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Griebnitzsee (1930)

Auf meinem Lieblingssessel sitzend, beobachtet mich Wanda, sieht, wie ich den Sekt öffne. Aus einem Glas zu trinken, steht alleine ihr zu, die mich auffordert, mich auszuziehen. Das tue ich und nehme die geforderte Haltung an. Statt des Sekts genieße ich Wandas Blicke auf meinem Körper.

Eine BDSM-Geschichte von Gregor.

  • Info: Veröffentlicht am 04.01.2019 in der Rubrik BDSM.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

Morgendämmerung wirft schwaches Licht auf den zugefrorenen See. Unter einem weißen Seidentuch aus Schnee ruht das Wasser. Bald kommen die Eisbrecher.

Einige Schifffahrtsgesellschaften haben in den letzten Jahren von Kohle auf Diesel umgestellt. Das verbrannte Zeug stinkt übel. Kein Vergleich mit dem harmlosen Kohlerauch einer Dampfmaschine. Auch der Lärm stört mich massiv. Er dringt hämmernd in meine geliebte Stille. Doch im Moment ist es ruhig. Auf der anderen Seite des Sees schläft still der Wald.

Ich höre fern das dumpfe Schlagen eines Dieselmotors. Das ist der Eisbrecher. Er wird in diesem Moment über den Tiefen See pflügen. Erreicht er die Glienicker Brücke, mischt sich in den Motorenlärm das Knacken des Eises.

Seit acht Tagen herrscht bitterer Frost. Zehn Grad minus in der Nacht bedeuten sieben Schippen Koks, die ich nach dem Aufstehen in den Ofen im Keller werfe. Seit dem Einbau dieses technischen Wunderwerkes in meinem Haus, entfällt das lästige Heizen einzelner Kachelöfen.

Ich stehe mit einem ersten Kaffee am Fenster und sehe über meinen verschneiten Garten hinunter auf den See. Einen schmalen Weg zum Steg halte ich stets vom Schnee frei.

Friedlich, ruhig und gut habe ich es. So soll es bleiben. Aus den gusseisernen Radiatoren der Schwerkraftheizung steigt Wärme. Ich fühle mich gesund und froh. Ist das Glück?

Mein Haus ist eines der kleineren hier in der Villenkolonie. Aber es liegt hervorragend. Von hier bis zur S-Bahn-Station Griebnitzsee gehe ich fünf Minuten. Die Bahn fährt zwanzig Minuten bis zum Bahnhof Charlottenburg. Von dort bis zu meiner Agentur sind es keine zweihundert Meter. Die wenigsten Berliner wohnen so idyllisch in bester Gegend, Kaum jemand hat einen Arbeitsweg unter einer halben Stunde. Besser geht es nicht.

Ich mag meine Arbeit als künstlerischer Agent, den Umgang mit den verschiedensten Menschen. Ich mag meine Künstler und ich mag Berlin. Die Stadt ist bunt, lebendig, seit Jahren außer Rand und Band. Ich bin erfolgreich in meinem Geschäft. So kann es bleiben. Aber es gibt Anzeichen für eine Änderung. Die Stimmung wird aggressiver. Ich habe das Gefühl, meine geliebte, verlotterte Republik steuert ihrem Ende zu. Irgendetwas greift hier ein, drängt an die Macht. Ich habe ein schlechtes Gefühl, wenn ich die roten und braunen Radikalen marschieren sehe. Welchen Einfluss die kommenden Änderungen auf meine Geschäftsausrichtung haben, kann ich nicht absehen. Aber es wird weiter gehen. Unterhaltung wird zu jeder Zeit und unabhängig von jeder Regierung gebraucht.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Gelöscht.

26.12.2019 um 09:16 Uhr

Erotisch und gekonnt formuliert.

Vom Thema nicht ganz mein Ding. Aber wie immer bei deinen Geschichten wünsche ich mir eine Fortsetzung. Deine Charaktere gefallen mir. Danke.

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20.10.2019 um 08:24 Uhr

die Geschichte ist schön geschrieben, interessantes Ende, gerne mehr

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Gelöscht.

16.06.2019 um 21:01 Uhr

Gefühlvoll geschrieben, danke!

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Gelöscht.

13.05.2019 um 22:41 Uhr

Welch ein Einstieg und gleichzeitig Ausblick auf kommende düstere Zeiten. Noch ist es nur kalt doch der Schnee lässt der Dunkelheit keinen Raum. Sinnliche Beschreibung der Vorbereitungen für einen besonderen Abend. Der Sprung ins eisige Wasser... brr, aber nachvollziehbar im Laufe der Geschichte. Ich finde sie schön und wurde gut Unterhalten.

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Lucia

Profil unsichtbar.

03.02.2019 um 20:18 Uhr

Lieber Gregor,

ich hab jetzt eine Gänsehaut und das gleich aus verschiedenen Gründen!

Am Anfang durch deine Beschreibung des politischen Zeitgeschehens, ich sehe da viele Paralelen zu heute; Gänsehaut!

