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Antrag am Schwarzsee

Ich sage dir, warum ich nicht möchte, dass du ertrinkst. Es ist derselbe Grund, der dafür sorgt, dass dir bei meinen Bestrafungen kein langfristiges Leid widerfährt. Wenn du mir abhandenkommst, kann ich dich nicht mehr quälen. Und ich quäle dich so gern. Denn Dienen ist dein Leben, Gregor, dienen, nicht begehren. Wir werden das jetzt üben.

Eine BDSM-Geschichte von Gregor.

  • Info: Veröffentlicht am 29.06.2019 in der Rubrik BDSM.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

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Bild: Schattenzeilen, Dall-E

 

Niemand wusste, weshalb Franciszek Wilk nach dem Fall des Eisernen Vorhangs so viel Geld für sein Urlaubszentrum besaß. Die Einen sagten, er hätte einen Schatz gefunden. Sie vermuteten, dass Wilk ihn im Park des alten Gutshauses ausgegraben hatte. Nachdem die verdienten Genossen der polnischen Arbeiterpartei ihr Urlauberheim nicht mehr betraten und der Park ohne Wachposten dem Volke offen stand, dachten sie sich Herrn Wilk mit Schatzkarte und Spaten des Nachts grabend auf bisher verbotenem Gebiet. Die Abergläubischen behaupteten, Franciszek Wilk stünde auf unheimliche Art mit dem Deiwel im Bunde, diente der Kornmuhme als menschlicher Gehilfe oder gründete seinen Erfolg am Schwarzsee auf einen furchtbaren Pakt mit dem Topich, einem unheimlichen Männchen im roten Anzug und ewig nassem Haar, das stets darauf wartete, Menschen in einen seiner tausend Seen zu ziehen, um sie darin gnadenlos zu ertränken.

 

Jedoch war es weder ein verborgener Schatz, noch der Wassergeist, der dem jungen Gastwirt zu Investitionskapital verhalf. Tatsächlich erschien nach der zauberhaften Verwandlung guter Genossen in Demokraten und Marktwirtschaftler ein älterer Mann aus dem Westen Deutschlands, der Quartier im Gasthaus nahm und Franciszek Wilk eines der ersten privaten Geschäfte zwischen einem Polen und einem Deutschen nach langjähriger Pause anbot. Dieser Mann kannte sich im Dorf aus, verbrachte viel Zeit im Park des Gutshauses und noch viel mehr Zeit am Schwarzsee. Der Bund der polnischen Jugend hatte sein dortiges Lager aufgegeben. Wie traurige Gespenster standen die alten Steinhütten neben den neueren Asbestbungalows am See. In den letzten Jahren hatte man nur wenig in die Erhaltung investiert. Der ältere Mann sprach von einem Campingplatz, neuesten Standards, Plätzen für Wohnmobile, einer Gastronomie, vor allem aber über die Rekonstruktion der zwanzig kleinen Ziegelhäuser und dem Speisehaus, über dessen Eingangstor der Besucher noch immer in Klinkersteinen die Jahreszahl 1878 lesen konnte.

 

Als Franciszek Wilk seinen Platz im Jahr 1991 eröffnete, kamen viele Deutsche an den Schwarzsee. In den ersten Jahren waren es überwiegend Menschen, die vor langer Zeit in Masuren gelebt hatten und ihre alten Sehnsuchtsorte besuchten. Heute kommen die Deutschen, weil sie direkt am See ihren Urlaub verbringen können, der Service nichts zu wünschen lässt und die Preise ein gutes Drittel unter deutschen Plätzen liegen.

 

Im Moment sitzt Franciszek Wilk in seinem Büro. Er schaut über die alten Häuser hinweg auf den See, beobachtet einige Ruderboote, späte Schwimmer und eine Sonne, die in kurzer Zeit hinter den Baumkronen des Mischwaldes verschwinden wird. Seine Monatsabrechnung liegt vor ihm. Er denkt an den älteren Mann, der sich so gut auskannte in Schloss und Park, am Schwarzsee, und er denkt an das gelungene Geschäft von damals, in den unklaren Zeiten der großen Gier.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Efstratia Schober

Gelöscht.

