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Forum - Veröffentlichungen auf den Schattenzeilen - Geschichten und Gedichte

»Blockade« von hexlein

Bezieht sich auf die BDSM-Geschichte »Blockade«.

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Schattenzeilen

Autorin. Teammitglied.

»Blockade«

von hexlein

 

Was passiert mit mir unter seinen rauen Händen? Was passiert auf meiner Haut? Was darunter? Wieso bin ich hier und doch nicht bei der Sache? Woher kommt das Gedankenkarussell und wohin treibt es mich?

 

Die BDSM-Geschichte lesen: »Blockade« von hexlein

Nachtasou

Autor. Korrektor.

20.02.2016 um 01:15 Uhr

Beste(s) hexlein,

 

Manche Texte muss ich erst zerpflücken, um mich ihnen annähern zu können. Die sind so kompakt, dass ich nach dem ersten Leseanlauf neugieriger bin als vorher. Ich will verstehen, WIE mich die Geschichte anrührt. Zu dieser Kategorie von Texten, hexlein, zähle ich Deine hier.

Gute Texte sollten das schadlos überstehen. Die anderen verlieren dabei an Reiz.

(Ich meine, bei technischen Geräten ist das genauso; mal so am Rande angemerkt).

 

Die Annäherung ist dadurch erschwert, dass ein innerer Konflikt beschrieben wird, dem kaum ein nacherzählbarer Handlungsablauf zur Seite steht. Wie auch, der Ort der Handlung ist allein in der Innenschau. Da war ich jetzt neugierig auf Deine Lösung.

 

Zunächst mal: Die Überschrift kündigt schon die sprichwörtliche Blockade an. Ein gewünschter Ablauf in der Zweisamkeit stellt sich nicht ein. Alle Bedingungen sind zwar erfüllt, und doch „klappt es“ an diesem Abend der Ich-Erzählerin nicht sich fallen zu lassen. Immer wieder mischen sich Selbstbeobachtung, Assoziationen (sabbern -> Zewa -> Einkaufsliste) und Nachdenken über die Beziehung, sowie Bewertungen ein und bremsen. Die Erzählerin wünscht sich, dass der Verstand in den Hintergrund rückt. Gesucht wird: Mehr Empfindung als Wahrnehmung; mehr Selbstvergessenheit als Selbstaufmerksamkeit, mehr Sinnlichkeit als Reflexion. Eine nachvollziehbare Wunschliste.

Und alles scheint an diesem Tag auf eine kleine Enttäuschung hinauszulaufen. Und dann ist der Tag doch noch gerettet, denn der Partner hat bemerkt, dass sie (seine Partnerin) stagniert. Diese Sensibilität wiederum beweist ihr, wie gut er sie kennt und wie wichtig ihm ihr Wohlbefinden ist. Das wiegt eine einzelne missglückte Session mehr als auf. Was ihr zunächst Hindernis war, die Selbstbeobachtung, entpuppt sich am Ende als eine wertvolle Erfahrung, indem sie sich richtig beobachtet wusste.

Der Blickwinkel (die Perspektive der Beobachtung) bringt die Wendung in der Geschichte. So nebenbei beantwortet der Text etliche Fragen: Was sucht die Ich-Erzählerin im Moment (und umgekehrt: wie sieht das Kontrastprogramm im Alltag aus), und wer ist ihr Gegenüber, der ja beim subjektiven Erzählstil zwangsläufig weitgehend ausgeblendet bleiben muss.

 

Das finde ich sehr, sehr schön gemacht, hexlein. Das war das kleine Tränchen am Ende allemal wert. Und genauso wie die Beobachtung in zwei Bedeutungen daherkommt, so auch das Tränchen; als verzahnende Entsprechung. Das macht die Geschichte rund.

Manche Geschichten sind wie ein langer Bindfaden, an dem man einfach entlang zu laufen braucht, und andere sind wie ein runder Wollknäuel.

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Meister Y

Autor. Förderer.

20.02.2016 um 07:46 Uhr

geändert am 20.02.2016 um 07:48 Uhr

Großartig...

 

Liebes Hexlein,

auch für mich waren diese Zeilen etwas besonderes, auch etwas nicht alltägliches hier auf den Schattenzeilen. Dafür gibt es zwei Gründe. 

 

Zunächst glaube ich, hier noch nie einen Text gelesen zu haben, bei dem sich der Autor/die Autorin etwas so banalem, gleichzeitig vielleicht erschreckendem stellt. Der Situation, dass sich, wie hier geschehen, die Ich-Erzählerin nicht auf ein Spiel einlassen kann. Das es ihr nicht gelingt, sich fallenzulassen. Sich der Situation, ihrem Partner hinzugeben. Immer wieder schweift sie ab, lässt sich ablenken, ertappt sich sogar selbst dabei. Gedanken, Überlegungen drängen sich in den Vordergrund, Empfindungen treten zurück, werden nur durch Momentaufnahmen  ("Das hat wehgetan.") wieder hervorgeholt.

 

Der zweite Aspekt für mich ist er. Er, der kaum spürbar im Hintergrund der Ich-Erzählerin agiert. Der aber am Ende Deiner Zeilen für mich ganz wichtiges tut, Fürsorge zeigt. Er, der seine Partnerin gur kennt, sie beobachtet, zu lesen versteht, erkennt, dass sie nicht bei der Sache ist. Bricht ab, erkundigt sich nach ihr, bei ihr. Will wissen, was passiert ist, stellt sogar sein eigenes Tun in Frage. Auch so etwas liest man eher selten, für mich allerdings ist so ein Verhalten unabdingbar. Ich würde sogar sagen Bedingung.

