu dieser Jahreszeit mehrere T-Shirts übereinander und zwei Pullover darüber. Was ich in dieser Zeit vor allem vermisse, ist das Quaken und das Zirpen. Die Totenstille macht mir zu schaffen. Besonders in den Rauhnächten, der dunkelsten Zeit des Jahres, in der mein Anwesen selbst tagsüber im Dunklen liegt. Zwölf Tage der Finsternis. Die Zeit, in der man in depressiver Stimmung daheim in der Kälte sitzt. Man sagt, in diesen Nächten würde sich das Portal öffnen und das Reich der Toten würde sich mit dem der Lebenden verbinden, Geister aus den Sümpfen steigen und ruhelos umherirrten. An solche Ammenmärchen glaubte ich nicht. Ich empfand die dunkle Zeit einfach als ungemütlich. Schlau waren unsere Vorväter, die sich das Weihnachtsfest ausgedacht haben. Ein Fest der Liebe, das die Düsternis vertreiben sollte. Oder Dämonen, die im Dunklen lauerten und herauskamen, man schlief. Nein, ich glaubte solche Geschichten nicht. So wenig wie ich an den Weihnachtsmann glaube.

 

Ich hatte es mir weihnachtlich gemütlich gemacht und eine der Tannen geschnitten, die in meinem Garten wie Unkraut wuchsen. Vier Kerzen hatte ich angebracht. Seit dem ersten Advent stand sie da, doch hatte ich nicht den Mut gehabt, die Lichter zu entzünden. Es wäre leichtsinnig gewesen in so einem Wohnwagen. Die Kerzen hätten herabfallen oder herunterbrennen können. Keiner hätte bemerkt, wenn es hier brennt. Wochen später erst würde es jemandem auffallen. Statt den Kerzen spendete nun die rußgeschwärzte Petroleumlampe ihr trübes Licht.

Da der Weihnachtsmann niemals käme, musste ich mich um meine Geschenke selbst kümmern. Die Sachen, an denen mein Herz hing, hatte ich in Schachteln verpackt und in Geschenkpapier gewickelt. Jeder schenkt sich selbst etwas zu diesem Fest, Kinder ausgenommen. Meine Geschenke waren in drei Pakete verpackt. Im ersten befand sich das Jahrbuch aus der Schulzeit mit meiner großen Liebe. Immer, wenn es mir besonders schlecht geht, schlage ich diese Seite auf, auf der sie auf einem Gruppenfoto verewigt ist. Wenn ich ihr Bild betrachte, empfinde ich Freude. Das zweite war ein glänzend schwarzer Quarzstein, den ich damals am Strand gefunden habe. Immer, wenn ich ihn in der Hand halte, denke ich an diesen wunderschönen Urlaub in meiner Kindheit zurück. Im dritten und letzten Paket befand sich die Büroklammer, mit der meine Entlassungsunterlagen zusammengeheftet waren. Die Sekretärin hatte sie mir ausgehändigt. Eine Traumfrau. Diese Klammer hatte sie berührt. Ich halte sie oft an die Lippen und stelle mir dabei vor, dass ich diese Frau küsse. Erinnerungen sind wertvoller als Gold.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

05.11.2022 um 08:21 Uhr

Sehr schön geschrieben, man fühlt mit

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Gelöscht.

02.02.2019 um 19:44 Uhr

Du beschreibst einen Suchenden, der sich nach Führung sehnt... und hast dies in einer sehr schönen Art und Weise getan.

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Leeloo

Profil unsichtbar.

05.01.2019 um 22:32 Uhr

Hallo Treibholz,

 

zu erst möchte ich mich für die schöne Anti-Weihnachtsgeschichte bedanken, sie hat mich sehr gut unterhalten und ich hab dir mal meine Gedanken dazu zusammengefasst:

Deine Geschichte spielt am Rande eines Dorfs, wo ein Mann (ist es eigentlich ein Mann, das ist nirgendwo so richtig gesagt) alleine in Abgeschiedenheit lebt und du beschreibst seine Situation als sehr harmonisch und naturverbunden. Nur der Winter ist ihm ein Graus und er hat mit depressiven Stimmungen am Weihnachtsfest zu kämpfen. Allerdings schenkt er sich etwas und ich finde diese Idee sehr schön, zwar auch traurig und dennoch so schön friedlich.

