Lukas wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Sie würde ihn in der Luft zerreißen. Sie würde ihn unter ihren Füßen zerstampfen. Sie würde ihm ihre kurz-beflissene Disziplin einbläuen, im wahrsten Sinne des Wortes! Er geriet ins Schwitzen, war unfähig zu entscheiden, ob er den Mut hatte, seine Fantasien Wirklichkeit werden zu lassen.
„Ich möchte, dass du künftig dienstags und freitags um neunzehn Uhr kommst“, verkündete Frau Prof. Rabagliati, nachdem sie ihren altmodischen, ledergebundenen Kalender konsultiert hatte. „Dann werden wir sehen, ob zwei Stunden ausreichen.“
„Dienstag ist schlecht“, entgegnete Lukas, „da geh ich immer mit meinen Mitbewohnern zum Bouldern.“
Der verächtliche Blick, den sie ihm daraufhin zuwarf, gab ihm das Gefühl, dass Klettern eines der verwerflichsten Vergehen sei, die ein Mensch gestehen könne.
„Dunque“, schnaubte sie. „Als Pianist kannst du dir nicht leisten, deinen Händen so etwas Barbarisches anzutun! Du musst dich entscheiden: Piano oder Klettern. Und du musst entscheiden: entweder Dienstag und Freitag neunzehn Uhr Unterricht bei mir, oder nemmeno, gar nicht.“ Lukas sah sie perplex an. „Dass ich dich überhaupt unterrichte, ist einzig ein Liebesdienst an meinem guten Freund Paolo (sie meinte seinen alten Klavierlehrer aus Kindertagen Paul Wagner ...). Er hat mich bekniet, dem Wunderknaben Privatstunden zu geben, was ich sonst grundsätzlich nicht tue. Ich arbeite nicht mit Amateuren.“ Wenn sie emotional wurde, wurde ihr italienischer Akzent stärker.
„Frau Professor ...“, versuchte Lukas einzulenken, doch sie schnitt ihm das Wort ab: „Es ist ja nicht so, dass ich etwas von dir wollte! Ich brauche dich nicht, junger Mann. Wenn du etwas von mir lernen willst, dann zu meinen Bedingungen!“
Er war an diesem Punkt drauf und dran, so höflich wie möglich abzulehnen und sich schnellstens aus dem Staub zu machen. Brauchte er überhaupt eine so hochklassige Lehrerin? Er wollte das Klavierspielen in Zukunft doch nur noch zu seinem Vergnügen betreiben. Vielleicht sollte er sogar für eine Weile gar keinen Unterricht mehr nehmen. Diese Frau Professor würde sicherlich nicht akzeptieren, dass es für ihn nur noch ein Hobby war.
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Ein Musterbeispiel für Versuchung, der ein Autor erliegen kann. Die Walze wurde nicht vor unbefugter Benutzung gesichert. Folgerichtig klebt der Text am Ende wie der berühmte ausgelatschte Kaugummi am Schuh, der Leser wurde ihn nicht los. Das Finale verpasst.
Unmotivierte Kommata geben sich die Klinke mit orgiastischer Flüchtigkeit, z.B. "wäre ihn" oder "an Ende", grundlose Befehlsform inklusive. Den Eindruck vermittelnd, da hätten mindestens zwei Leute verschlafen. Der eine Mensch müde durchgewunken, der andere sich selbst nicht rechtzeitig vom angewärmten Stoff lösen können.
Die Möglichkeitsform gestaltet sich zum Fetisch, statt sich als Mittel zum Zweck zu genügen. Sprachlich dem Virtuosen nachzueifern, ist versucht, doch durch "machen", "hätte" und "hatte" erfolgreich vereitelt. Im Kontext erklärt sich zwar das Italienische, doch Französisch und Englisch stehen so faktisch schon vor Anpfiff im permanenten Abseits. "Selffullfilling prophecy" sozusagen.
Auch bei der Schreibweise russischer Komponisten kann man sich ruhig zwischen heutzutage gebräuchlicher oder früher üblicher entscheiden, finde ich. Hohe Sprachschule zum Gegenstand zu "machen", ist legitim, aber sollte dann auch durchgängig umgesetzt werden. Nun ja, "ein sattes Klock" bleibt auf der Strecke.
Gefühlsmäßig Selbstverliebtheit, die sich verliert und wolkig aufbauscht. Von sich selbst berauscht, geht man dahin. Bedauerlich, weil die Idee damit verschenkt. Weiß, gehe wieder einmal nicht konform, messe am selbst erhobenen Anspruch. Seid beruhigt, ich werfe keine Steine!
Hoffe, nimmst mir nicht übel. Kritik ist dazu gedacht, dass sie Positives bewirkt. Will nie vernichten. Doch in Wunden zu stochern und bohren, ist des Arztes Schicksalspflicht.
Was waren meine Klavierstunden langweilig im Vergleich. Ich finde deine Geschichten faszinierend. Gerade die Fachbegriffe machen sie einzigartig und versetzen mich in die passende Welt.
Musik ist das Bindeglied zwischen Mathematik und Leidenschaft. Linke und rechte Hirnhälfte gleichermaßen stimuliert.
Musik ist gleichzeitig Leidenschaft und Disziplin. Die Signora weiß das. Und weiß es zu nutzen. Sie ist eine Meisterin.
Mir gefällt die Sprache. Knapp und genau und gleichzeitig reich und bildhaft. Mein Italienisch hat genügt, um das Wesentliche zu verstehen.
Ich erkenne das Dilemma des jungen Mannes und erlebe den Konflikt. Ich sehe, wie sich der Fokus Stück um Stück verschiebt. Wie zunächst Hobbies und später auch das Studium der Medizin an Bedeutung verlieren und Prioritäten neu gesetzt werden.
Und doch habe ich im letzten Drittel irgendwie den Faden verloren und mich gefragt, wohin mich die Geschichte führt. War ein bisschen verloren zwischen Heizkörper und Dilator, weil ich nicht mehr an der Entscheidung beteiligt wurde. Er hat Disziplin gelernt. Und sonst?
Es ist ja auch gar nicht notwendig, die musikalischen Fachbegriffe bzw. das Italienische genau zu verstehen - beides sind vielmehr Farben, die die Atmosphäre malen sollen.
Ich kann mich nur meinen Vorschreibern anschließen;
deine Geschichte hat mich geschickt und überzeugend in eine Welt mitgenommen, in der ich mich sonst nicht so gut auskenne, weder neigungstechnisch noch musikalisch.
Auch wenn ich keinerlei Ahnung vom Klavierspiel habe, hatte ich dennoch beim Lesen Deiner Geschichte das Gefühl mitten im Geschehen zu sein. "La professoressa" erschien beim Lesen schon vor meinem geistigen Auge...
12.01.2024 um 00:11 Uhr
Eine schöne spannende Geschichte
Hat mir sehr gefallen
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