24.09.2022 um 08:11 Uhr

Schön geschrieben

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Meister Y

Autor. Förderer.

21.07.2019 um 15:46 Uhr

Lieber Gregor , da ziehe ich mal förmlich meinen Hut, ganz große Klasse!

 

Schon allein die Idee, die Geschichte in zwei Zeitebenen spielen zu lassen fand ich großartig. Die detaillierten Beschreibungen dessen, was Wanda da mit ihrem Gregor anstellt, haben mich ab und an den Atem anhalten lassen. Da weiß jemand wirklich zu quälen, genau bis zu dem gewissen Moment. Da weiß aber auch jemand zu nehmen, ist voller Hingabe, Leidenschaft, ja Liebe.

Dass sich die Art der Beziehung dann auch über Generationen hinaus fortsetzt, dass auch Viktoria genau weiß was sie tut, blitzt am Schluss der Geschichte wunderbar auf.

 

Vielen Dank für wirklich tolle Zeilen an einem Sonntagnachmittag der so viel Regen mitbringt, dass vielleicht auch der Schwarzsee ein wenig über die Ufer treten könnte.

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Gregor

Autor.

05.07.2019 um 14:37 Uhr

Ich danke für euer Lesen und Kommentieren, freue mich, klar, über positive Resonanz. Was Lanika: macht, ist nach meiner Meinung noch unterbesetzt im Geschichtenforum. Die detaillierte Auseinandersetzung mit Form und Sprache ist ein wertvolles Werkzeug zur Entwicklung eigener Geschichten. Wertvoll, weil sich jemand mit einem fremden Text nicht nur zur Unterhaltung beschäftigt, sondern ihn wirken lässt und kritisch hinterfragt. Das ist Aufwand, bedeutet Zeit, die mir von einem anderen Menschen geschenkt wird. Das ist ein wertvolles Geschenk. Ich könnte das gar nicht, so klar in anderen Geschichten benennen, zumal der Veröffentlichung bereits ein kritisches Lektorat und Korrektorat der Schattenzeilen vorausging. Beidem Dank!

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Wodin

Autor. Förderer.

01.07.2019 um 01:24 Uhr

Hallo Gregor,

tolle Geschichte, ließ mich beim Lesen tief eintauchen (in die Handlung, nicht in den See ).

Mir gefällt die detaillierte Beschreibung aus dem Manuskript des Urgroßvaters, es läßt mich die Handlung miterleben. Am Schluß bietet die Rahmenhandlung noch eine kleine Überraschung... ganz nach meinem Geschmack.

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Mai

Profil unsichtbar.

30.06.2019 um 13:53 Uhr

geändert am 30.06.2019 um 13:59 Uhr

Das mit dem Du/du groß oder klein ist eine Regel dieses Forums, die nicht mit den Rechtschreibregeln allgemein übereinstimmen. In Kurzgeschichten/Romanen schreibt man Anredepronomen generell klein. Egal ob in der wörtlichen Rede, oder sonst wo. Nur in Briefen werden sie großgeschrieben. So und jetzt hab ich genug kluggeschissen für heute, sorry.  

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Lanika

Förderer.

30.06.2019 um 13:46 Uhr

Hallo Mai,

 

die Entscheidung, ob die Anrede in den Dialogen groß oder klein geschrieben wird, ist Sache des Autors - keine Frage. Es wäre erstrebenswert,  das  im Text einheitlich durchzuhalten.  Die Anprache an Wanda ist meistens groß oer Sie - aber nicht durchgehend. Die Ansprache an Gregor ist meist klein - per Du. Das ist durchgehalten. Die Unterschiede im Status sind durch das DU oder SIE gekennzeichnet.