Dann kommt ihm die Idee eine ganz besondere Schneefrau zu erschaffen, die Arbeit an seiner Schöpfung ist anstrengend und fordert ihn, das kommt sehr gut rüber. Ich hätte mir dabei noch gewünscht, zu erfahren, wie sie aussieht oder ob sie steht, liegt oder sitzt.

Aber bis dahin war für mich alles sehr stimmig und ich freute mich darauf, dass die Königin deinen Protagonisten unterwirft. Doch er hauchte ihr Odem ein, das fand ich irgendwie komisch. Ich hätte vermutete, dass diese mysteriösen Raunächte, dies für ihn übernehmen. Außerdem verlässt er sie direkt danach, das fand ich befremdlich.

 

Als sie dann an seine Wohnwagentür hämmert, bin ich aber wieder voll bei dir. Alles passt wieder gut zusammen und der Bau der Pyramide ist unterhaltsam beschrieben. Die Strafe selber ist meiner Meinung nach nicht aus der Luft gegriffen, hätte aber etwas ausgeschmückter erzählt werden können. Da ist noch Platz für seine Empfindungen.

 

Das Ende ist natürlich keine Überraschung, jeder weiß, dass Eis irgendwann schmilzt und trotzdem finde ich es genau richtig so. Du hast seine Hilflosigkeit schön dargestellt und ich finde, das Ende macht Hoffnung. Der nächste Winter kommt und seine Zeit mit der Eiskönigin wird ihn einen Grund zur Freude auf diese Zeit geben.

Ich würde den letzten Satz im Präsens schreiben, da er ja immer noch so fühlt.

Außerdem glaube ich, müsste ab und an das Plusquamperfekt verwendet werden, aber ich bin kein Profi dafür – ist nur ein Gefühl.

 

LG Leeloo

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Gelöscht.

02.01.2019 um 23:28 Uhr

Ja der Schnee. Einige Dinge waren mir zu dick aufgetragen und zu romantisch. Insgesamt war es eher ein Märchen. Man konnte gut folgen und wusste aber auch, wie es endet...

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Gelöscht.

02.01.2019 um 11:47 Uhr

Die Geschichte war sehr kurzweilig, hat mir gefallen.

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Knurrwolf

Profil unsichtbar.

01.01.2019 um 13:02 Uhr

Abgesehen davon, dass es nicht meine Thematik ist, war es schwer mich in die Geschichte hinein zu lesen. Nicht wegen dem FemDom Thema, sondern weil du deinen Hauptcharakter so relativ eindimensional gehalten hast und der BDSM-Bezug im Text recht harsch gestaltet ist. Zugleich fand ich, dass du den Fantasyansatz nicht schlecht eingewoben hast, wenn auch am Anfang der Übergang etwas holpriger ist, als am Ende.

Allerdings bleiben viele Fragen offen bezüglich dem Hauptchar, was mich schlussendlich zu der Bewertung veranlasst hat.

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Gelöscht.

28.12.2018 um 08:01 Uhr

Handwerklich schön geschrieben wenn auch teilweise etwas dick aufgetragen. Ich bin mir nur nicht sicher, ob das eine Parodie oder eine echte Todessehnsucht ist. Ab der Stelle mit 'am Rande des Dorfes, das nächste Haus liegt eine Meile weg' hatte ich Mühe den Inhalt noch ernst zu nehmen.

Insgesamt mache ich mir beim Lesen etwas Sorgen ob der Autor da sein Innerstes zeigt und Hilfe braucht. Aber das ist natürlich auch ein Zeichen, dass er diese Stimmung sehr gut dargestellt hat

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Hekate

Autorin.

