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Jenny in a Bottle

Kairo. Lärm, Hitze, schlechte Luft und aufdringliche Händler. Einer davon wollte mir tatsächlich Aladins Wunderlampe aufschwatzen. Ich wollte nur noch in mein Hotel zurück. Dafür kaufte ich die Lampe, ohne weiter zu handeln. Ein fliegender Teppich wäre sicher teurer geworden.

Eine BDSM-Geschichte von Treibholz.

  • Info: Veröffentlicht am 13.07.2019 in der Rubrik BDSM.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

Diese Geschichte erreichte Platz 2 im Schreibwettbewerb "Erotische Sommernachtsfantasie" (»Schreibwettbewerb: Sommernachtsfantasie«).

 

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Der Lärm, die Hitze und schlechte Luft setzten mir zu. So anstrengend hatte es mir nicht vorgestellt, durch Kairo zu wandern. Ständig musste man achtgeben, nicht von einem Auto, Roller oder Fahrrad angefahren zu werden. In den engen Gassen wurde man ständig angerempelt und wenn man seine Augen nicht überall hatte, stolperte man über die Auslagen eines Händlers.

Ich wechselte in eine ruhigere Seitengasse, hielt und atmete tief durch. Auf dieser Geschäftsreise wollte ich etwas anderes sehen als nur Werkshallen, Hotels und die Restaurants, in denen ich mich mit Kunden traf. Drei Tage im Anschluss an das Meeting hatte ich mir freigenommen und mir den Besuch eines Hamams gegönnt. Das Schwitzen und die Massage hatten mir gut getan. Gestern folgte eine kleine Nilfahrt.

Heute wollte ich einmal das echte Kairo sehen, hatte jedoch mittlerweile genug davon. Purer Stress. Überall diese aufdringlichen Händler, die sich an mir festklammerten oder mir in die Seite boxten, die mit 'Sidi, Sidi!' eine kleine Figur präsentierten oder bettelten, ihre Warenauslage zu bewundern. Als ich abermals einen von ihnen abgeschüttelt hatte, überkam mich ein Schwindelanfall, sodass ich mich setzen und an eine Hauswand lehnen musste. Ich hatte mich gerade einigermaßen erholt, als ich wieder bedrängt wurde.

»Tee, Sidi!« Jemand hielt mir eine Tasse vor die Nase. Todmüde wie ich war, nahm ich einen Schluck und mir war schon klar, was der Mann wollte. Er zeigte zu einem Teppich, auf dem die üblichen Papyrus-Malereien, Replikate ägyptischer Figuren und allerlei Nippes ausgebreitet waren. »Schaut, Sidi!«

Ich wehrte mich nicht, als er meine Hand schnappte und mich zu seinen Angeboten zerrte.

»Aladins Wunderlampe, Sidi! Darin befindet sich ein Geist, der Ihnen jeden Wunsch erfüllt.« Er präsentierte mir eine Öllampe und grinste breit. Klar! Als Nächstes würde er mir einen fliegenden Teppich anbieten.

Egal. Ich musste dem Mann etwas abkaufen, sonst würde er mich nicht in Ruhe lassen. Eigentlich sprach auch nichts gegen ein kleines Souvenir. Diese Händler hatten es nicht leicht und mussten auch irgendwie überleben. »Was kostet sie?«

»Zweitausend Ägyptische Pfund ist sie wert, aber ich gebe sie Ihnen für eintausend.« Er lächelte herausfordernd.

»Okay.«

Er sah mich verwundert an, als ich ihm das Bündel Geldscheine gleich in die Hand drückte. Hier war es normalerweise üblich, den Preis herunterzuhandeln, aber dazu hatte ich jetzt keine Lust. Für so ein Replikat war es ein stolzer Betrag, aber ich musste nicht jeden Cent umdrehen, und das einzige was ich jetzt wünschte, war zurück in mein Hotel zu kommen.

 

Ich schloss die Tür, ließ ich mich auf den Stuhl fallen und stellte die angebliche Wunderlampe auf den Tisch. Endlich hatte ich meine Ruhe. Welch ein Genuss.

Spartanisch war das Zimmer nicht eingerichtet, aber es fehlte das Wesentliche. Bilder an den Wänden, die das Gefühl vermittelten,  zu Hause zu sein. Stattdessen waren die Wände mit Kalligraphie und bunten Mustern dekoriert. Mehr war hier nicht erlaubt. Ein Fernseher stand im Raum, aber auf diesen Zeitfresser vermied ich seit Jahren. Die zwei Bücher, die ich dabei hatte, waren durchgelesen

Der Muezzin rief zum Gebet, fünfmal täglich tat er das. Fast gleichzeitig erhob der nächste Prediger seine Stimme. So war Kairo. Nie hatte man hier seine Ruhe.