Die in großartigem Stil erzählte Geschichte , die unterkühlt wirkende Wanda. Toll!

Und dann die Vorstellung vom Baden im Eisloch; grrr, Gänsehaut!

Danke!

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Gelöscht.

26.01.2019 um 04:20 Uhr

Tatsächlich wie ein Gemälde, überraschender Schluss, danke

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Gelöscht.

18.01.2019 um 21:30 Uhr

Stöckchen aus Eiswasser, und das mehrmals - es macht mir Mitleid

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Schattenwölfin

Autorin. Förderer.

10.01.2019 um 07:06 Uhr

Gregor

Schreiben ist wie Kochen.

Danke für diesen Satz, geschätzter Gregor: - tatsächlich habe ich kürzlich das Schreiben selbst mit dem Kochen verglichen.

In beiden Fällen bekommst Du ein Grundgerüst mit auf den Weg. Das Grundgerüst fürs Schreiben und dabei zu erzählen(!!) habe ich in der Schule erstellt, das fürs Kochen von meiner ostpreußischen () Oma zu Hause.

 

Ist ein solides Grundgerüst vorhanden, braucht es meiner Meinung nach Talent und Übung, um eine Sache wirklich zu lernen. Ist wie im Sattel: Reiten lernt man nur durch Reiten.

 

Ich kochte also drauf los, häufig mit Blick in ein Rezept, immer öfter aber mit einem sehr freien Blick, hin und wieder frei aus dem Kopf. Mittlerweile kann ich es – glaube ich – ganz gut. Und das liegt unter anderem daran, dass ich eben selten am Rezept „klebe“.

Übertragen auf das Schreiben: Ich habe nichts gegen ein festes Gerüst. Das sind in erster Linie Rechtschreib- und Grammatik. Ich habe auch nichts gegen Regeln für gutes Schreiben. Die sind ein bisschen wir gute Zutaten und/oder gute Pfannen in der Küche.

 

Ich möchte die Kreativität aber nicht zu sehr in Schemen gepresst sehen.

 

Wer immer laut Rezept 20 Gramm Ingwer in sein Pfefferrind gibt, wird nie wissen, ob es mit 10 oder 30 Gramm nicht besser schmeckt. Wer immer zeigt, statt zu erzählen, verliert manchmal zu viele Worte für zu wenig Geschehen. Wortwiederholungen können der Nachlässigkeit geschuldet, aber auch bewusst eingesetzt werden.

 

Ich habe mittlerweile Geschichten gelesen, aus denen mir die Schreibseminare dieser Welt geradezu entgegenspringen. Das ist für mich – vor allem bei längeren Texten – mittlerweile sehr ermüdend.

 

Wölfin

 

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Gregor

Autor.

09.01.2019 um 07:08 Uhr

Tek Wolf: Schattenwölfin: poet: dienerin: Treibholz: Meister Y: Mai: :

Ich danke Euch herzlich für Lesen und Bewerten. Ich kenne keine Seite im Netz, auf der ein Schreiber BDSM-Texte einstellen darf und dafür überwiegend intelligente Resonanz erfährt, die über „Geil“ oder „Nicht so mein DIng“ oder „Altes Ferkel“ hinausgehen und sich handwerklichen Fragen zuwenden.

Wie ist das mit dem „Zeigen statt Erzählen“?

Shaira schreibt vom Kinofilm. Wahrscheinlich wird eine Geschichte viel bunter und authentischer, lebendiger und emotionaler, wenn ich sie im eigenen Film stehend beim Schreiben beobachte und meine Eindrücke verdeutliche.

Mai verweist im „Erschlagen der Lieblinge“ auf den Verzicht nicht erforderlicher Textinformationen, auf Kürzen nicht zielführender Schreiberei. Wahrscheinlich gewinnt eine Geschichte dadurch an Tempo, der Text wirkt auf Leser magnetischer.

Schreiben ist wie Kochen. Ich finde Austausch darüber gut.

Wie zeigt Ihr? Wie erzählt Ihr?

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Mai

Profil unsichtbar.

08.01.2019 um 20:12 Uhr

geändert am 08.01.2019 um 20:29 Uhr

Sade Shaira

Lieber Gregor, Du bist auf dem Weg, doch sicher geht noch mehr "". An vielen Stellen höre, fühle , schmecke und sehe ich.  doch an anderen Eckpunkten höre ich nur wie jemand eine Geschichte vorliest. 

Liebe Shaira,

ich bin mir nicht ganz sicher, ob Du „show don`t tell" richtig begriffen hast? Das bedeutet eben nicht, dass man möglichst duftig, blumig und schwurbelig alles ausschmückt. Sogar eher im Gegenteil. Man beschreibt nicht, sondern man zeigt es. Durch Handlung und Dialog. Deshalb hat gerade Gregor da kein Nachholbedarf.  Höchstens bei :

Kill your darlings!

 

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