27.12.2018 um 13:38 Uhr

geändert am 27.12.2018 um 13:43 Uhr

Die Darstellung submissiven männlichen Wünschens empfand ich als nachvollziehbar. Als Projektion nutzt du eine unnahbare, kalte Königin. Emotionale Tiefe entwickelst du mit Einsetzen des Tauwetters. Deine Hauptfigur ist ein Suchender, im Ende deiner Geschichte liegt tragische Hoffnung. Deine Wintergeschichte schwebt zwischen Dickens und Andersen. Ich freute mich über poetische Sätze, romantische Formulierungen, Stimmung in Worten. Die Selbstbeschenkung ist emotional großes Kino, fein.

Du arbeitest mit Hoffnungen auf Basis von Rückblicken, formst auf diese Weise deine Figur. Deine Erzählweise entspricht einem Märchen, das nutzt du zu freiem Spiel im Bereich zwischen Realität und Fiktion.

.

Einige Kleinigkeiten? Schau mal auf Wortdoppelungen. „Hatte, hatte““ zu Beginn des dritten Absatzes. Im Anschluss zu viele „hätte, „würde“, „wäre“ im dritten und vierten Absatz. Für mich zu viel Konjunktiv, auch im weiteren Verlauf, in seinen Überlegungen, Gedanken und Annahmen. Konjunktiv könntest du vielleicht durch Handlung ersetzen?

Nach Herstellung des Eispalastes zeigt sich die Schneekönigin ungerecht. Sie hatte keine Treppe befohlen, sie hatte nicht befohlen, die Kanten abzutragen. Härte ist in Ordnung, aber keine ungerechte Härte. Das stört konsequente Dominanz und erforderliche Verlässlichkeit.

Ein Kommafehler „Von kurzer Dauer aber sie hatte mich angelächelt."

Ein Stolpersatz „Es war so warm, ich hätte in sommerlicher Kleidung umherlaufen können und dennoch würden sich Schweißperlen an meiner Stirn bilden.“ Hier würde ich Handlung in drei Sätzen wählen.

Persönlich mag ich folgenden Satz nicht „Sie war dünn geworden.“

Noch ein aus meiner Sicht nicht gelungener Übergang. „Sie schrumpfte und wurde immer kleiner. Nach wenigen Tagen war nicht mehr als ein Schneehaufen übrig.“

Was passiert in dieser Zeit? Wie fühlt er? Was versucht er?

Das Ende deiner Geschichte ist mir zu schnell. Hier nimmst du Konjunktive statt Gefühle.

Der letzte Satz ist Hoffnung.

 

Ich hoffe, ich bin hier nicht zu ausführlich. Gute Geschichte, klasse Märchen, ich habe den Mann, die Schneeköngin, die Gegend gesehen. Du hast eine schöne Sache gemacht und mir Freude bereitet.

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Treibholz

Autor.

27.12.2018 um 01:19 Uhr

Danke für die Kritiken, viele davon konstruktiv, das finde ich immer spannend.

Es ist meine bisher düsterste Geschichte.

 

Eine feierliche und fröhliche Weihnachtsgeschichte, in der fromme Lieder gesungen werden und glückliche Familien sich unter dem Weihnachtsbaum versammelt haben und die Kinder es kaum erwarten können ihr neues Spielzeug auszupacken, passt nicht so recht zu den schattenzeilen - dachte ich - und daher war meine Idee, genau das Gegenteil davon zu schreiben, Weihnachten aus Sicht eines Protagonisten, der die Festtage in vollkommener Einsamkeit verbringt.

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poet

Autor. Förderer.

26.12.2018 um 17:24 Uhr

Die Sprünge zwischen Präsens und Imperfekt/Perfekt irritieren mich am Anfang. Da der Typ einen Psychiater interessieren würde, finde ich dein Fantasymärchen ganz unterhaltsam, ich las es eher als witzige Satire.

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