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Zwanghaft (Teil 1)

Eine Entlassung nach mehrjähriger Haft ist nicht so einfach, wie man es sich vorstellt. Denn Freiheit kann auch bedrohlich wirken. Gerade dann, wenn man am Tor erwartet wird von einem Mann, den man gar nicht richtig kennt. Und der Vorlieben hat, vor denen man im Knast gewarnt worden ist. Wie findet man Frieden, wenn man das gewohnte Umfeld verlassen hat?

Eine BDSM-Geschichte von Mirador.

  • Info: Veröffentlicht am 20.02.2011 in der Rubrik BDSM.

  • Folge: Dieser Text ist Teil einer Reihe.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.

Marie von Ebner-Eschenbach

 

***

 

 

„Frau Saalkamp! Ihre Entlassungspapiere sind fertig. Packen sie ihre Sachen und kommen sie zur Schleuse!“ Asta Berner lässt die Tür offen stehen. Die Stimme der Oberaufseherin des Frauentraktes der Justizvollzugsanstalt Lauerhof reißt mich aus meinen Gedanken.

Ich, Silvia Saalkamp, werde heute den Knast verlassen. Entlassung auf Halbstrafe wegen guter Führung und guter Sozialprognose. Was für eine Wortschöpfung. Ein letzter Blick in den Spiegel. Macht der Knast einen alt? Als ich „einflog“, wie man im Knastjargon sagt, war ich vierundzwanzig Jahre. Nun bin ich dreißig und drei Tage. Eigentlich ein schönes Geburtstagsgeschenk, das mir Vater Staat da gemacht hat. Meine Augenwinkel verlängern sich in kleinen Falten. Der Lidstrich? Ich habe nicht mehr soviel Übung, und für wen soll man sich hier auch rausputzen?

In meiner Tasche knistert es. Ich atme tief ein. Der Zettel. Ihn zu haben fühlt sich gut an.

Das rosafarbene Kostüm, das ich als einziges Kleidungsstück aus der Zeit vor meiner Verurteilung besitze, passt mir noch immer leidlich. Im Knast sind Diäten nicht so leicht durchzuhalten. Der Rock ist zu kurz und die Nylons betonen meine Beine mehr, als sie es verdienen. Draußen regnet es leicht. Ich schiebe die Koffer auf den Gang. Gundel, unsere Kalfaktorin, hat einen Rollwagen beschafft, auf den ich sie lege. Die Tasche obendrauf.

„Machs jut, Kleene! Und lass dich nicht flachlegen!“ lacht Gerda Blohm von ihrem Malergerüst aus. Ich versuche zu lächeln. Die Lebenslänglichen haben es auch nicht einfach. 

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

11.11.2022 um 08:34 Uhr

Sehr spannend zu lesen. Bin schon neugierig auf Teil zwei.

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27.06.2021 um 07:28 Uhr

Schöner anfang bin gespannt wie es weiter Geht.

Aus dem Knast in die bewuste Abhängigkeit, ohne zu wissen was kommt.

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Gelöscht.

16.07.2019 um 01:31 Uhr

Ein nicht alltäglicher Schauplatz im Kontext von BDSM. Der Beginn dieser Geschichte glänzt mit emotionalem Tiefgang. Interessant, beide Perspektiven auf diese Weise, so ungewöhnlich nahe, fast schon mitzuerleben.

Bin gespannt, wie es weiter geht.

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hanne lotte

Autorin. Förderer.

11.01.2017 um 21:37 Uhr

Schon der Anfang der Geschichte hat mich sehr berührt. Die Anspannung ist fast greifbar. Beide, Silvia und Thomas, sind in ihrer Unsicherheit, ihren Zweifeln und ihren Hoffnungen eindrucksvoll beschrieben.

 

Es hat mich einiges gekostet, die Lektüre für diesen Text zu unterbrechen

 

Gruß

hanne

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Gelöscht.

11.01.2017 um 20:34 Uhr

Ich habe alle Teile in einem Rutsch gelesen. Deshalb ist es im Nachgang nicht so einfach jede einzelne Fortsetzung zu kommentieren.

Der erste Teil beginnt behutsam und nimmt dann rasch Fahrt auf.

Besonders schön ist die Sichtweise aus beiden Blickwinkel.

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Gelöscht.

14.05.2016 um 23:25 Uhr

Der Reiz entsteht im Kopf, Andeutungen entwickeln sich zu Leben, eine virtuelle Situation, ebend Kopfkino.

Bei Besichtigung in alten Burgen und Gefängnissen geht die Fantasie spazieren, hat mit der vergangenen Wirklichkeit nix zutun oder etwa doch. Ich weiß es nicht!

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Gelöscht.

02.01.2016 um 00:23 Uhr

Erstaunlich, so abseits das Thema und doch aus dem vollen Leben.

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Meister Y

Autor. Förderer.

03.11.2015 um 10:29 Uhr

Stark!

Allein die Idee, ein solches Thema hier auf die Schattenzeilen zu bringen, nötigt mir Respekt ab. Dann die Art, wie Du diese Begegnung, diesen Anfang beschreibst, wirklich großartig. Für mich ein wundervoller Beginn einer Geschichte, die danach schreit weitergelesen zu werden. Einer Geschichte, die diese ganz besondere, wirklich nicht alltägliche Situation der Entlassung mehr als realistisch wiedergibt.

Danke für diesen besonderen Einblick, für eine beginnende Resozialisierung, der etwas anderen Art.

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Gelöscht.

01.02.2015 um 01:32 Uhr

super anfang . danke schön.

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Gelöscht.

31.12.2013 um 13:28 Uhr

...mir gefällt es das die Geschichte von beiden Seiten gezeigt wird...

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