Einheitlichkeit in Details erhöht meistens die Lesbarkeit eines Textes.

 

Aber ganz klar - der Text ist richtig gut - das ist rummäkeln an Kleinigkeiten.

 

Lanika

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Mai

Profil unsichtbar.

30.06.2019 um 13:40 Uhr

Lanika

 

"Umgekehrt heißt dies aber auch: In der wörtlichen Rede (etwa in Erzählungen oder Romanen) werden du und die anderen genannten Wörter nie großgeschrieben, da ja hier der Autor nicht den Leser anredet: „Ach, du bist gut integriert, lachte Moira, ich meine, du passt gut in die Landschaft“ ."

 

Quelle

 

Wenn wir dem Duden glauben wollen.

 

 

Zur Geschichte schreibe ich was, wenn ich mal lang genug wach bin, um sie zu lesen.

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Lanika

Förderer.

30.06.2019 um 13:15 Uhr

Hallo Gregor,

 

mir hat Dein Text gefallen. Der Geschichte konnte ich gut folgen. Sie ist in sich logisch und die Charaktere überzeugen. Zwei, bzw. drei Erzählungen ineinander verschachteln, birgt immer die Gefahr, dass eine Ebene langweilig wird und die Übergange holprig, bzw. unmotiviert. Hier ist die Binnenerzählung wesentlich spannender, als die Rahmenhandlung.

 

Zur Form:

Der im Verlauf der Erzählung nicht wieder genannte polnische Besitzer des Urlaubsressorts wird am Anfang zu ausgiebig geschildert. Das wird langweilig. Die Rahmenhandlung um Gary und Viktoria als Familienangehörige von Wanda und Gregor ist ein wenig knapp.

 

In der Binnenerzählung stören alle Überlegungen über das Gelände am See und die entsprechenden Überlegungen über Wirtschaftlichkeit. Das ist langweilig. Der Leser weiß vorher, wie es ausgeht. Da ist kein Konflikt - nur Beschreibung.

 

Am See und im Wasser sind mir die technischen SM-Anteile zu ausführlich. Das kann aber gut daran liegen, dass ich mit sexuellen Szenen in FemDom-Erzählungen neigungsmäßig nichts anfangen kann. Die Gespräche und Gefühle dabei finde ich spannend.

 

Der Heiratsantrag mit den Überlegungen, was nun Liebe ist, gefällt mir. Hier wäre ein wirklicher Höhepunkt möglich gewesen. Es bleibt aber eher ein Dahinplätschern über mehrere Sätze, obwohl die Erklärung, wie eine Ehe aussehen würde, sehr hart klingt.

 

Zur Sprache:

Ohne Stocken oder Stolperfallen lässt sich der Text gut lesen. Geschichten im Präsesns erzählt, sehe ich meistens kritisch - hier ist es gelungen und durchgehalten. Die direkte Anrede - als Du, Sie, Dir etc. - im Dialog sollte durchgehend groß geschrieben werden.

 

Aber alles, was ich hier kritisch anmerke, ist eher Jammern auf hohem Niveau.

 

Lanika

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Tek Wolf

Autor. Förderer.

29.06.2019 um 18:20 Uhr

Wieder mal eine ganz tolle Geschichte mit schönen Dialogen und originellen Ideen für Quälerei. Es war ein Genuss das zu lesen und nicht nur, weil es gerade heiß ist und es um einen kühlen See geht. Bitte schreib mehr davon.

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poet

Autor. Förderer.

29.06.2019 um 13:51 Uhr

Der Rahmen ist mir im Vergleich mit der Binnenerzählung am Anfang zu breit geraten. Trotzdem zieht deine Story in den Bann, sie hat Antrieb, die Charaktere leben, die Handlung steht nicht nur für sich selbst, sondern ist eng mit dem Gefühlsleben der beiden verwoben. Das gefällt mir sehr!

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