Ich starrte die Öllampe an. Sie sah tatsächlich alt aus und so, wie man sie sich in diesem Märchen vorstellte. Es war ein gutes Replikat. Vielleicht aus Messing, doch mit Grünspan bedeckt und stumpf. Warum ich begann, es zu polieren, um dem Gefäß ein wenig Glanz zu verleihen, kann ich nicht genau sagen. In erster Linie, weil ich einfach nichts zu tun hatte. Ich glaubte nicht an Märchen, aber wenn man so eine angebliche Wunderlampe bekommen hat, probiert man es einfach aus, um sicher zu sein, dass nichts passieren würde. Ich wischte einige Zeit über die Oberfläche, bis doch etwas passierte.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

03.09.2021 um 12:04 Uhr

Schöne Geschichte die einen direkt in den Orient geführt hat.

Sehr schöner Schreibstil, der mich von Anfang bis Ende gefesselt hat.

Ich musste über das Dilemma der beiden sehr schmunzeln, aber manchmal bekommt man im Leben nicht das was man sich wünscht. 

Auch im Leben gibt es nicht immer ein Happy End auch wenn die Mehrheit sich danach sehnt.

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Gelöscht.

22.06.2021 um 03:10 Uhr

Tolle Geschichte, nur leider ohne Happyend.

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Gelöscht.

21.04.2021 um 22:54 Uhr

Gefällt mir. Schöne Geschichte. Danke für die Kurzweil.

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Pilzsprenkel

Gelöscht.

18.04.2021 um 14:13 Uhr

Es hat mir sehr gut gefallen, sehr kreativ! Und dann das Problem, dass sie beide Subs sind... Perfekt absurd, weil dieser Begriff so gar nicht in das Setting reinpasst! Vor allem gefällt mir, dass man bei Titel und Kurzbeschreibung direkt ünerlegt: was hat das jetzt wohl mit BDSM zu tun?

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marek

Gelöscht.

21.10.2020 um 05:18 Uhr

Danke für diese perfekte Illusion. Ich konnte mich in den Orient versetzen.

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Kater M

Förderer.

20.10.2019 um 20:29 Uhr

Echt ein Dilemma - und das bei der Hitze. Danke für die kurzweilige Geschichte.

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Meister Y

Autor. Förderer.

29.07.2019 um 13:27 Uhr

Lieber Treibholz , welch wunderbare Mittagspausenlektüre . Da zeigst Du uns aber ein wahres Dilemma auf. So ist das halt, auch Flaschengeister können nicht aus ihrer Haut. Bestimmung ist nun mal Bestimmung, so wie Neigung nun mal Neigung ist.

Ich fand es überaus gelungen, wie Du uns auf diesen immer pulsierenden, orientalischen Basar mitnimmst. Egal wohin man sich wendet, wirklich zur Ruhe kommt man nie. Das sich dann ein Notkauf als eine Art Wahnsinnserwerb herausstellt fand ich wunderbar erzählt. Man konnte den Schreck förmlich spüren. Was dann kommt öffnet die Augen, war ab und an zum Schmunzeln und zeigt, dass selbst Wahnsinnsglück auch nicht immer den Richtigen trifft.

Toll erzählt und sehr gern gelesen, vielen Dank.

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Tek Wolf

Autor. Förderer.

20.07.2019 um 06:46 Uhr

Eine wirklich kurzweilige Geschichte. Hat mir sehr gefallen, danke dafür.

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Treibholz

Autor.

17.07.2019 um 21:47 Uhr

Danke für die netten Kommentare - ist immer spannend zu lesen wie die Geschichte ankommt ein Flaschengeist passt zum Thema Sommernachtstraum vielleicht recht gut, dachte ich..

Viele Grüße aus dem Urlaub

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Hekate

Autorin.

14.07.2019 um 16:20 Uhr

Ich habe mich am Wettbewerg beteiligt, an der Wertung ebenfalls. 'Jenny in a Bottle' empfand ich als Favoriten unter den anderen Geschichten. Kairo wirkt authentisch. Die Aladin-Geschichte fügt sich glatt ein. Der Mann ist wie er ist. Er betrachtet sich selbst. Es geht ihm um seine Interessen. Erfolglose Parnersuche wird in eine Märchenwelt verlagert. Hier lässt du, Treibholz, beide in humorvoller Art, aber mit realem Tiefgang aneinander vorbei reden. Die Geschichte wirkt plastisch auf mich. Ich empfinde sie als deine gelungenste bisher. Du hast dich warmgeschrieben.

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