„Wie schön, du schreibst!“, sagte ein Freund vor gut fünfzehn Jahren über meine erste Kurzgeschichte. Es dauerte einige weitere Jahre, bis ich verstand, dass das Komma in seinem Satz genau mein Problem war. Damals gab es noch Foren im Internet wie „Federfeuer“ oder auch die Kurzgeschichtengruppen im Joyclub, in denen Texte gnadenlos seziert und ihre Schwächen offengelegt wurden. Autoren (wie es sie viel zu viele gibt), die glaubten, allein die Tatsache, dass sie fünf Wörter (oder muss es heißen „Worte“? )geradeaus schreiben können, würde sie zu nobelpreisverdächtigen Literaturgöttern machen, überlebten da nicht lange. Damals habe ich drei Dinge gelernt:
1. Dass es, von therapeutischen Schreibversuchen einmal abgesehen, darauf ankommt, ob eine Geschichte den Leser mitnimmt. Der Leser möchte ein leises Flüstern hören: „Lass dich entführen in ein unbekanntes Land. Es wird dir Spaß machen.“ Und er möchte diesem Flüstern glauben können.
2. Dass ein Autor sein muss wie ein Gott: Überall anwesend, aber nirgendwo sichtbar. Den Leser interessiert nicht, ob der Autor sich selbst verwirklichen wollte, ob er sich etwas von der Seele schreiben wollte oder in China ein Sack Reis umgefallen ist. Im Gegenteil, Leser spüren sehr schnell, ob der Autor die Geschichte für sie geschrieben hat oder für sich selbst. Im letzteren Fall gehen sie und kommen nicht wieder.
3. Demut. Die Tatsache, dass ich mit meinen Geschichten ein wenig die Gefühle meiner Leser erreichen kann, bürdet mir die Verantwortung auf, sorgsam mit ihnen umzugehen. Ebenso mit meinen Kritikern. Wenn ich das tue, wird jede Geschichte, die ich schreibe, mehr Leser mitnehmen als die Vorhergehende. Und darum geht es doch, oder? Menschen mitzunehmen ...
Dass der Rahmen der Geschichten in diesem Portal sehr eng gesteckt ist, sehe ich eher als Herausforderung denn als Hindernis. Devana hat etwas gesagt im Podcast, dass ich unterschreiben würde: Es geht nicht um Handlungen, sondern um Menschen, um ihre Gefühle und ihre Schicksale. BDSM ist nur ... hm ... das Medium, auf dem die Geschichte es transportiert. Da ist jede Menge Spielraum.
Ich hatte das Glück, mit mehreren Lektoren hier zusammenarbeiten zu dürfen. Jeder von ihnen hat seinen eigenen Stil, sein eigenes „Händchen“ und jede Zusammenarbeit – selbst wenn sie mit der Ablehnung des Textes endete – hat mich weitergebracht. Das ist der Hauptgrund, warum ich hier bleibe. Hier sind Menschen, die viel Lebenszeit für meine Texte investieren, damit sie und auch ich besser werden und anderen Freude bereiten können. Ein zweiter Grund ist die Tasache, dass hier Leser noch den Mut haben, Texte zu kritisieren. Auch das ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Ich würde mir mehr davon wünschen
Alles in allem: Nicht alles wird veröffentlicht, aber das, was dann im Forum zu lesen ist, ist auch lesenswert. Guter Podcast!
Danke, dass ich hier sein darf.
Herzlich
TT