Die Idee einer auf der faulen Haut zockenden Studentin, die sich entsprechende Bestrafung verdient, hat einen gewissen Charme, unabhängig davon, ob das nun klischeehaft ist oder nicht. Klischees sind in Ordnung und sie können eine Geschichte tragen.
In Haushaltsaufgaben werden diese Klischees, von wenigen Ausnahmen abgesehen, eher heruntergespult. Vor allem fehlt mir – bis auf die vage Andeutung im letzten Satz – jeder Hinweis, ob die Erzählerin mit dem Bestrafungsszenario spielt, ob sie darauf vielleicht sogar spekuliert oder tatsächlich nur keine Lust auf Haushalt und Kochen hat.
Hinzu kommen viele sprachliche und logische Schwächen, z.B.:
„Sie griff sich den blauen, hochmodernen PS4-Controller, der auf dem kleinen weißen IKEA-Tisch lag und ließ sich in das graue Polster der Couch fallen.“
Die Aufzählung der Farben ist für mich lieblos, ein bisschen verliere ich mich in Verkaufsprospekten von Möbelhäusern und Elektrogroßmärkten, statt erotischem Vorspiel „Geiz ist geil!“. Und über dem schwebt auch noch die Frage, wie relevant diese Details für die Geschichte sind.
Etliche Wortwiederholungen und sich wiederholende Informationen machen das Lesen sperrig, z.B. „direkt“ dreimal, als die Pizza geliefert wurde.
Dass die Erzählerin blonde Haare hat, erfahre ich auch zweimal kurz hintereinander.
An einer anderen Stelle beginnen zwei aufeinanderfolgende Absätze mit „Ich habe Dich gewarnt …“
Das Erzählen aus der Ich-Perspektive stößt an seine Grenzen, wenn es heißt: „Mein Hintern war in ein leuchtendes Rot geschlagen und brannte.“ Das Brennen kann man fühlen. Aber wie sieht jemand, der nichts sieht, die Farbe seines Hinterns? Der kann es ahnen oder vermuten, aber eben nicht sehen/wissen. Das sollte so zum Ausdruck kommen.
Unlogisch finde ich außerdem: „Meine Augen formten sich zu knopfrunden Hundeaugen“
Ich probiere das gerade, kann aber beim besten Willen an der Form meiner Augen nichts ändern, allenfalls an meinem Blick – und zweimal Augen ließen sich so in einem Satz auch vermeiden.
„… die Züchtigung an sich selbst“ ist doppelt gemoppelt und liest sich außerdem, als wolle sich tatsächlich jemand selbst schlagen.
Ja, das ist eine Erstveröffentlichung, aber davon haben wir hier viele, und ich habe lange keine gelesen, die mich so enttäuscht hat.
Wölfin