 

Die kleine Träne am Ende macht auch für mich die Geschichte rund. Weil sie bedeutungsschwanger ist. Erleichterung wie Glück ausdrückt. Weil sie aber auch nur eines ist, menschlich.

 

Danke für diese außergewöhnlichen Zeilen die mich tief beeindruckt haben. Von mir gibt es fünf Sterne extra  .

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hexlein

Autorin.

20.02.2016 um 08:10 Uhr

WOW

Danke!

 

Ich muss gestehen, dass ich im ersten Moment, als ich die Kommentare sah, auf dem Display meines Smartphones, erschrocken bin. 

Ich dachte, dass der Verriss aber schrecklich sein müsse. 

 

Um so mehr danke ich. 

 

Ich gestehe auch, dass ich sehr gespannt war auf die ersten Kommentare. 

Ist Blockade doch keine typische "hexleingeschichte"

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Devana

Autorin. Korrektorin. Teammitglied.

20.02.2016 um 23:12 Uhr

Liebes hexlein,

 

das ist ein Text mitten aus dem Leben gegriffen und genau das muss man hier hin und wieder auch lesen (dürfen). Was Du erzählt hast, kenne auch ich. Noch gar nicht so lange her, als ich mittendrin merkte, dass ich gedanklich ganz wo anders bin.

Danke für die Idee und den Mut, das aufzuschreiben.

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Gelöscht.

21.02.2016 um 00:18 Uhr

Einfach klasse! Voll aus dem Leben gegriffen. Wem ist das noch nicht passiert? Ganz egal, ob auf der aktiven oder passiven Seite, so etwas kann immer wieder mal vorkommen.

 

Wie wunderschön ist es dann, wenn der Partner versteht, innehält, nachfragt ... und somit auffängt, was durch die eigenen Gedankenkreisel in Turbulenzen geraten ist. In dem Moment, wo sie sieht, dass sie gesehen wird, kullert eine Träne aus ihren Augen.

 

In diesem speziellen Fall fragen sich beide zunächst, was sie falsch gemacht haben. Dann folgt die Erkenntnis, dass nichts falsch ist. Manchmal liegt es einfach an der Tagesform, dass man sich nicht fallenlassen kann. Das ist nicht schlimm. Das ist normal.

 

Danke für einen Mut, das hier auf den Punkt zu bringen.

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Schattenzeilen

Autorin. Teammitglied.

21.02.2016 um 00:18 Uhr

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dienerin

Autorin. Förderer.

21.02.2016 um 00:47 Uhr

Danke

Eine unglaublich dichte und gefühlvolle Geschichte

Danke Hexlein, klasse gemacht

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Schattenwölfin

Autorin. Förderer.

21.02.2016 um 09:34 Uhr

Für die Kürze des Textes ist er ganz schön vollgepackt: Die Freiheit der Entscheidung, jemandes Sub zu sein und sich in Ketten legen zu lassen. Die Notwendigkeit/Entbehrlichkeit von Regeln und Absprachen. Die Blockade. Und am Ende der aufmerksame Dom, der eher sich infrage stellt als seine Partnerin.

 

Mit der Frage, ob es richtig war, kein Safeword vereinbart zu haben, zeichnet sich die Blockade erstmals ab, sodass ich diesen Punkt durchaus schlüssig finde. Ebenso sein Einfühlungsvermögen, Dank dem er sie von ihrem Gedankenkarussell herunterholt. Anders geht es mir mit den einleitenden Worten rund um die eigene Entscheidung. Hier erkenne ich keinen Zusammenhang mit dem Rest der Geschichte; das hätte in meinen Augen entweder vertieft oder weggelassen werden müssen.

 

Die Blockade an sich zum Thema zu machen ist stark. Sabber, Zewa, raus … so schnell kann es gehen, jedem von uns.

 

Wölfin

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hexlein

Autorin.

21.02.2016 um 10:17 Uhr

Danke für die so positiven und konstruktiven Kommentare

 

@Wölfin

 

Für mich war gerade die Einleitung wichtig, da hier bereits die Erzählerin ja nicht "bei der Sache" ist. In ihrem Kopf vermischen sich Erinnerungen und Gedanken schiessen durch den Kopf, lassen sie sich selbst bereits fragen nach dem "falsch" und dem "richtig".

Sie ist nicht erst beim Einkaufszettel "draussen". Sie ist eigentlich nie "drinnen"

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Quälgeist

Autor.

21.02.2016 um 13:25 Uhr

Sehr schön der Satz: "Gefühl und Verstand sind heute nicht eines." In einer guten Partnerschaft sollte nie der Verstand siegen! Und das hast du schön beschrieben, ihre Zweifel ( Safeword...), die sie nicht versteht und die dann eine so schöne Auflösung erfahren, weil ihr Partner sie 'fühlt'.

Ich hab es gern gelesen! Danke

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Söldner

Autor. Korrektor.

21.02.2016 um 15:28 Uhr

Deine Geschichte zeigt mir in gut gemalten Bildern eine Sehnsucht nach etwas Umfassenderem, etwas Weiterem als dem Leben im eigenen Ich. Wahrscheinlich hebt sich dieser Vorhang in bestimmten Situationen ein wenig, zum Beispiel beim Spiel im SM. In diesem Moment scheint alles perfekt, rund, umfassend und gut, aber der Vorhang senkt sich auch wieder, manchmal in Situationen, in denen man es am Wenigsten erwartet. Das ist so, denn letztlich ist jeder Mensch ein Mensch und nicht zwei Menschen oder ein „Wir“.

Danke, Supertext.

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