Auf meinem Lieblingssessel sitzend, beobachtet mich Wanda, sieht, wie ich den Sekt öffne. Aus einem Glas zu trinken, steht alleine ihr zu, die mich auffordert, mich auszuziehen. Das tue ich und nehme die geforderte Haltung an. Statt des Sekts genieße ich Wandas Blicke auf meinem Körper.
Morgendämmerung wirft schwaches Licht auf den zugefrorenen See. Unter einem weißen Seidentuch aus Schnee ruht das Wasser. Bald kommen die Eisbrecher.
Einige Schifffahrtsgesellschaften haben in den letzten Jahren von Kohle auf Diesel umgestellt. Das verbrannte Zeug stinkt übel. Kein Vergleich mit dem harmlosen Kohlerauch einer Dampfmaschine. Auch der Lärm stört mich massiv. Er dringt hämmernd in meine geliebte Stille. Doch im Moment ist es ruhig. Auf der anderen Seite des Sees schläft still der Wald.
Ich höre fern das dumpfe Schlagen eines Dieselmotors. Das ist der Eisbrecher. Er wird in diesem Moment über den Tiefen See pflügen. Erreicht er die Glienicker Brücke, mischt sich in den Motorenlärm das Knacken des Eises.
Seit acht Tagen herrscht bitterer Frost. Zehn Grad minus in der Nacht bedeuten sieben Schippen Koks, die ich nach dem Aufstehen in den Ofen im Keller werfe. Seit dem Einbau dieses technischen Wunderwerkes in meinem Haus, entfällt das lästige Heizen einzelner Kachelöfen.
Ich stehe mit einem ersten Kaffee am Fenster und sehe über meinen verschneiten Garten hinunter auf den See. Einen schmalen Weg zum Steg halte ich stets vom Schnee frei.
Friedlich, ruhig und gut habe ich es. So soll es bleiben. Aus den gusseisernen Radiatoren der Schwerkraftheizung steigt Wärme. Ich fühle mich gesund und froh. Ist das Glück?
Mein Haus ist eines der kleineren hier in der Villenkolonie. Aber es liegt hervorragend. Von hier bis zur S-Bahn-Station Griebnitzsee gehe ich fünf Minuten. Die Bahn fährt zwanzig Minuten bis zum Bahnhof Charlottenburg. Von dort bis zu meiner Agentur sind es keine zweihundert Meter. Die wenigsten Berliner wohnen so idyllisch in bester Gegend, Kaum jemand hat einen Arbeitsweg unter einer halben Stunde. Besser geht es nicht.
Ich mag meine Arbeit als künstlerischer Agent, den Umgang mit den verschiedensten Menschen. Ich mag meine Künstler und ich mag Berlin. Die Stadt ist bunt, lebendig, seit Jahren außer Rand und Band. Ich bin erfolgreich in meinem Geschäft. So kann es bleiben. Aber es gibt Anzeichen für eine Änderung. Die Stimmung wird aggressiver. Ich habe das Gefühl, meine geliebte, verlotterte Republik steuert ihrem Ende zu. Irgendetwas greift hier ein, drängt an die Macht. Ich habe ein schlechtes Gefühl, wenn ich die roten und braunen Radikalen marschieren sehe. Welchen Einfluss die kommenden Änderungen auf meine Geschäftsausrichtung haben, kann ich nicht absehen. Aber es wird weiter gehen. Unterhaltung wird zu jeder Zeit und unabhängig von jeder Regierung gebraucht.
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