Den Begriff „totes Forum“ finde ich ehrlich gesagt etwas unpassend, wenn man eine fundierte Antwort auf die Frage erwartet, ob und in welchem Umfang man eine BDSM-Beziehung 24/7 leben kann. Wie auch Dienerin schreibt, haut man eine Antwort auf diese Frage nicht „mal eben so“ raus wie eine schnell hingehuschte SMS.
Aber wenn ich Zeit habe, sammle ich gerne meine Gedanken dazu. In der Vorweihnachtszeit ist die Zeit aber manchmal knapp. So, nun zum Thema.
Wahrscheinlich kann man vieles unter 24/7 verstehen. Ich verstehe darunter, dass es Dinge oder Symbole gibt, die einen jederzeit an die Rollenverteilung in der Beziehung erinnern, ohne dass man die Machtverschiebung jederzeit aktiv lebt. Aber beide Partner können wann immer sie wollen durch Worte oder Gesten den BDSM-Modus aktivieren. Das kann durchaus mehrmals täglich sein, dann kann da auch einmal ein, zwei Woche Ruhe sein. Oft reicht es ja, dass der eine Partner den anderen mit einer kleinen Äußerung, einer Andeutung oder einer Geste daran erinnert, um die ungleiche Machtverteilung zwischen den Partnern für einen kurzen Moment in Erinnerung zu rufen. Und dann es gibt Zeiten, da spielt man die Rollenverteilung aktiv und intensiv über ein paar Stunden.
Im Vordergrund steht für mich immer noch die Partnerschaft, die durch BDSM nur ergänzt und bereichert wird. Eine aktiv gelebte 24/7 Rollenverteilung wäre für mich persönlich nicht erstrebenswert. Dies ließe mir keinen Platz für die alltäglichen Dinge, die für mich in meiner Partnerschaft genauso wichtig sind: Gemeinsame Zeit mit den Kindern. Gespräche über die Sorgen und Probleme des Alltags, die einen als beschäftigen. Gemeinsames Planen des nächsten Urlaubs, gemeinsame Zeit mit Freunden als ein ganz normales Paar.
Ein abschließbarer Halsreif oder ein Keuschheitsgürtel können dabei Symbole sein, die beide stets an die ungleiche Machtverteilung in der Beziehung erinnern. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sobald meine Frau mir einen Peniskäfig anlegt, ich mich ihr unterworfen fühle und mir der Rollenverteilung in unserer Partnerschaft bewusst bin - 24/7. Und mit zunehmender Tragedauer macht sich die unterschiedliche Machtverteilung dann auch im Alltag mehr und mehr bemerkbar. Das Stichwort wäre hier FLR (female led relationship) – das ist sicherlich ein Form, in der BDSM 24/7-tauglich ist. Nur jedes Paar muss für sich selbst entscheiden, wo die Grenzen sind und wie weit man gehen möchte. Bei uns besteht trotzdem ein guter Teil der Zeit immer noch aus normaler Partnerschaft.
Nachdem ich mich jetzt mit meinen Gedanken zu 24/7 ausgelassen habe, bin ich natürlich gespannt, ob auch andere ihre Gedanken und vielleicht auch Erfahrungen preisgeben wollen.
Wiking