Diese Geschichte erreichte Platz 2 im Schreibwettbewerb "Erotische Sommernachtsfantasie" (»Schreibwettbewerb: Sommernachtsfantasie«).
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Der Lärm, die Hitze und schlechte Luft setzten mir zu. So anstrengend hatte es mir nicht vorgestellt, durch Kairo zu wandern. Ständig musste man achtgeben, nicht von einem Auto, Roller oder Fahrrad angefahren zu werden. In den engen Gassen wurde man ständig angerempelt und wenn man seine Augen nicht überall hatte, stolperte man über die Auslagen eines Händlers.
Ich wechselte in eine ruhigere Seitengasse, hielt und atmete tief durch. Auf dieser Geschäftsreise wollte ich etwas anderes sehen als nur Werkshallen, Hotels und die Restaurants, in denen ich mich mit Kunden traf. Drei Tage im Anschluss an das Meeting hatte ich mir freigenommen und mir den Besuch eines Hamams gegönnt. Das Schwitzen und die Massage hatten mir gut getan. Gestern folgte eine kleine Nilfahrt.
Heute wollte ich einmal das echte Kairo sehen, hatte jedoch mittlerweile genug davon. Purer Stress. Überall diese aufdringlichen Händler, die sich an mir festklammerten oder mir in die Seite boxten, die mit 'Sidi, Sidi!' eine kleine Figur präsentierten oder bettelten, ihre Warenauslage zu bewundern. Als ich abermals einen von ihnen abgeschüttelt hatte, überkam mich ein Schwindelanfall, sodass ich mich setzen und an eine Hauswand lehnen musste. Ich hatte mich gerade einigermaßen erholt, als ich wieder bedrängt wurde.
»Tee, Sidi!« Jemand hielt mir eine Tasse vor die Nase. Todmüde wie ich war, nahm ich einen Schluck und mir war schon klar, was der Mann wollte. Er zeigte zu einem Teppich, auf dem die üblichen Papyrus-Malereien, Replikate ägyptischer Figuren und allerlei Nippes ausgebreitet waren. »Schaut, Sidi!«
Ich wehrte mich nicht, als er meine Hand schnappte und mich zu seinen Angeboten zerrte.
»Aladins Wunderlampe, Sidi! Darin befindet sich ein Geist, der Ihnen jeden Wunsch erfüllt.« Er präsentierte mir eine Öllampe und grinste breit. Klar! Als Nächstes würde er mir einen fliegenden Teppich anbieten.
Egal. Ich musste dem Mann etwas abkaufen, sonst würde er mich nicht in Ruhe lassen. Eigentlich sprach auch nichts gegen ein kleines Souvenir. Diese Händler hatten es nicht leicht und mussten auch irgendwie überleben. »Was kostet sie?«
»Zweitausend Ägyptische Pfund ist sie wert, aber ich gebe sie Ihnen für eintausend.« Er lächelte herausfordernd.
»Okay.«
Er sah mich verwundert an, als ich ihm das Bündel Geldscheine gleich in die Hand drückte. Hier war es normalerweise üblich, den Preis herunterzuhandeln, aber dazu hatte ich jetzt keine Lust. Für so ein Replikat war es ein stolzer Betrag, aber ich musste nicht jeden Cent umdrehen, und das einzige was ich jetzt wünschte, war zurück in mein Hotel zu kommen.
Ich schloss die Tür, ließ ich mich auf den Stuhl fallen und stellte die angebliche Wunderlampe auf den Tisch. Endlich hatte ich meine Ruhe. Welch ein Genuss.
Spartanisch war das Zimmer nicht eingerichtet, aber es fehlte das Wesentliche. Bilder an den Wänden, die das Gefühl vermittelten, zu Hause zu sein. Stattdessen waren die Wände mit Kalligraphie und bunten Mustern dekoriert. Mehr war hier nicht erlaubt. Ein Fernseher stand im Raum, aber auf diesen Zeitfresser vermied ich seit Jahren. Die zwei Bücher, die ich dabei hatte, waren durchgelesen
Der Muezzin rief zum Gebet, fünfmal täglich tat er das. Fast gleichzeitig erhob der nächste Prediger seine Stimme. So war Kairo. Nie hatte man hier seine Ruhe.
Ich starrte die Öllampe an. Sie sah tatsächlich alt aus und so, wie man sie sich in diesem Märchen vorstellte. Es war ein gutes Replikat. Vielleicht aus Messing, doch mit Grünspan bedeckt und stumpf. Warum ich begann, es zu polieren, um dem Gefäß ein wenig Glanz zu verleihen, kann ich nicht genau sagen. In erster Linie, weil ich einfach nichts zu tun hatte. Ich glaubte nicht an Märchen, aber wenn man so eine angebliche Wunderlampe bekommen hat, probiert man es einfach aus, um sicher zu sein, dass nichts passieren würde. Ich wischte einige Zeit über die Oberfläche, bis doch etwas passierte.
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