Grundsätzlich eine süße Geschichte. Die Protagonisten sind von einer Art, wie ich sie auch gerne entwerfe. Und auch der Geschichtenverlauf, bei dem es mehr um das "wie kommt es dazu" als um die eigentliche Session geht, trifft meinen Geschmack.
*Spoilerwarnung*
Dennnoch gibt es für mich zwei Schönheitsfehler:
Zum einen empfinde ich die Dialogsprache, ähnlich wie Mississippi, eher altbacken. Während der Session können die beiden ja sprechen wie sie wollen, aber davor wirkt es schon ein wenig befremdlich. Vor allem, weil sie beide so sprechen. Bei einer Figur könnte es eine Charakterisierung sein, aber bei beiden wirkt es dann doch unspezifisch und eben gestelzt.
Zum anderen ist der erste Wendepunkt der Geschichte sehr schwach, weil die Geschichte nämlich nicht wirklich eine Wendung nimmt. Die schüchterne Frau Felis hat eine Gerte in der Post ihres Nachbarn Sven entdeckt, was sie dazu bringt, ihre Schüchternheit zu überwinden und einen Versuch zu starten, ihm ihre sexuellen Wünsche zu offenbaren. Als er jedoch von der Entdeckung der Gerte entfährt, verfällt er in eine für mich nicht nachvollziehbare Passivität, die einen wirklich spannenden Verlauf der Geschichte verhindert. Für mich MUSS der Fund der Gerte eine Reaktion bei Sven auslösen. Entweder zwingt der Fund ihn, in die Offensive zu gehen (z.B. Sie: sinngemäß "Ich habe versehentlich ein an Sie addressiertes Paket geöffnet. Darin befand isch eine Gerte." Er: "Dafür sollte man Ihnen den Hintern versohlen."). Oder er muss die Deckung hochziehen (z.B. Sie: "Ich habe versehentlich ein an Sie addressiertes Paket geöffnet. Darin befand sich eine Gerte." Er: "Ach, ja, äh, die Gerte, ja, also, die Gerte, äh, die, die, die ist ein Geburtstagsgeschenk für meine Nichte. Sie lernt gerade reiten.")
So bekommt Fräulein Felis entweder unerwarteten Rückenwind, der sie aus dem Konzept bringen, Sven aber in die Spur bringen könnte, oder eben Gegenwind, der es ihr schwerer macht, ihr Ziel zu erreichen. (Letzteres ist vermutlich reizvoller).
Es wäre auch möglich, dass Sven bemerkt hat, dass jemand sein Paket geöffnet hat (so etwas in den Originalzustand zurüch zu versetzen, ist ja schon schwierig). In welche Teufelsküche würde er dann schon kommen, wenn er nur mit Fräulein Felis im Fahrstuhl fährt? (War sie es, die das Paket geöffnete hat? Hoffentlich nicht, sonst hält sie mich ja für ein perverses Schwein. Anderer seits, will ich, dass es die alte Frau Meier war? Nein, dann doch lieber... ? Hat sie mich eben angeschaut? War das ein wissender Blick?)
Svens Motivation, es seiner Traumfrau einfach nur recht zu machen, und damit auch noch zum Erfolg zu kommen, ist halt zu einfach und zu gerade, damit wirklich Spannung entsteht.
LG
Til